Experte rät zu Phosphorfällung und Sauerstoffbelüftung im Bordesholmer See

Der Bordesholmer See ist sehr nährstoffreich, hauptsächlich ist Phosphor das Problem. In den vergangenen beiden Sommern gab es jeweils Blaualgenblüten mit Badeverboten. "Der ökologische Zustand ist eine Fünf in Schulnoten ausgedrückt", so Stefan Sandrock. Er ist Biologe und Geschäftsführer von Bioplan, die im September von der Gemeinde den Auftrag für die Sanierung erhalten hatte. Aus seiner Sicht ist der Nährstoffgehalt im See dreimal so hoch wie er sein sollte. Sanierungsbeschluss in Bordesholm im Juni? : Im April will die Gemeinde das Konzept öffentlich vorstellen, im Juni eventuell bereits ein Sanierungskonzept festzurren. Für diesen Badesommer ist aber noch mit keinen Verbesserungen zu rechnen. Die Idee von Sandrock ist in drei Schritte gegliedert. Zunächst soll im Hauptzufluss Kalbach und anschließend im See der Phosphor durch Zugabe von Chemie gebunden werden. Aus seiner Sicht sollte man dabei Aluminiumverbindungen verwenden. Als Standort schlägt der Biologe dafür einen Container am Zulauf in der Wildhofstraße vor. Flocken sinken auf den Seeboden und bleiben dort: Im See soll die wässrige Chemielösung per Boot ausgebracht werden. Nach dem Verbinden mit dem Phosphor werde ein weißer Schaum im Wasser, ein bisschen wie Schnee, entstehen, der zu Boden sinkt und sich auf dem Sediment ablagert. "Nach ein bis zwei Wochen ist davon gar nichts mehr zu sehen", so Sandrock. Es werde sich mit dem Sediment verbinden und auch als Puffer dienen. In den vergangenen zwei Jahren haben sich wegen der warmen Sommer und dem daraus resultierenden Sauerstoffmangel viele Nährstoffe aus dem Sediment gelöst. Nach der Fällung gibt es ein dreimonatiges Fischereiverbot: Als Aluminiumchlorid- und auch Sauerstoffdepot schlägt der Bioplan-Experte das Gelände des Segelvereins in der Eidersteder Straße vor. Von dort soll das Fällmittel per Boot und der Sauerstoff per Rohren zu den tiefsten Stellen gepumpt werden. Das Sauerstoff-Verfahren im Tiefenwasser sei für stehende Gewässer relativ neu. Die Fällung sei seit 35 Jahren weltweit ein bewährtes Verfahren. "Und es gibt keine Spätschäden", betonte Sandrock auf kritische Nachfragen. Eine Einschränkung machte er allerdings: Drei Monate im Anschluss darf in Gewässern nicht gefischt werden. "Pflanzen im See kommen zurück" : Obwohl der Bordesholmer See innerhalb eines halben Jahres komplett sein Wasser austauscht und die Nährstofffracht durch den Kalbach ein Problem darstellt, ist der Biologe ziemlich vom Erfolg der einmaligen Maßnahme überzeugt. "Das Algenproblem bekommt man dadurch gut in den Griff. Durch das deutlich klarere Wasser kommen Pflanzen im See zurück. Ich gehe von einem Steigerungsfaktor von fünf bis zehn aus." Insgesamt sei alles ein Zugewinn für den Naturschutz. "Die Aufwertung von 70 Hektar Gewässer ist eine richtige Granate." 140,5 Tonnen Chemie sind notwendig : Dr. Stefan Sandrock räumte aber ein, dass für eine Nachhaltigkeit der Maßnahmen im See auch im Kalbach etwas passieren müsste. Etwa drei Viertel der Nährstoffe müssten verringert werden. Er sprach sich zudem dafür aus, dass mehrere Flächen in Seenähe aus der Düngung genommen werden müssten. Er sprach vor allem die Moorkoppel an. Bürgermeister Ronald Büssow (SPD) merkte an, dass Gespräche mit den Landwirten liefen. Sandrock wies auch darauf hin, dass große Tanklastzüge das Aluminiumchlorid anfahren werden. 140,5 Tonnen werden insgesamt laut seinen Berechnungen benötigt. Experte rät zu Karpfenverzicht: Und letztlich plädierte er auch dafür, der Karpfenbesatz im See zu stoppen. Diese Art sei mit 39 Prozent hauptsächlich im Bordesholmer See zu finden, in 2020 lag der Anteil sogar bei über 70 Prozent. "1,6 Tonnen Karpfen hat der Fischer gefangen", so Sandrock. Problem ist: Der Karpfen wühlt das Sediment auf und sorgt auch dafür, dass sich gebundene Nährstoffe wieder lösen. LLUR hat den Bordesholmer See nicht abgeschrieben : In Schleswig-Holstein sind Fällungen in See eher selten. Das machte Gudrun Plambeck, See-Expertin des Landesamtes für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume (LLUR) in Flintbek deutlich. "Wir waren da vorsichtig." Lesen Sie auch: Maßnahmen gegen die Algenpest lassen auf sich warten Sie bestätigte aber, dass in einem Fall, beim Behlendorfer See, das Phosphor stark zurückgegangen sei und die Vegetation zugenommen habe. Und sie machte auch deutlich: "Das Land hat den Bordesholmer See nicht abgeschrieben. Es müssen jetzt Anträge für Maßnahmen kommen." Initiative zeigte sich enttäuscht : Günter Stühmer, Sprecher eine Initiative zum Erhalt des Bordesholmer Sees, zeigte sich im Anschluss an die Vorstellung etwas enttäuscht. Stühmer und seine Mitstreiter machen sich seit zwei Jahren für eine Belüftung des gesamten Sees durch eine Sauerstoffzirkulation per Floß stark. Diese Methode hält der Experte für falsch, weil das Gewässer kein Tiefenproblem habe. Stühmer ist aber der Meinung, dass der See nur an ganz wenigen Stellen eine Tiefe von bis zu acht Metern habe und ansonsten sehr flach sei.