Keine Ahnung von Fußball? Bestens!

Walking Football? Wie funktioniert das denn? Diese Fragen stelle ich meinem Nachbarn Martin Hasse. Er ist seit vielen Jahren Ehrenamtler im TSV Schönberg, unter anderem Spartenleiter beim Walking Football. Er fragt mich, ob ich Walking Football nicht einmal ausprobieren will, um darüber zu berichten. Meine Antwort: Klar, ich bin neugierig und sportlich aktiv, allerdings vorwiegend mit meinen Nordic-Walking-Stöcken am Deich unterwegs. Eine Hürde sieht ich: Ich habe keine Ahnung vom Fußball und seinen Regeln. Für Walking Football ist das offenbar kein Problem. Im Gegenteil: „Das ist genau die richtige Voraussetzung dafür“, antwortet Hasse. Oberste Regel beim Walking Football: Immer in Bewegung sein: Für den Trainingstag hat sich Andreas Merle vom Landesfußballverband Schleswig-Holstein angekündigt. Der wirbt derzeit landesweit in den Vereinen für Walking Football und unterstützt Vereine mit Bällen und Trikots für die Spieler. Er übernimmt das Training der Männer und Frauen, die gemeinsam in einer Mannschaft spielen. Oberste Regel: Immer in Bewegung sein und natürlich nicht laufen. Das erfordert, wie ich bei den Aufwärmübungen schnell merke, vor allem Gefühl in Bein und Fuß. Außenspann, Innenspann, links, rechts wird der Ball von A nach B gebracht. Um den Ball am Fuß zu halten, braucht es ein wenig Gefühl, wie ich schnell merke. Denn schnell nimmt der Ball Tempo auf und ist weg. Es gibt beim Walking Football weder Torwart noch Schiedsrichter: Automatisch meldet sich der Reflex, zum Laufen anzusetzen, um dem Ball zu folgen. Doch das ist beim Walking Football verboten, ein bisschen Selbstdisziplin braucht es da. Es wird viel gelacht, die Pässe gelingen mit dem rechten Fuß ganz gut. Dann sollen wir auch den schwachen Fuß benutzen und schnell ist mir klar, ich kann es nur mit Rechts. Dann ist Anpfiff: Das Tor beim Walking Football ist halbiert in der Höhe, jeweils vier Spieler in gleichfarbigen Leibchen spielen in einer Mannschaft. Walking Football: „Das fühlt sich richtig gut an“: Es gibt beim Walking Football weder Torwart noch Schiedsrichter. Auf die ganz normalen Fußballregeln wie Ecke und Aus weisen die Spieler unter sich hin. Wie Susanne Brockmann. Sie ist seit Anfang an beim Walking Football dabei und gibt mir immer mal wieder ein Zeichen, wohin ich gehen sollte. Dabei gibt es durchaus auch mal ein Gerangel um den Ball, die Schüsse sind nicht zimperlich. „Bewegen, bewegen!“, höre ich. Ich stehe gut, treffe mit dem Innenspann und – Tor! Jubel. Das fühlt sich richtig gut an. Gleich weiter – immer in Bewegung bleiben. Ich frage meinen Mitspieler Gerd Wilkens, wie lang denn eine Halbzeit beim Walking Football dauert? Er lacht und weiß genau, weshalb ich frage. Mein Puls ist gut angestiegen, der Schweiß läuft mir die Nase herunter und die Herzfrequenz ist erhöht. Walking Football? Herzsport-Gruppe war zu langweilig: „Man kommt schon ganz gut ins Schwitzen, ne?“, fragt der Schönberg. Dabei dauert die erste Spielhälfte gerade mal zehn Minuten an, doch ich bin nicht traurig über den Abpfiff, muss ich gestehen. Auf meine Frage in der Pause, weshalb Gerd Wilkens aus Schönberg oder Willi Krohn aus Krokau Walking Football spielen, antworten beide: die Herzsport-Gruppe sei ihnen zu langweilig. Sie sollen sich laut Arzt sportlich betätigen, sich aber nicht überfordern. Genau für diese Zielgruppe sei Walking Football ideal, betont Andreas Merle. Das Motto laute: „Bewegt älter werden“. „Wir wollen Ältere wieder von ihrer Couch wegholen“, sagt Martin Hasse. Er berichtet über Untersuchungen eines Studenten der Sportwissenschaften an der Christian-Albrechts-Universität Kiel, die nachweisen, dass Walking Football die Koordination und Kondition fördert. Walking Football 2011 in England erfunden: Erfunden wurde Walking Football bewusst für ältere Menschen im Jahr 2011 in England, mittlerweile gibt es sogar Ligen in Walking Football, die „Gentleman-Variante des Fußballs“. Die Regeln sind im Grunde wie beim Fußball, nur das Laufen mit oder ohne Ball ist beim Walking Football verboten. Gespielt wird sowohl in der Halle als auch im Freien, auf kleineren Feldern und mit kleineren Toren. Planmäßig wird mit sechs gegen sechs auf einem Platz von 21x42 Metern gespielt, Anzahl der Spieler und Spielfeldgröße sind variabel. Der Ball sollte nicht über Hüfthöhe gespielt werden. Es gibt kein Abseits, keinen Torwart. Das Laufen beim Walking Football wird mit einem indirekten Freistoß bestraft an der Stelle, an der der Spieler gestartet ist. Ecken müssen sofort ausgeführt werden. Harter Körperkontakt und Fouls sollen vermieden werden, um das Verletzungsrisiko zu mindern. Walking Football beim TSV Schönberg immer mittwochs um 17.15 Uhr in der kleinen Halle: Ein Freistoß wird immer indirekt ausgeführt. Wenn der Ball das Spielfeld verlässt, wird er an Ort und Stelle gebracht, wo er das Feld verlassen hat. Mit dem Fuß wird der Ball durch Pass oder Dribbeln wieder ins Spiel gebracht. Nach dem Tor folgt ein Anstoß in der Mitte des Feldes. Man kann nicht aus der eigenen Hälfte punkten. Die Regeln beim Walking Football weichen schon mal örtlich voneinander ab, denn die Regeladaptionen zielen darauf ab, Verletzungen oder Überforderungen zu vermeiden. In Schönberg wird mittwochs, 17.15 Uhr, in der kleinen Halle Walking Football gespielt. Interessenten können einfach vorbei schauen und mitmachen. Ich hatte jedenfalls reichlich Spaß mit meinen Mitspielern und schließe eine Wiederholung nicht aus. Lesen Sie auch: Alle Nachrichten aus dem Kreis Plön.

Walking Football beim TSV - Keine Ahnung von Fußball? Bestens!