Ausgrabungen: "Hotspot der Archäologie" in Flintbek

Im Bereich des südlichen Ortsrandes von Flintbek entsteht ein neues Baugebiet. "Im B-Plan 50 wird Wohnbebauung auf mehr als 12 Hektar Land geplant", erklärte Bauamtsmitarbeiterin Sandra Dreier beim Pressegespräch, zu dem das Archäologische Landesamt am Mittwoch eingeladen hatte. Der Aufstellungsbeschluss sei 2017 gefasst worden, das beinhalte immer die notwendigen archäologischen Untersuchungen, führte sie weiter aus. Grabungsleiter Eric Müller war mit seinem Team fast fünf Monate vor Ort: Dafür ist Dr. Ingo Lütjens, Dezernatsleiter beim Archäologischen Landesamt und zuständig für die Kreise Rendsburg-Eckernförde, Plön, Dithmarschen, Steinburg, Pinneberg sowie die Stadt Kiel, der Planer. Seit knapp fünf Monaten arbeitet ein Team unter Anleitung von Grabungsleiter Eric Müller an den Ausgrabungen - mit großem Erfolg. "Der Bereich liegt an der bekannten Flintbeker Sichel, das ist eine langestreckte Gräberfeldkonzentration, die in einer ausgeprägten Geländesenke liegt. Daher wussten wir, dass etwas zu finden sein könnte", erklärte Lütjens. Im Frühjahr begannen die umfangreichen Arbeiten, nach und nach wurden die Archäologen fündig. "Aber mit diesen Funden haben wir nicht gerechnet. Das ist ein Hotspot der Archäologie", strahlte er. Und fügte noch hinzu: "Aufgrund ungewöhnlicher Erhaltungsbedingungen gelangen bei den archäologischen Untersuchungen sehr bemerkenswerte Beobachtungen, die einen neuen und ungewöhnlichen Einblick in eine Siedlung der Völkerwanderungszeit im 4. bis 5. Jahrhundert nach Christus erlauben." Drei Gehöfte und eine Zisterne gehören zu den besonderen Funden: Genauere Informationen hatte Grabungsleiter Eric Müller parat. "Wir konnten drei Gehöfte mit Wohn- und Wirtschaftsgebäuden freilegen, die zu einer losen, weilerartigen Siedlung gehören." Unter anderem sei ein Korridorhaus dabei gewesen. "Davon gibt es nur vier Fundstellen im Land." Müller betonte: "In diesen Senken befindet sich enormes Potenzial. Besonders bei der Zisterne sieht man die einzelnen Schichten, zwischen ihnen liegen Tausende von Jahren, aber die gleiche Nutzung", erklärt Müller. Zu den Funden, die inzwischen in Depots gelagert werden, gehören auch viele Gefäßscherben. "Das sind Reste von Gefäßen, die beim Wasserholen kaputt gegangen sind." Besondere Bedeutung besitzt seiner Meinung nach die Zisterne mit einem Durchmesser von etwa 25 Metern. "Diese Anlage deckte sicher einen Großteil des Wasserbedarfs der Siedlung, sie gehört als Nachweis zu den großen Raritäten dieser Zeit. Denn bislang konnten weder Siedlungen noch Gräber aus Völkerwanderungszeit im Raum Flintbek nachgewiesen werden", so Müller weiter. Für Lütjens steht fest: "Die Forschung beginnt jetzt, denn nun werden die Fundstücke nach und nach untersucht und auch archiviert. Wir werden in den kommenden Tagen noch zusätzliche Bodenproben nehmen, bevor die Ausgrabungsstätte wieder verfüllt wird." Für Thomas Wiggering, einen der Investoren des B-Planes 50, war die Ausgrabungszeit auch eine spannende Zeit. "Es ist erstaunlich, was dort alles gefunden wurde. Wirklich toll", fasste er die Ergebnisse zusammen. "Nun kann der B-Plan auf den Weg gebracht werden", erklärte Wiggering. Immer informiert: Lesen Sie alle Nachrichten aus der Region Rendsburg.