Bordesholmer Altar: Kirchengemeinden wollen 500. Geburtstag feiern

Mit seiner Höhe von 12,60 Metern und den fast 400 geschnitzten Figuren handelt es sich beim Bordesholmer Altar um das höchste und figurenreichste Schnitzwerk seiner Art auf deutschem Boden Das Kunstwerk des Holzschnitzers Hans Brüggemann schmückte 150 Jahre lang die Klosterkirche Bordesholm. Seit 1666 ist es im Dom in Schleswig beheimatet. Von Juni 2021 bis Mai 2022 wollen Bordesholm und Schleswig mit einer Reihe von bemerkenswerten Veranstaltungen den Altar und seine Geschichte ins öffentliche Bewusstsein rücken. Wohin mit der "Ganz großen Kunst"? Seit fast zwei Jahren planen und erarbeiten die Klosterkirchengemeinde in Bordesholm sowie die Domgemeinde Schleswig das Mammutprogramm. Mit der Ausstellung „Ganz große Kunst – 500 Jahre Bordesholmer Altar“ sollte es eigentlich am 5. Juni in Bordesholm losgehen. „Der dafür vorgesehene Gewölbekeller ist nicht Corona-tauglich, es besteht keine Möglichkeit zum Durchlüften und viele Personen werden wir gemeinsam nicht hineinlassen dürfen“, betonte Nils Claussen, Mitorganisator in Bordesholm und Kulturbeauftragter der Gemeinde. Säulenfiguren kommen nach Bordesholm zurück: Die Ausstellung ausfallen zu lassen und auf 2022 zu verschieben, kommt für ihn eigentlich nicht infrage. „Bedingt durch Sanierung des Schleswiger Doms besteht die einmalige Chance, nach 355 Jahren die zwei Säulenfiguren, die tiburtinische Sybille und den Salomon – wenn auch nur für einen begrenzten Zeitraum – nach Bordesholm ,zurückzuholen‘ und im Original zu zeigen“, so Claussen. Verlegung in die Klosterkirche Bordesholm im Gespräch: Momentan überlege das Organisationsteam, die Ausstellung in die Klosterkirche zu verlegen. „Das ist eine Idee von mir, es ist noch nichts abgesprochen und viele Dinge müssen vorab geklärt werden“, betonte der Mitorganisator. „Allerdings kann die Ausstellung dann natürlich nicht drei Monate bis zum September laufen.“ Hohe Versicherungssumme für die Ausstellung: Die Kirchengemeinde müsste ihre Zustimmung geben, alarmgesichert sei die Kirche. Aufsichtspersonal müsste gefunden werden, zudem muss mit der Versicherung gesprochen werden. Die Versicherungssumme für die wertvollen Figuren beläuft sich allein auf 150 000 Euro. Platz biete das Gotteshaus im Altarraum genug. Zudem könnte dort auch der große Altarvorhang, den der Kulturverein Bordesholm 2008 zur Aufführung des mittelalterlichen Stücks „Anna von B.“ anfertigen ließ, in Szene gesetzt werden. Viertägiges Jugendprojekt geplant : Kopfzerbrechen bereitet dem Organisationsteam auch das Rahmenprogramm „Brüggemann-Sommer 2021“. „Wir können den Pandemieverlauf nicht vorhersehen, aber wir müssen planen. Das ist alles nicht einfach“, so Claussen. Beispielsweise ist geplant, im Juni und Juli Gastprediger einzuladen, die über den Altar sprechen sollen. Vom 12. bis 16. Juli ist das Jugendprojekt „Kultur macht stark“ geplant. Krimi-Dinner unter der Gerichtslinde: Und am 7. August ist unter der Linde eigentlich ein Krimi-Dinner mit fünf Gängen unter dem Motto „Wer hat das Christkind geklaut?“ vorgesehen. Lesen Sie auch: Geschichte voller Geschichten Dabei soll ein Kriminalfall aus dem Jahre 1571 mit zehn Tatverdächtigen, einem Richter und bis zu 50 „Schöffen“ inszeniert werden. Zudem plant, der Kunstkreis „gemeinsam-bildnerisch-experimentieren“ der Klosterkirche, die erste Wandlung des Altars neu bildlich zu gestalten und an den Vorhang zu montieren. Staffelübergabe an Schleswig im September: Am 28. August ist außerdem eine Brüggemann-Nacht mit einem vielfältigen Programm rund um Brüggemann und seinen Altar geplant. Am 11. September ist eine „Staffelübergabe“ an Schleswig vorgesehen, tags drauf ist mit den Schleswigern ein Treffen „auf halbem Weg“ im Martins-Haus in Rendsburg vorgesehen. In Schleswig geht der Veranstaltungsreigen bis Mai 2022 weiter. Friedrich I. stiftete Bordesholm das Kunstwerk : Hans Brüggemann schuf sein Kunstwerk von 1514 bis 1521 in seiner Werkstatt in Husum. Aber nicht nur wegen der Größe gilt das Stück als eines der bedeutendsten Kunstwerke in der Zeit um 1500. Der Klosterkirche Bordesholm wurde der Altar von Friedrich I. (1471-1533), Herzog von Schleswig und Holstein sowie späterer König von Dänemark und Norwegen, und seiner Frau gestiftet. Altar komplettierte das herzogliche Gablege: Die Aufstellung des Retabels im Chorpolygon des Augustiner Chorherren-Stifts in Bordesholm bildet nach der Stiftung eines neuen Chorgestühls durch Friedrich I. und Anna von Brandenburg und der Errichtung eines gemeinsamen Kenotaphen über dem Grab der früh verstorbenen Ehefrau den vorläufigen Abschluss der Ausgestaltung der Kirche zur monumentalen herzoglichen Grablege. 1666 ging das Kunstwerk nach Schleswig: Nachdem aber das Kloster in Bordesholm im Zuge der Reformation aufgelöst und die Fürstenschule, die die Räume anschließend nutzte, zugunsten der Kieler Universität 1666 aufgehoben wurde, ließ der Gottorfer Herzog Christian Albrecht das Meisterwerk im selben Jahr im Schleswiger Dom aufstellen. Passions- und Auferstehungsgeschichte steht im Vordergrund: Die geistliche Aussagekraft und künstlerische Vollendung ist nach Expertensicht ohne Parallele. Inhaltlich wird die christliche Heilsgeschichte von Adam und Eva bis zum Jüngsten Gericht präsentiert. Lesen Sie auch: Bordesholmer Marienklage vor imposanter Kulisse Im Zentrum stehen die Passions- und Auferstehungsgeschichten der Evangelien von der Gefangennahme Jesu bis zu den Erscheinungen des Auferstandenen. Das Mittelfeld hebt Kreuztragung und Kreuzigung durch größere Formate hervor. Über der Kreuzigungsszene thront Maria als Himmelskönigin.