Heimatdichter war ein Nazi

Aber die Gustav-Frenssen-Straße ist in der Region nicht der einzige Verkehrsweg mit einem problematischen Namen. "Büdelsdorf gehört zu den wenigen Gemeinden in Norddeutschland, die Gustav Frenssen immer noch mit einer Namensnennung ehren", sagte Günter Neugebauer, Landesvorsitzender der Vereinigung „Gegen Vergessen - Für Demokratie“. Viele Frenssen-Straßen in Deutschland bereits umbenannt: In ganz Deutschland seien die nach Frenssen benannten Straßen umbenannt worden sind, so zuletzt auch in Heide, Meldorf, Marne und Brunsbüttel. "Es ist an der Zeit auch für Büdelsdorf, die Zumutungen gegenüber den Angehörigen der Opfer der Nazi-Diktatur zu beenden." In vielen Städten und Gemeinden laufen Debatten über Umbenennungen von Straßen, Plätzen und Einrichtungen. Frenssen habe nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten das Gelöbnis „treueste Gefolgschaft für Hitler“ unterzeichnet und ab 1938 die Ausgrenzung und Vertreibung der Juden unterstützt sowie sich vehement für die Euthanasie, also die Ermordung kranker Menschen, eingesetzt, so die Vereinigung. Noch 1942 habe er sich in dem Buch „Lebenskunde“ mit der Menschenzucht auseinandergesetzt und die Vernichtung unwerten Lebens gefordert. Ungeist der Nationalsozialisten propagiert: Nach den Erkenntnissen der Landesarbeitsgemeinschaft von „Gegen Vergessen-Für Demokratie“ habe der Autor mit seinen Büchern den Ungeist der Nationalsozialisten propagiert und damit den geistigen Boden für die Ermordung unschuldiger Menschen bereitet. Dafür sei er von Hitler mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet und zum Ehrensenator des Reichsverbands deutscher Schriftsteller ernannt worden. Frenssen sei bis zu seinem Tod wenige Wochen vor Ende der Nazi-Diktatur ein gläubiger Anhänger Hitlers gewesen, so der Verein. Westphal: "Er war ein brauner Ideologe, den man ohne Probleme vergessen kann": Dr. Martin Westphal, Historiker und Chef der Museen im Rendsburger Kulturzentrum, teilt die Ansichten des Vereins. "Es ist ein Straßenname, der einem braunen Ideologen gewidmet ist", meinte der Historiker. Es mache bei Frenssen wenig Sinn, ein Schild unter den Straßennamen zu kleben, das auf die Rolle des Schriftstellers hinweise. Dafür sei seine Bedeutung zu gering. "Er war ein brauner Ideologe, den man ohne Probleme vergessen kann", meint der Historiker. Anders sehe es beispielsweise bei Paul von Hindenburg aus, so Westphal. Wegen seiner Rolle bei der Machtergreifung Adolf Hitlers wurde in Kiel vor einigen Jahren das Hindenburgufer in Kiellinie umbenannt. In Rendsburg gibt es immer noch eine Hindenburgstraße. "Paul von Hindenburg war eine absolute Person der Weltgeschichte", sagt der Museumschef. Wenn der Name erhalten bliebe, sollte ein Zusatz diesen Aspekt zusätzlich erläutern. Bürgermeister: Vor dem Sommer könnte Entscheidung fallen: Büdelsdorfs Bürgermeister Rainer Hinrichs ist sich bewusst, dass die Gustav-Frenssen-Straße problematisch ist. Bereits 2012 wurde das Thema in die Fraktionen gegeben, dann aber nicht mehr in den städtischen Gremien weiter diskutiert. "Als ich 2017 Bürgermeister geworden bin, kam kurze Zeit später das Thema wieder auf den Tisch", sagt der Bürgermeister. Allerdings wolle er nicht ohne eine Beteiligung der Anwohner eine Entscheidung treffen. "Ich habe mit mehreren Anwohnern bereits gesprochen, die das Problem schnell erkannt haben und gegen eine Umbenennung keine Einwände haben." Vor dem Sommer könnte bereits eine Entscheidung getroffen werden.

Gustav-Frenssen-Straße in Büdelsdorf - Heimatdichter war ein Nazi