Arche Warder überzeugte erneut Projekt-Jury der Dekade biologische Vielfalt

2018 erhielt der Tierpark Arche Warder als Zentrum für alte Nutztierrassen erstmals die Auszeichnung. Im Juni 2020 entschied sich die Jury für die Rezertifizierung: „Unser Entwicklungsbericht überzeugte,“ berichtete Stefanie Klingel vom Tierpark. Ehre statt Finanzspritze: Mit einem Geldpreis ist das Zertifikat nicht verbunden. Eine Finanzspritze könnte der 40 Hektar große Park, in dem 1200 Tiere aus 80 unterschiedlichen Rassen gezeigt werden, gut gebrauchen. Seit Wochen wirbt die Arche Warder mit Plakaten „Rettet den Tierpark“ für Spenden, um Tierfutter finanzieren zu können. Ziel der internationalen UN-Dekade ist es, den weltweiten Rückgang der biologischen Artenvielfalt aufzuhalten. Der Weg der deutschen UN-Dekade: Sie will das gesellschaftliche Bewusstsein für die Artenvielfalt auf der Erde schärfen. „Bildung ist der Schlüssel dazu,“ erklärte Tierparkleiter Kai Frölich. Er ist überzeugt, das pädagogische Angebot im Tierpark weckt Interesse für die Verbindung von Naturschutz und Landwirtschaft: „Es ist so spannend wie Afrika, man muss es nur gut machen.“ Drei Laufkäfersorten siedelten sich an: Stefanie Klingel aus dem Pädagogikteam nannte das Beispiel Poitou-Esel: Beweiden die Tiere eine Fläche, entsteht dort Magerrasen. „Wilder Thymian, Flechten und Moose beginnen zu wachsen.“ Drei seltene Laufkäfersorten siedelten sich wieder an. Das seit Jahrtausenden funktionierende Zusammenspiel von Tier und Pflanzen habe zum Erhalt der Artenvielfalt beigetragen. Minister Jan Philipp Albrecht machte klar: „Bevor uns der Klimawandel erwischt, wird uns der Artenschwund erwischen. Den kann schon jetzt jeder am Insektenschwund nachvollziehen.“ Er mahnte: „Wie wir mit Ressourcen umgehen, das ist kein Spaß mehr.“ Kein musealer Charakter: Für Kai Frölich hat der Erhalt alter Rassen keinen musealen Charakter. Alte Nutztierrassen seien Bestandteil der globalen Entwicklung der Landwirtschaft. Um in Zukunft sieben Milliarden Menschen ernähren zu können, plädiert Frölich für die Trennung von extensiver und intensiver Landwirtschaft. Im extensiven Bereich sollen alte Haustierrassen aktiv eingesetzt werden. Hochleistungslandwirtschaft: In der Hochleistungslandwirtschaft der Zukunft dagegen werden ausgeklügelte, logistisch aufwendige High-Tech-Produktionsmethoden gebraucht, um etwa Böden je nach Zusammensetzung maßgenau Phosphat oder Stickstoff zuzusetzen, Futter passgenau für Tiere zu produzieren. „Es wird kompliziert“, sagte Frölich zur differenzierten Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Flächen voraus. Lesen Sie auch: Arche Warder: Wieder Gruppenführungen im Tierpark „Bei gleichbleibender Produktivität den ökologischen Fußabdruck kleiner machen, Verbrauch und Eintrag von Düngemitteln reduzieren“, nannte Jan Philipp Albrecht als Aufgabe in der Landwirtschaft. „Wir hoffen, dass die Europäische Union sich von einem in Schleswig-Holstein entwickelten Punktesystem inspirieren lässt.“ Ein Umbau der Agrarförderung sei dafür erforderlich. „Es darf keine Verlierer bei den Bauern geben.“ Mehr aus der Region lesen sie hier.