Gemeinschaftsschule: Von der Kronshagener Bühne ins Internet

„Die Wachen lachen, das müssen wir wiederholen“, sagt Theaterlehrer Jan Martensen. Der sechste Abbruch der Szene, in der von den Schauspielern Ernsthaftigkeit gefordert ist. Für Kamerateam Jonas Heine und Tom Pasewald, die als Schüler schon ihre eigene Filmfirma PW Films in Flintbek gegründet haben, kein Problem. Die Kamera läuft wieder, der nächste Take sitzt. „Prima, dann mal alles umbauen für die nächste Szene“, sagt Martensen. Der orientalische Till Eulenspiegel wird verfilmt: Schon 2019 hat er für den damaligen Jahrgang das Stück geschrieben. Im Mittelpunkt steht Nasreddin Hodscha. Er ist der orientalische Till Eulenspiegel, Prediger, Gauner, Richter, Lehrer und Clown in einer Person. Süßigkeiten kann er nicht widerstehen, er ist stur wie ein Esel, frech wie Eulenspiegel und kann hin und wieder auch mit der Dummheit der Schildbürger glänzen. Und doch überrascht er mit weisen Urteilen und einem hintergründigen Humor. „In der islamischen Welt ist der sympathische ältere Herr sehr bekannt“, sagt Martensen. Hodscha habe immer gute Lösungen für Konflikte und behandle die Menschen gut, was ihn zur sympathischen Hauptfigur macht. Das Stück zeigt, wie der Titelheld aufgewachsenen ist. Natürlich gibt es einen Erzfeind, Seher, diverse völlig bekloppte Palastwachen und Marktanbieter. Es gibt Bühnenkämpfe, Bauchtanz und jede Menge alte Leute, für die die Schüler von einer Visagistin extra das Altschminken gelernt haben. Lange Proben, viel Arbeit und keine Premiere: Im Frühjahr dieses Jahres sollte Premiere sein, die fiel coronabedingt aus, wurde in den Herbst verlegt und musste wieder abgesagt werden. „Einige ältere Schüler sind jetzt schon gar nicht mehr an der Schule“, sagt Martensen. So lange für ein Stück zu proben und es dann nicht zeigen zu können, das sei für alle Beteiligten sehr schade. Um das Stück trotzdem zu zeigen, nehmen wir es jetzt auf Video auf.“ Lesen Sie auch: 16 Jahre alt: Die jungen Filmemacher aus Flintbek Das stellt die über 100 Beteiligten vor besondere Herausforderungen. „Einfach durchspielen, aufzeichnen und veröffentlichen geht wegen Corona nicht“, sagt Martensen. In passenden Kohorten, mit Abstand und ausgetüftelten Kameraeinstellungen soll es trotzdem gelingen. „Viele Einzelszenen sind schon im Kasten, andere müssen warten, bis die Einschränkungen es möglich machen.“ Singen im Chor gehe derzeit beispielsweise gar nicht. „Wir nehmen die Sänger einzeln auf und schneiden es zusammen, um die fünf Lieder ins Stück zu bekommen“, erklärt der Regisseur. Theater investiert in neue Wege und hofft auf Spenden: "Für uns alle ist das komplettes Neuland, aber es macht auch richtig Spaß." Mehrere tausend Euro kostet das Projekt, das nicht nur gefilmt, sondern am Ende auch noch aufwendig geschnitten werden muss. „Tausend Euro haben wir von der Gemeinde Kronshagen dafür bekommen, über Spenden freuen wir uns natürlich immer“, sagt Martensen. Auch die ehemaligen Schüler konnte er gewinnen, für die Produktion noch einmal in die Schule zu kommen. „Auch diese Szenen lassen sich allerdings erst drehen, wenn die Corona-Einschränkungen wieder gelockert werden.“