Brücke bietet neues Wohnprojekt für Menschen mit Behinderung

Sie sind in erster Linie Mieter mit allen Rechten und Pflichten und haben das Hausrecht - Menschen mit Behinderung und Pflegebedarf können beim Verein Brücke Rendsburg-Eckernförde in eigenen Wohnungen leben und so ein weitgehend selbstbestimmtes Leben führen. Der Unterstützungsbedarf steht bei dieser neuen Wohnform nicht im Vordergrund. Sieben Mieter in zwei Häusern: Die jungen Erwachsenen konnten sich ihre Wohnungen aussuchen, die Räume gestalten und den Betreuungsanbieter oder auch den Telefonanbieter frei wählen. Sieben Mieter bewohnen seit einem Jahr eigene Wohnungen in zwei Häusern in der Büdelsdorfer Hollerstraße West. Die Alternative zu Wohnheimen kommt so gut an, dass die Brücke jetzt für ein Nachfolgeprojekt weitere Wohnungen in der Rendsburger Kaiserstraße baut. Wunsch der Angehörigen: Hintergrund des Angebots war nach Angaben der Brücke der Wunsch einer Angehörigengruppe im vergangenen Jahr. Eltern junger Erwachsener mit Behinderung waren auf der Suche nach passenden Wohnformen für ihre Kinder, die neben ihrer Behinderung auch gleichzeitig einen Pflegebedarf haben. Die Mutter einer 34-jährigen Frau mit Down-Syndrom berichtet in einer Mitteilung der Brücke: „Wie viele Menschen in ihrem Alter wollte meine Tochter selbstständig sein, wollte in den eigenen vier Wänden leben. Wir haben ein gutes, offenes Verhältnis zueinander. Aber zur Erwachsenen wird man selbst wohl erst, wenn man auf eigenen Beinen steht.“ Auch für Menschen mit Behinderung sei es schön, Gäste zu empfangen oder ein und auszugehen, ohne sich jedes mal erklären zu müssen. Kontakte zur Nachbarschaft: Obwohl es ihr nicht leicht gefallen sei, ihre Tochter, die eine Betreuung braucht, in ein selbstständiges Wohnen zu entlassen, habe sie den Schritt gewagt. „Die Bedingungen, die das eigenständige Wohnen haben sollte, waren klar: Das neue Zuhause sollte nicht zu weit entfernt von ihrem Elternhaus und nicht zu weit von ihrem Arbeitsplatz liegen. Die Wohnung sollte stadtnah sein, um alle wichtigen Dinge fußläufig erledigen zu können.“ Jetzt genieße ihre Tochter die nachbarschaftlichen Kontakte, die auch durch den Gemeinschaftsraum im Haus gefördert werden. „Würde sie in irgendeiner Wohnung zur Miete wohnen und dort ambulante Betreuung erfahren, würde sie vermutlich vereinsamen“, so die Mutter. Das Wohnprojekt in der Hollerstraße sei genau zum richtigen Zeitpunkt für ihre Tochter gekommen. „Wir werden älter und irgendwann wäre es uns wohl schwergefallen, umfänglich alles das zu leisten, was unsere Tochter braucht und möchte“, sagt die Mutter. Weitere 56 Wohnungen im Bau: Im Neubau der Brücke in der Rendsburger Kaiserstraße entstehen derzeit insgesamt 56 Wohnungen. Der Verein bietet die Pflege und die Betreuung von Menschen mit Behinderung oder Pflegebedarf an. Die Nachfrage nach den Wohnungen sei sehr groß, für Menschen mit geistiger Behinderung seien aber noch einzelne Wohnungen frei. „Es ist das Ziel, eine vielfältige Hausgemeinschaft zu entwickeln“, heiß es in der Mitteilung der Brücke. Informationen zu diesem Wohnprojekt gibt es bei der Brücke Rendsburg-Eckernförde: Tel. 04331/13 23 92 Mehr aus der Region erfahren Sie hier.