Corona: Geschäftsöfffnungen in Rendsburg lockte Kunden an

Spuckschutz an der Kasse, öffentlich zugängliche Desinfektionsmittelspender, markierte Wartezonen vor den Kassen: Die Geschäfte in Rendsburg haben auf die Hygiene- und Abstandsanweisungen bei der Wiederöffnung während der Coronakrise reagiert. Warteschlangen gab es vor dem Porzellanfachgeschäft Althaus. Angebote wegen Geschäftsaufgabe lockten Kunden an. "Tanzabstand" wie aus dem Kultfilm Dirty Dancing: Um kurz vor halb zehn rollte Dorothee Langbehn, Filialleiterin des Modegeschäfts Hold, die Kleiderständer in die Fußgängerzone Hohe Straße. Eine handgeschriebene Tafel wies auf die Abstandsregel hin. Maximal acht Kunden dürfen sich gleichzeitig in dem Geschäft aufhalten. „Ich hab schon am Freitag die Spiegel geputzt und die Fenster geschrubbt“, berichtete Dorothee Langbehn. Das Zitat „Das ist mein Tanzabstand“ aus dem Kultfilm Dirty Dancing erinnerte als Spiegelaufschrift an die richtige Distanz. Vor der Kasse zeigte ein aufgeklebtes Herz auf dem Boden den richtigen Standpunkt an. Großes Modegeschäft sperrt Obergeschosse ab: Axel Bornhöft, Inhaber des Modegeschäfts ID Sievers, hatte seinen Laden verändert: Nur im gut 700 Quadratmeter großen Erdgeschoss konnten Kunden einkaufen. Die Treppen in das 500 Quadratmeter große Obergeschoss waren mit Deko und Kleidung versperrt. Die Schwingtüren hatten Ein- und Ausgangsschilder, damit der Kundenstrom entzerrt wird. Alle Mitarbeiter trugen Schutzmasken. „Der Wiedereinstieg war freiwillig“, erklärte Axel Bornhöft. Er gab die Anweisung, nicht zu den Kunden in die Umkleidekabine zu gehen. Außerdem sollten die Verkäufer den Kundenstrom im Auge behalten und begrenzen. „Es soll nicht überlaufen“, betonte Axel Bornhöft. Die Abstandsregeln sollten unbedingt eingehalten werden. Verkäufer holten auf Anfrage Artikel zur Anprobe aus dem Obergeschoss. Vier Wochen lang nahm der Geschäftsmann keine Ware von Lieferanten an, die Regale und Ständer waren vormittags noch bestens gefüllt mit Frühlings- und Sommermode. Lieferservice für Bücher aufrechterhalten: Die Freude über die Wiederöffnung war Buchhändler Patrick Goeser ins Gesicht geschrieben – er lächelte ohne Maske aus sicherer Distanz: „Es tut mir gut, mit Kunden zu sprechen.“ Deutlich mehr Kunden als sonst an einem Montagvormittag besuchten sein Geschäft in der Einkaufspassage, in dem er dank zweier Eingangstüren eine Einbahnstraße einrichten konnte. Drei Kunden durften gleichzeitig stöbern: „Dann halte ich die Faustregel von zehn Quadratmetern pro Kunde ein.“ Seinen wegen Lieferservice erhält Patrick Goeser aufrecht - für alle Kunden, die in Quarantäne sind oder zur Risikogruppe zählen. Der Service habe das Überleben seines Ladens gesichert, weiß der Buchhändler. Wegen der Absagen der Konfirmationen rechnet er langfristig mit einem Abebben des Kundenstroms: „Konfirmationserinnerungsbücher werden dieses Jahr nicht gebraucht.“ Stoffe und Gummiband für Masken sehr gefragt: "Einer nach dem anderen" lautete Regel für Kunden im Stoffgeschäft Lillegard am Schloßplatz. Ein rotes Band vor der Eingangstür als Absperrung wie vor einem VIP-Bereich hing für genaue Einhaltung der Regeln bereit. „Wir haben keine zweite Tür, jeder Kunde soll das Angebot im gesamten Geschäft betrachten können“, erklärte Inhaberin Svenja Haseleu (43). Die Nachfrage nach Meterware und Gummilitze war am Montag hoch. „Alle wollen Stoffmasken nähen.“ Schon am Wochenende bekam sie per Mail und Facebook Anfragen. Sie appellierte an die Kunden, Geduld mitzubringen: „Wir machen abends länger auf.“ Den Lieferservice erhält auch sie aufrecht. Die Öffnung sei „echt erleichternd. Der persönliche Kontakt mit Kunden sei ihr wichtig. Offene Türen verlockten: Kundin Birte Cornelßen (69) hatte sich auf dem Weg zur Apotheke von den Auslagen eines Blumengeschäfts hinreißen lassen. Sie nahm spontan Margeriten mit. „Ich freue mich schon auf den Buchladen“, sagte die Rendsburgerin. Sie war mit Mundschutz in der Einkaufszone unterwegs: „Man schützt andere, das ist auch wichtig.“ Wohnmobilisten warten auf den Startschuss: Innenstadtbesucher Karsten Dierks (62) wartete mit seiner Schäferhündin Kaja in der Einkaufszone auf seine Frau, die nach dem Weg zur Sparkasse noch in der Drogerie einkaufte. „Mit Hund darf ich nicht ins Geschäft“, sagte der Jevenstedter. Er fragte sich, ob auch für Tiere Maskenpflicht gelten werde. „Erklären Sie das mal einem Hund.“ Karsten Dierks genoss den ersten Schaufensterbummel nach Wochen. „Endlich mal andere Sachen angucken als nur Lebensmittel.“ Angesichts der geöffneten Geschäfte wuchs die Hoffnung: „Wir wollten unterwegs sein mit dem Wohnmobil, wir warten auf den Startschuss.“ Er hatte Verständnis für die Hygienemaßnahmen: „Es hat einen Sinn, damit Leute geschützt werden.“ Jutta und Günter Neugebauer fokussierten sich auf den Einkaufszettel. Jutta Neugebauer hatte erstmals eine Maske auf. „Das ist noch ungewohnt, aber als Schutz wichtig.“ Kennen Sie schon die Post aus dem Newsroom? Den kostenfreien Newsletter der Kieler Nachrichten versenden wir Mo-Fr ab 17 Uhr. Hier können Sie sich für unser Mailing anmelden. Sie interessieren sich für Holstein Kiel? Dann melden Sie sich hier für den Newsletter " Holstein Kiel - Die Woche " kostenfrei an. Versand: jeden Freitag, 11.30 Uhr. 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Corona-Lockerungen - „Es tut mir gut, Kunden zu sehen“