Ausgrabung bringt 1000 Jahre alte Fundstücke in Borgdorf-Seedorf hervor

Die Grabungsaktivitäten des Archäologischen Landesamtes auf der Wiese sind vorerst abgeschlossen. Ein Grundriss der sechs 2017 bei Probegrabungen entdeckten, 1000 Jahre alten Sachsenhäusern wurde freigelegt. Das Vorkommen von Sachsenhäusern ist im Norden eine Rarität. Ein geplantes Baugebiet wurde nach der Entdeckung gestoppt. Das 14 mal 14 Meter große Grabungsfeld soll jetzt zugeschüttet werden, kündigte Grabungstechniker Frank Heß vom Archäologischen Landesamt an. Das Gebäude wurde zwischen Mai und Oktober in sieben Schichten freigelegt. Der Boden war in Quadranten aufgeteilt und Schippe um Schippe per Hand in bis zu 80 Zentimeter Tiefe abgetragen worden. Dann war der Hausboden erreicht. Das Material wurde gesiebt. Aktuell reinigt Grabungstechniker Frank Heß vom Archäologischen Landesamt die Fundstücke in einer Waschstraße, die einem Goldsucherclaim gleicht. Spektakulärster Fund in Borgdorf-Seedorf: Hacksilber: Zuerst werden die 1000 Jahre alten Teile der Alltagsgegenstände aus dem Sachsenhaus in Wasser eingeweicht, dann mit Bürsten unterschiedlicher Größe sauber geschrubbt. „Die Scherben ziehen Wasser, sie werden im Anschluss drei Tage getrocknet, Metall wird in destilliertem Wasser aufbewahrt.“ Das spektakulärste Stück zwischen tausenden Keramikscherben und Tierbackenzähnen ist ein Daumennagelgroßes Stück Hacksilber: „Das war damals die Währung.“ Je nach Wert des Kaufgegenstandes gab man Teilstücke von Münzen, die zerschlagen – also „gehackt“ – wurden. Auch eine doppelschenklige Klappwaage aus Bronze gehört zu den außergewöhnlichen Funden. „Sie wurde bei Handelsgeschäften verwendet.“ Einen fein gearbeiteten, fast erhaltenen Spinnwirtel und Webgewichte in Boulekugelgröße entdeckte das Grabungsteam. Nun muss alles dokumentiert werden: Luftaufnahmen dokumentieren: Der Grundriss des in den Hang gebauten Hauses zeichnete sich in 80 Zentimeter Tiefe als klar begrenzter, dunklerer Bereich im helleren Sandboden ebenso ab wie der Standort der tragenden Holzpfosten, eine Feuerstelle und eine Abfallgrube vor dem Haus. Die Fotos legen nah, dass im Haus eine oder mehrere etwa handbreite Wände gezogen wurden. Die Analyse der aus dem Boden gewaschenen wie schwarze Wollfäden aussehenden Baumaterialien durch die Archäobotaniker des Landesamtes steht noch aus. Anhand der Streuung und des Erhaltungszustands der Fundstücke sei klar, dass das Haus in seinem letzten Stadium mit Abfällen verfüllt wurde. Den Grund für das Aufgeben der Unterkunft kann Frank Heß nur vermuten: Die Pfosten könnten im Lauf der Jahre instabil geworden sein. Nächste Aufgabe für Frank Heß: Jeden Schritt der Ausgrabung in einem Grabungsbericht dokumentieren. 300 Fotos, viele Luftaufnahmen, die sein Team von jeder freigelegten Schicht machte, müssen sortiert werden. Jedes Artefakt wird nach dem Trocknen gelistet, sein Fundort notiert. Der Code und das Fundstück werden in eine Kunststofftüte gesteckt und in Magazinkästen gesammelt. Aus Plänen im Maßstab 1:20 und 1:50 der unterschiedlichen Ebenen kann ein Modell des Hauses entwickelt werden. Wissenschaftler bewerten und interpretieren die Funde, sagt Frank Heß. „Ich bin nur Grabungstechniker.“ Fundstücke gehen zunächst nach Mainz: Die Fundstücke werden vor der Archivierung in Schleswig zur römisch-germanischen Prüfungskommission des deutschen archäologischen Instituts nach Mainz geschickt. „Wir haben die Hoffnung, dass es nach der Prüfung dort Mittel für eine weitere Ausgrabung gibt.“ Bis jetzt entstanden der Gemeinde durch die archäologische Grabung keine Kosten, nur durch die aktuell gestoppte Bauleitplanung, die 29.000 Euro verschlang. Die Grabung war Teil einer Prüfung des Grabungstechnikers Frank Heß. Aus seiner Sicht brächte eine Ausdehnung des Grabungsgebietes archäologischen Erkenntnisgewinn. Ältere geologische Darstellungen zeigen hinter den Sachsenhäusern einen halbrunden Wall. Heß vermutet eine Siedlung mit Wehranlage. Mehr Nachrichten aus der Region lesen Sie hier.