Gemeinde Wattenbek verteilt Broschüre zum 800. Geburtstag an die Haushalte

Bürgermeister Oliver Kruse hofft, den 800. Geburtstag im Sommer 2021 beim Dorffest nachholen zu können. In der kommenden Woche wird aber zumindest an den runden Geburtstag erinnert – mit einer 28-seitigen Schrift, die die Haushalte im Briefkasten haben werden. Zwölf Autoren haben in den letzten vier Monaten für den Inhalt gesorgt. Es handelt sich um keine Chronik, die wissenschaftlichen Gesichtspunkten standhält. Das war auch nicht das Ziel. „Wir wollten das Leben im Ort darstellen und viele Dinge wertschätzen, die es zu erhalten gilt“, so Reiner Heyse. Und das ist gut gelungen. Nicht schön, aber mehr als lebendig: Torsten Föh, einer der weiteren Autoren fasst es so zusammen: Wattenbek sei als Sandwichbelag zwischen dem „großen Bruder Bordesholm“ und der „kleinen Schwester Brügge“ im eigentlichen Sinne nicht hübsch, aber eben funktional. „Es ist ein toller Rückzugsort für alle Einheimischen, das ein lebendiges Kulturleben und gute Nachbarschaft mit toller Gemeinschaft in einer schönen Umgebung zu bieten hat.“ Räucherkate ist Kulturgut: Die Kommune, dessen Einwohnerzahl sich von 1950 bis heute von 1386 auf knapp unter 3000 mehr als verdoppelte, verfügt über keine Kirche, Polizeistation, kein Museum oder Bücherei – dennoch gibt es historisch wertvolle Pfunde, mit den man wuchern kann. Da ist die die 1789 gebaute Räucherkate, die seit 1983 als Kulturgut ist. Bis 1995 ist das heutige Café bewohnt gewesen. In der großen Diele werden noch Schinken und Würstchen geräuchert. Der Kulturkreis Wattenbek ist Träger und Nutzer der Kate. Wattenbeker Stab und Schwert : Historisch einzigartig und bemerkenswert ist der „Wattenbeker Stab“. Der wurde 1952 im Dosenmoor entdeckt und lagert im Landesarchiv in Schleswig. Der 65 Zentimeter lange und kunstvoll geschnitzte Haselstock wird auf 1000 Jahre vor der Besiedelung Wattenbeks datiert. Nicht vergessen werden darf auch das legendenumwobene „Wattenbeker Schwert“ von 1414, das im Schleswiger Landesmuseum zu sehen ist. Hexenjagd, Mord und Elektrifizierung: Kleine Geschichten machen die Festschrift zudem aus. Volker Heidemann hat herausgefunden, dass es die erste Bürgerinitiative 1638 gegeben hat: Sämtliche Einheimische forderten damals von Herzog Friedrich III die erneute Folterung von Anneke Drewes, die der Hexerei verdächtigt wurde. Der Herzog erlaubte laut der Akten aber nur die „Schreckung“. Die Quellenlage, wann es in den Haushalten in Wattenbek zum ersten Mal elektrischen Strom gegeben hatte, ist nach Angaben der Autoren äußerst dürftig. Im Dezember 1925 dürften einige Haushalte am Netz gewesen sein. Denn in einer Zeitungsmeldung über einen Mord des Schreiners Hans Fr. wird eine „brennende Lampe“ erwähnt. Eine Kopie eines Rembrandt-Werks: Nationalsozialismus und Zwangsarbeiterlager sind auch Themen der Festschrift. Genauso wie die große Fabrik Helmecke, in der bis zu 350 Menschen beschäftigt waren und deren Feuerlöschteich in den 1950er-Jahren zum Schwimmbecken mit Sprungturm umgebaut wurde. Und da gab es noch den Maler Otto Ley, der eine Kopie der „Nachtwache“ von Rembrandt an einer Zimmerwand verewigt hatte, oder die Geschichte von Willi Howe, dem letzten Nachtwächter im Dorf, über „Mach mit“ und vieles mehr. Und: Wattenbek wird von drei Wählergemeinschaften „regiert“, politische Parteien gibt es in der Gemeindevertretung nicht – und der letzte Gemeindechef musste durch Losentscheid ermittelt werden. Die Ausgabe 800 Jahre Wattenbek gibt es auch hier. Weitere Informationen aus der Region Rendsburg lesen Sie hier