Blockheizkraftwerk in Nortorf: Kirchturm von Baustellen umzingelt

Im Zentrum von Nortorf sind viele Baustellen. Unterm eingerüsteten Kirchturm durchziehen Gräben den Parkplatz der Amtsverwaltung und den Rasen vor der Kirche. Mit den Erdarbeiten wird das Verlegen einer 280 Meter langen Fernwärmetrasse vorbereitet. Die Niedernstraße wird dabei für maximal zwei Tage aufgerissen, kündigte Matthias von Schassen von den Stadtwerken an. Bauen im Bestand birgt immer Überraschungen: Der Start in das 230000-Euro-Projekt lief langsamer an als geplant: Unter dem Parkplatz der Amtsverwaltung erwarteten die Stadtwerke-Mitarbeiter alte Fundamente und Bauschutt. „Bauen im Bestand birgt immer Überraschungen“, erklärte Matthias von Schassen, Abteilungsleiter Gas, Wasser und Wärme der Stadtwerke Nortorf. Es dauert zwei Tage, bis die Wandreste für den einen Meter tiefen Leitungsgraben weggestemmt waren. Blockheizkraftwerk liefert Strom und Wärme: Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) mit 300 Kilowatt Leistung liefert seit September 2019 im Keller der Amtsverwaltung Strom und Wärme, zunächst nur fürs Rathaus. Pro Stunde produziert das BHKW bis zu 45 Kilowatt thermische und bis zu 20 Kilowatt elektrische Energie, pro Jahr bis zu 600000 Kilowattstunden in 1000 bis 2500 Betriebsstunden. „Wir haben einen Nutzungsgrad der Energie von 90 Prozent“, erklärte Matthias von Schassen den Umweltschutzaspekt der Anlage. Sie verwertet die bei der Stromproduktion entstehende Wärme zum Heizen weiter. Zwei 2000-Liter-Speicher dienen als Puffer. Zum Vergleich: Ein konventionelles Gasheizkraftwerk hat einen maximalen Wirkungsgrad von 40 Prozent. Sechs Gebäude angeschlossen: Voraussichtlich bis Ende Juli werden die Kirche, das Alte Pastorat an der Großen Mühlenstraße, das Markushaus, das Kirchenbüro und das Pastorat in der Niedernstraße über Wärmetauscher angeschlossen. „Weitere Gebäude können wir über die Leitung nicht versorgen. Haben Anrainer Interesse, kann ein weiteres BHKW mit 150 bis 200 Kilowatt Leistung im Keller untergebracht werden“, sagte Ralf Seidel, Pressesprecher von den Stadtwerken ein. Leitungsmix liegt im Boden: Ralf Seidel zeigte in den offenen Gräben unterschiedliche Leitungen. „Wenn wir schon graben, dann verlegen wir vorausschauend.“ Niederspannungsleitungen, Breitband, Strom- und Steuerkabel für Elektroladestationen werden parallel gezogen, um die Baukosten von 250 bis 300 Euro pro Grabenmeter inklusive Bodenbelag möglichst effizient zu nutzen. „Die Tiefbauarbeiten sind der größte Kostenfaktor“, sagte Ralf Seidel. Die Nutzung des Kirchengeländes für die Rohrverlegung wurde vertraglich geregelt. Polyethylenrohre: Verlegt werden Polyethylenrohre (PE) mit einem Durchmesser von bis zu 6,5 Zentimeter. In ihnen leiten dünnere Rohre das 75 bis 85 Grad heiße Heizwasser unter Druck zu den Gebäuden. Hochdämmender Isolationsschaum hält das Wasser in zwei Rohren - dem Zu- und dem Ablauf – auf Temperatur. In Nortorf laufen zwei weitere BHKW: Im Schulzentrum seit 1998 und in der Lerchenstraße seit 2013. Mehr aus der Region Rendsburg lesen Sie hier.