Die Kanalfähre „Kolberg“ ist am Wochenende an ihrem Anleger am Nord-Ostsee-Kanal eingeklemmt worden. Durch den Sog eines großen Frachters wurde die Fähre bei Landwehr so nach unten gezogen, dass sie mit starker Schlagseite an einem Dalben hängenblieb. Die Fußgänger und Radfahrer, die zum Unglückszeitpunkt an Bord waren, kamen mit dem Schrecken davon.
Wieso geriet die Kanalfähre "Kolberg" in Schieflage?
Da der Nord-Ostsee-Kanal bei Landwehr (Gemeinde Quarnbek, Kreis Rendsburg-Eckernförde) noch im sehr engen Profil von 1914 verläuft, kommt es dort bei der Passage von großen Schiffen zu teilweise erheblichen Sogwirkungen und Unterschieden beim Wasserstand.
So auch am Sonnabend gegen 18.20 Uhr, als der 204 Meter lange und 32,2 Meter breite Massengutfrachter „Star Laguna“ auf der Reise von Kiel nach Brunsbüttel an der Fährstelle vorbeifuhr. Der 50000-Tonner muss, da er zu den größten Schiffen im Kanal gehört, deutlich langsamer als andere fahren, die mit 15 Kilometer pro Stunde unterwegs sein dürfen.
Für die 1960 gebaute Doppelendfähre „Kolberg“ sind solche Passagen eigentlich nicht ungewöhnlich. Doch diesmal verhakte – durch einen von der „Star Laguna“ erzeugten Sog – genau auf dem niedrigsten Level der Welle die Metallschürze eines Dalbens an der Fährstelle mit der Bordwand.
Als das Wasser nach der Vorbeifahrt der „Star Laguna“ wieder zurückschwappte, wurde die „Kolberg“ mit einer Seite unter Wasser festgehalten.
Gab es solch eine Havarie in den vergangenen Jahren schon einmal?
„Der Kapitän der Fähre arbeitet seit 30 Jahren auf dem Kanal und hat so etwas auch noch nicht erlebt“, sagte Detlef Wittmüß, Leiter des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes (WSA) Kiel-Holtenau, KN-online.
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Geht der Fährbetrieb normal weiter?
Nach einer Überprüfung der Fähre konnte kurz nach Mitternacht der Betrieb mit Einschränkungen wieder aufgenommen werden.
„Es werden aber vorerst nur Fußgänger und Radfahrer mitgenommen. Wir werden uns die Fähre Anfang der Woche noch einmal genau anschauen und dann beraten, was geändert werden muss, damit sich so etwas nicht wiederholt“, sagte Wittmüß.
Hat die "Star Laguna" einen Fehler gemacht?
Die Wasserschutzpolizei nahm die „Star Laguna“ Morgen in Brunsbüttel unter die Lupe. Nach ersten Erkenntnissen hat die Besatzung des in Norwegen registrierten Frachters keinen Fehler gemacht.