100 Jahre Nortorfer Stadtbücherei:Festakt zum Jubiläum im Oktober geplant

Die Stadtbücherei Nortorf punktet hundert Jahre nach ihrer Gründung mit einer digitalen Ausstattung. Leser haben auf der Internet-Plattform Zugriff auf 18.000 Medien der Bücherei, auf 400.000 Medien der Zentralbibliothek Schleswig-Holstein, die Brockhaus-Enzyklopädie und auf das Munzinger-Archiv. Die Verwaltung der Medien erfolgt seit 2018 über moderne Software. Finanziert wird die Bücherei über kommunale Mittel. Ortsverband für freies Bildungswesen: 379 Bücher aus zwölf Sachgruppen: Aus heutiger Sicht war das Angebot mager, das der Ortsverband für freies Bildungswesen zum Start der ersten Volksbücherei am 29. Oktober 1920 in der Ausleihe hatte. Die beiden Lehrer und Verbandsmitglieder Karl Boje und Gustav Friedrich Studt hatten im Juni 1920 mit der Planung begonnen. Das Startkapital betrug 800 Reichsmark, jeweils 300 Reichsmark gaben die Stadt und die Spar- und Leihkasse, 200 Mark der Verband. Bestückt wurde die Bücherei mit von der Wanderbücherei Berlin und von Privatleuten gespendeten Büchern. Über Lesegroschen, die für jede Ausleihe anfielen, wuchsen die Mittel zum Ausbau des Bestands. Weimarer Republik Die Stadt stellte der Initiative einen ungenutzten Klassenraum in der Mittelschule, heute das Haus der Vereine und Verbände im Schülper Weg, zur Verfügung. Bis 1934 war Gustav Friedrich Studt ehrenamtlicher Leiter. Auslöser für den Bücher- und Leseboom: 1919 hatte Erwachsenenbildung in der Weimarer Republik Verfassungsrang erhalten. „Der Bildungshunger war groß“, berichtet Archivarin Frauke Hildebrandt. „Vereine für Volksbildung schossen in ganz Schleswig-Holstein aus dem Boden.“ In Nortorf sei der Impuls für die Einrichtung der Bücherei aus dem Bildungsbürgertum gekommen. Die Aktenlage über die Stadtbücherei sei im Archiv eher dürftig, berichtet Frauke Hildebrandt. „Zweimal wurde in der Büchereizeitung über Nortorf geschrieben.“ Rudolf Kinau in Nortorf: Anfangs durften Bücher auch halb- und ganzjährig entliehen werden. Der Ortsverband stellte 1920 ein Lesungs- und Vortragsprogramm zusammen, bei dem auch prominente Plattdeutsch-Autoren wie Rudolf Kinau nach Nortorf kamen. Fünf Mal zog die Bücherei um, stellt Winfried Sarnow in der Nortorfer Chronik von 1981 fest: Aus dem Klassenraum ging es bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs den Clubraum von Tanck‘s Hotel, Lehrerinnen führten die Bücherei ehrenamtlich, die 1933 in den Besitz der Stadt übergegangen war, bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Nach fünf Jahren Pause wurde laut Chronik am 20. November 1950 in der Mittelschule eine Freihandbibliothek eröffnet. Kreisberufsschule: 1956 bekam die Bücherei im Dachgeschoss der Kreisberufsschule – heute Schülerinsel - in zwei Räumen auf 179 Quadratmetern Fläche eine neue Bleibe. In der Bauverwaltung des Amtes Nortorfer Land zeigt die Bauakte den Plan für das Gebäude in der Jahnstraße 5, der einen Meilenstein in der Wertschätzung dokumentiert: Die hauptamtliche Bibliothekarin Leni Dose engagierte das Lübecker Fotostudio Waßner, um in messerscharfen schwarz-weiß Fotos die maßgeschneiderten Möbel und mit Gemälden wohnlich eingerichteten Leseecken im 1950er-Jahre-Stil festzuhalten. Die robusten Regale und ein Stück des geschwungenen Tresens haben überdauert, sie sind bis heute Bestandteil des Bücherei-Mobilars. Die Fotos sind im Stadtarchiv. 1973 Umzug in die Amtsverwaltung Leni Dose zog mit der Bücherei nochmals um: 1973 ging es ins Erdgeschoss und das Untergeschoss der Amtsverwaltung in der Niedernstraße. Auf 290 Quadratmetern Fläche sind bis heute Abteilungen mit Romanen, Sach-, Kinder-, Jugend-, Hörbüchern und DVDs zu finden. Ulrich Reimer aus der Amtsverwaltung berichtet: Nach Leni Dose übernahm Sybilla Storm, zeitweilig in Doppelspitze mit Vera Hütte, die Leitung. Sybilla Storm stellte das Entleihsystem von Einsteckkarten im Bücherrücken auf Computer um. Melanie Fechner, von 2012 bis 2019 Leiterin, führte die Bücherei ins digitale Zeitalter. Ihre Nachfolgerin Frederike Harder plant das Jubiläumsjahr: Zum Start einer Ausstellungsreihe sind seit Januar Bücher zur Stadthistorie zentral in der Bücherei ausgestellt, im April werden Schülerprojekte gezeigt. Der Bücherflohmarkt am 14. und 15. Mai steht unter dem Motto 100 Jahre. Mehr aus Nortorf lesen Sie hier.

100 Jahre Stadtbücherei - Festakt zum Jubiläum im Oktober geplant