Corona in Bordesholm: So geht Gechäftsfrau Sabrina John mit dem Lockdown um

Die Stimmung sei schlecht, auch Förderungen vom Bund seien unzureichend und die Anträge zu kompliziert, teilte der Handelsverband. Sabrina John hat in Bordesholm zusammen mit ihrer Schwester Angelika Kleen in der Einkaufsstraße das Geschäft Glanz & Gloria aufgebaut. Im Juli will der Laden seinen 13. Geburtstag feiern. Im Interview sagte die Geschäftsfrau, dass sie die Krise auch als Chance sieht. Trotz der Hygienekonzepte dürfen Geschäfte wir Ihres nicht öffnen, die Parkplätze der Discounter sind aber voll. Ist das gerecht? Sabrina John: Der Lockdown ist schwierig und eine extrem große Herausforderung. Die prognostizierten 500 Geschäftsschließungen halte ich für extrem niedrig. Ich sehe die Krise als Chance, es ist sowieso so wie es ist. Dabei bleibe ich optimistisch und konzentriere mich auf den Geschäftserhalt. Den Onlineshop habe ich aufgebaut, den Lieferservice extrem ausgeweitet. Man ist gefordert, noch kreativer als sonst zu sein. "Neiddebatte fange ich nicht an": Ich mache Werbung auf allen Kanälen im Bereich der sozialen Netzwerke und biete Click & Buy nach telefonischer Vereinbarung von Montag bis Freitag an. Klar, ich finde es nicht schön, dass Discounter aufgerüstet haben und Abstände dort nicht eingehalten werden. Eine Neiddebatte fange ich aber nicht an. Das Herbst- und Wintergeschäft war nicht gut, mit unseren Lieferanten haben wir einen gemeinsamen Weg aus der Krise gefunden. Die Ordermengen für den Herbst werden etwas geringer ausfallen. Der Verband hält die Hürden für Überbrückungsgeld vom Staat für zu hoch. Ein Geschäft, das weniger als 40 Prozent Verlust macht, geht leer aus. Bei der ersten Runde der Überbrückungshilfen im vergangenen Jahr sind wir durchs Raster gefallen. Mein Laden hält sich momentan durch Rücklagen über Wasser. Die Einnahmen über Online oder Click & Buy helfen, sie sind aber nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Die von Wirtschaftsminister Altmaier angekündigte neue Unterstützung ist zum Erhalt der Geschäfte zu niedrig. Was überhaupt gefördert wird, ist momentan unklar und undurchsichtig. Den Antrag gibt es ohnehin derzeit noch nicht. Auch unser Steuerberater tappt dabei noch im Dunklen. Insgesamt sind die Beantragungswege zu kompliziert, es ist also unklar, ob wir überhaupt eine Hilfe bekommen. • Corona lässt die Immobilienpreise in Schleswig-Holstein steigen • Aktuelle Zahlen und Grafiken: So entwickelt sich das Coronavirus • Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Haben Sie das Gefühl, dass die Bürger dem Einkaufsstandort Bordesholm weiter die Treue halten? Wir sind sehr zufrieden mit der Unterstützung der Bordesholmer und der vielen treuen Stammkunden aus dem Land. Nur gemeinsam können wir die Krise überstehen und den Ort in seiner Lebendigkeit erhalten. Vielleicht haben wir besondere Kunden. Die lassen sich die Stimmung nicht vermiesen, denken eher positiv. Das ist ja auch mein Motto. Und man spürt, dass die Menschen derzeit wieder Lust haben, zum Shoppen oder Bummeln loszugehen. Deshalb hoffe ich auf ein baldiges Ende der Zwangsschließung. Nach dem ersten Lockdown hatten wir von April bis Oktober eine sensationelle Saison. Laut einem Stufenplan der Landesregierung sollen ab 15. Februar Friseure, körpernahe Dienstleister und Kitas und Schulen öffnen dürfen – sollte der Wert für die 7-Tage-Inzidenz sieben Tage stabil unter 100 liegen. Für eine Öffnung der Geschäfte muss der Wert sieben Tage unter 50 liegen – was halten Sie davon? Damit sind wir ganz und gar nicht einverstanden und finden es nicht gerechtfertigt, dass körpernahe Dienstleister früher öffnen dürfen. Der Einzelhandel hat hohe Auflagen bei den Hygienemaßnahmen und eine Ansteckung konnte dort bisher nicht nachgewiesen werden, sondern immer eher im privaten Bereich. Wir können alle Regeln einhalten, um Kunden zu schützen. Lesen Sie auch: Trotz Lockdown: Kieler Einzelhändler demonstrieren Optimismus Es gab bei uns im ersten Lockdown eine Desinfektionsstation. Sieben Personen dürfen in den 75 Quadratmeter großen Laden hinein. Und Kunden haben eher vor dem Geschäft gewartet und gefragt, ob sie hereinkommen dürfen. Das alles sollte das Land auch in die Waage werfen. Wie haben Sie persönlich die Krise erlebt? Zwei komplette Schließungen sind hart und ein Ende ist vorerst nicht in Sicht. Was hilft Ihnen gegen die aufkeimende „Corona-Müdigkeit“? Nach dem ersten Lockdown war ich auch geschockt. Aber Langeweile und Corona-Müdigkeit kenne ich nicht. Neben der weiteren Geschäftsentwicklung bin ich viel an der frischen Luft. Ich bin jede freie Minuten am Meer, treibe viel Sport und lebe sehr gesund. Dadurch schöpfe ich viel Kraft und habe neue Ideen für die hoffentlich baldige Wiedereröffnung im März. Lesen Sie auch: Lage für Einzelhandel immer dramatischer: Keine Hilfszahlungen vor März Angst vor Corona habe ich eigentlich nicht. Und ich muss immer an den Satz von Oscar Wilde denken: Denn am Ende wird alles gut. Wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende. Dieser Spruch hängt bei mir zu Hause auf einem Holzbrett.