Babara Becker aus Bordesholm hat "Meine namibischen Jahre" publiziert

1996 war die Lehrerin Babara Becker als Entwicklungshelferin in das afrikanische Namibia gegangen, um vor Ort bei der Ausbildung der Lehrer zu unterstützen. 1990 hatte sich das Land von Südafrika gelöst und befand sich nicht nur im Bildungssektor in einem Nachholprozess. Die Gemeinde Bordesholm hatte Beckers Engagament damals mit der Verleihung einer Ehrenmedaille gewürdigt. Barbara Becker ist selbst Flüchtling: Als Flüchtling und noch dazu im Kindesalter sich fremd in einer neuen Welt fühlen, kennt die gebürtige Schlesierin Barbara Becker, die seit 1967 in Bordesholm lebt aus eigenem Erleben. Das Gefühl, nicht so richtig dazuzugehören, war eines der zentralen Themen in ihrem 2015 erschienenen Buch um eine Flüchtlingsfamilie in den 1950er-Jahren. Integration in Namibia fiel ihr schwer: "Beim Lesen meiner alten Unterlagen aus Namibia ist mir klar geworden, dass ich die aktuelle Integrationsproblematik hautnah selbst erlebt habe", erzählt die rüstige Pensionärin. Namibia sei die "wichtigste Zeit" in ihrem Leben gewesen. Euphorisch würde sie anderen davon auch immer erzählen. Aber: "Beim Lesen in meinen Aufzeichnungen bin ich aber völlig überrascht gewesen, wie schwer mir die Integration in Namibia tatsächlich gefallen ist. Ich brauchte viel Ausdauer." Vieles hat die Bordesholmerin gestört: Neben ihren Impressionen vom Land schreibt Barbara Becker auch über ihre Empfindungen und Gefühle. Kontakte zu knüpfen sei einfach gewesen, mit Englisch als Sprache und später Afrikaans sei sie gut zurecht gekommen. "Aber mit der Hitze dort, ans Dämmerlicht in den Büros und Gebäuden habe ich mich zunächst nur schwer gewöhnen können", erzählt Barbara Becker. Mentalität und Kommunikation der Menschen seien mir aber fremd gewesen. "Gestört hat mich auch das andere Ordnungsprinzip und Zeitverständnis in Namibia. Und offen kritisiert wird niemals." "Eine freundliche Atmosphäre hilft immer": Trotzdem habe man immer zueinander gefunden, sagt die 82-Jährige. "Eine freundliche Atmosphäre, die ein gutes Gefühl vermittelt, das Gespräch. Das half mir und der anderen Seite immer." Und es sei ja auch nicht so, dass die Menschen, die aus meiner Sicht anders sind, nichts schaffen. Die Alphabetisierung beispielsweise liege in Namibia mittlerweile bei über 90 Prozent, so Becker, die alle zwei Jahre immer noch das Land besucht. Ihre damaligen Bedenken können man in vielen Punkte auf die heutigen Probleme bei der Integration von Flüchtlingen ummünzen. "Es gibt so viele Parallelen", sagt die Pensionärin. Bordesholm: Freundeskreis macht gute Arbeit: In und um Bordesholm leben zwischen 200 und 300 Flüchtlinge, vor allem aus Syrien und Afghanistan. Aus dem örtlichen Freundeskreis hat sich die Pensionärin vor Jahren schon zurückgezogen. "Der Kreis um Pastorin Stefanie Kempf macht das aber toll", bewertet sie. "Ich will Mut machen, diese Freundlichkeit im Umgang verschiedener Kulturen zu pflegen." Das steigert den Erfahrungshorizont immens. Geduld, Zuhören und vor allem Verständnis seien wichtige Bausteine bei der Integration. Chance wegen Corona: Handeln überdenken: Das Buch von Barbara Becker ist für 8.99 Euro in der Ahlmannschen Buchhandlung in der Holstenstraße zu bekommen. Wegen der Corona-Pandemie verzichtet die Autorin derzeit noch auf eine öffentliche Vorstellung bei einer Lesung. "Mir als Hochrisikogruppe geht des im Moment sehr gut. Ich habe viel Zeit, um in meinen Texten zu lesen und zu schreiben", so die Pensionärin. Einmal pro Tag gönnt sie sich das Vernügungen, im Lustsee zu baden. Als problematisch empfindet sie, dass die Menschen "weniger schnacken". Als Chance sieht sie, dass Menschen ihr Handeln überdenken. "Man muss nicht dreimal pro Jahr in den Urlaub jeten oder auf Kreuzfahrtriesen unterwegs sein. Weitere Nachrichten aus Rendsburg lesen Sie hier