Amt Nortorfer Land: Bürger müssen Wege selbst reinigen

Jedes Jahr verwandelt vor einigen Häusern im Amtsgebiet kräftig sprießendes Grün Rinnsteine und Fußwege in biotopähnliche Flächen. Langwedel erinnerte in diesem Jahr mit einer gelben Karte in Postkästen die Anwohner an die seit erst 2019 in einer Satzung festgelegte Pflicht zur Straßenreinigung. Der Hinweis führte zu einer heißen Diskussionen. Anwohner verstanden ihn als Angriff auf ihre persönliche Freiheit, Vertreter der Gemeinde wurden öffentlich angefeindet. „Straßenreinigung ist kein Selbstzweck“, erklärte Ulf Nissen, Kanalisationsfachmann und Bauausschussvorsitzender auf einer Gemeindevertretersitzung in Langwedel. Ziel ist der Erhalt von kommunalem Eigentum. „Wenn Sand aus den Rinnsteinen nicht weggefegt wird, spült ihn Regen in die Sandfänge der Gullys. Verstopfen sie, muss die Gemeinde die Reinigung zahlen,“ erläuterte Ulf Nissen. Die Folgekosten für Reparaturen und Reinigung tragen alle Bürger. Er appellierte, im Sinne der Gemeinschaft fair zu handeln. Größere Gemeinden schalten die Amtsverwaltung ein: Erfahrung eines Gemeindevertreters in Timmaspe: „Es sind nicht die 80-Jährigen, die nicht fegen.“ Seine Befürchtung: Geht ein Anwohner mit schlechtem Vorbild voran, folgen die anderen Straßenanrainer nach. Größere Gemeinden schalten die Amtsverwaltung ein, um die Umsetzung der Reinigungssatzung einzufordern. „In größeren Gemeinden ist es für Bürgermeister schwierig, jeden persönlich anszusprechen,“ sagte Amtsrat Thorsten Manthey vom Ordnungsamt des Amtes Nortorfer Land. In Timmaspe wurde ein dreistufiges Vorwarnsystem für Bürger diskutiert: Per Brief von der Gemeinde in der Ampelfarbe grün, gelb oder rot sollen sie zur Reinigung aufgefordert werden, bevor das Amt hinzugezogen wird. Tenor: Anwohnern die Chance zum Aktivwerden geben. Auch in Emkendorf wird das Einschalten des Amtes als letztes Mittel verstanden. Keine Zunahme der Beschwerden: Sind die Diskussionen in den Gemeindevertretersitzungen über fehlendes Reinigungsengagement auch intensiv, eine deutliche Zunahme an Beschwerden über Straßenreinigungsmuffel kann Thorsten Manthey auf Amtsseite nicht feststellen. Wird das Amt eingeschaltet, erhalten Anwohner mehrfach schriftliche Hinweise, der Reinigungspflicht nachzukommen. Als Ordnungswidrigkeit eingestuft wird ein ungepflegter Rinnstein erst nach Rücksprache mit dem Bürgermeister. Der klärt vorher im Einzelfall die Hintergründe ab. „Bußgelder haben wir allerdings noch nie verhängt,“ berichtet Thorsten Manthey. Ein Brief vom Amt reiche in der Regel. Weitere Nachrichten aus der Region Rendsburg lesen Sie hier.