Interview mit Klaus Onnasch: Wie umgehen mit Trauer in Corona-Zeiten?

Herr Onnasch, wie haben Sie sich selbst gefühlt, als sie den Mitgliedern Ihrer Trauergruppen mitteilen mussten, dass die persönlichen Zusammenkünfte wegen Corona nicht mehr möglich sind? Klaus Onnasch: Für mich war es sehr schmerzhaft, allen Trauernden einzeln die Absage der Gruppentreffen mitzuteilen. Gerade in dieser Zeit sind die Treffen besonders notwendig, um Erfahrungen mitzuteilen und sich gegenseitig zu ermutigen. Ich versuchte sofort, neue Wege der Kommunikation zu finden und kam dabei auf das gute alte Telefon. Wie sieht Ihre Trauerbegleitung nun in der praktischen Arbeit aus? Ich verabrede für die einzelnen Trauernden feste Gesprächszeiten am Telefon. Wir lassen uns dann füreinander Zeit und Ruhe. Bei mir zu Hause leuchtet dann ein Kerzenlicht, auch meine Gesprächspartnerin hat meist eine Kerze angezündet. Sie kann dann aussprechen, was sie in dieser Zeit belastet und bewegt. Solches Mitteilen erleichtert sehr. Viele sagen am Ende des Gesprächs, dass sie wieder Balance und Ruhe gefunden haben. Ich erinnere mich daran, dass im Ohr ja Hören und Gleichgewichtssinn biologisch miteinander verbunden sind. Insofern bieten einfühlende Gespräche am Telefon eine besondere Chance. Hinzu kommen Kontakte per E-Mail und Whatsapp. Menschliche Nähe, die Trauer unmittelbar mit jemandem teilen können – das ist durch Corona nur eingeschränkt möglich. Wie können Trauernde dieser Situation begegnen? Wie bereits erwähnt bietet jetzt das Telefon viele Chancen. Die Gruppe von jungen Erwachsenen hält auch über Videokonferenzen und Whatsapp miteinander regelmäßig Kontakt. Diese Zeit bietet besonders auch die Möglichkeit, mit der verstorbenen Person verstärkt in einen inneren Dialog zu treten. So können Trauernde zum Beispiel an gemeinsame Reisen denken, Fotos von solchen Reisen zusammenstellen und ein Reisebuch mit all den Erlebnissen gestalten. Die Schönheit der gemeinsamen Zeit kann dann wieder in den Blick kommen, aber auch belastende Erfahrungen können erinnert werden. Darüber kann dann wieder am Telefon gesprochen werden. Trauer geht auch mit einem Gefühl der Einsamkeit einher. Gleichzeitig sind viele Menschen in der aktuellen Lage sozial isoliert. Haben Sie Tipps oder Strukturen für den Alltag, damit die Isolation das Gefühl der Einsamkeit nicht noch verstärkt? Ein gutes Beispiel finden wir hier an dieser Kirche (Anm. Christuskirche in Kronshagen). Immer mittags um 12 Uhr werden die Glocken geläutet, dann können wir innehalten und aneinander denken. In manchen Gemeinden wird abends geläutet, die Menschen werden eingeladen, dann Kerzen auf das Fensterbrett zu stellen. iele fühlen sich dann miteinander verbunden. Manche haben vereinbart, immer am Dienstag um 10.10 Uhr zu meditieren und aneinander zu denken. Andere haben zu bestimmter Zeit die Ode an die Freude gesungen und gespielt: „Freude schöner Götterfunken.“ Eine besonders schöne Idee ist es, vor einem Altenheim zu musizieren, wie es auch in Kronshagen geschehen ist. Sie haben das Spielraum-Modell zur Orientierung in Zeiten der Trauer mitentwickelt. Bei dem Spielraum ist unter anderem die Rede von der Balance zwischen Gedanken an die Vergangenheit und Zukunft. Diese lässt sich momentan schwer planen. Was raten Sie für den Blick nach vorn? Ich möchte vorschlagen, sich die Zeit vorzustellen, in der wir uns nach der akuten Krise persönlich und frei wieder begegnen können, in den Gruppen, Vereinen, Organisationen. Ich möchte anregen, dieses Treffen als kleines Fest zu gestalten. Da können wir uns gemeinsam freuen, wir können auch austauschen, was wir in dieser Zeit erfahren und neu gelernt haben, zum Beispiel mehr Ruhe zu lassen, um innezuhalten, mehr Solidarität, um mit anderen mitzufühlen. Wir können uns ja jetzt schon auf solch ein Fest vorbereiten mit eigenen Beiträgen und Symbolen. Wir können uns schon darauf freuen und solch ein Fest innerlich vorwegnehmen. Stichwort Zukunft: Trauerfeiern konnten in den vergangenen Wochen nur im kleinen Kreis stattfinden. Sollte man diese Ihrer Meinung nach in einem größeren Rahmen nachholen? Das möchte ich sehr empfehlen. Dann kann der Verstorbene gemeinsam erinnert werden, Trauer, Dank und Freude über das Wiedersehen kann geteilt werden, auch kann ausgetauscht werden, was nach dem Verlust und nach der Krise für die Zukunft besonders wichtig ist. Ich möchte auch anregen, schon jetzt dafür mit noch unbestimmtem Termin eine Gaststätte zu reservieren und in Solidarität mit diesem Gewerbe einen Gutschein zu bezahlen. Trotz aller Umstände: Welche guten Erfahrungen haben Sie mit der jetzigen Form der Trauerbegleitung gemacht? Was hat Sie positiv überrascht? Mich hat beeindruckt, welche Chancen Telefongespräche zur Verständigung bei guter Einfühlung bieten. Viele Menschen haben mehr innegehalten, sich neu orientiert und danach gefragt, was wirklich wichtig ist im Leben. Vielfach hat die Solidarität zugenommen, und ich hoffe, dass das so bleibt auch über die Krise hinaus. Es gibt noch eine Redewendung, die jetzt vielfach gebraucht wird und Nähe stiften kann: „Fühle dich umarmt.“ Wie wichtig ist das Gefühl der Freude beim Umgang mit der Trauer? Freude entsteht oft schon, wenn es gelingt, anderen Erfahrungen und Gefühle mitzuteilen. Wenn wir dann verstanden und angenommen werden, dann fühlen wir uns erleichtert und gewinnen neuen Mut. Freude kann auch unser Immunsystem unterstützen und stärken. Gott sei Dank ist ja nicht alles abgesagt. Auf einem Plakat am Kieler Nordfriedhof steht: „Die Sonne ist nicht abgesagt. Der Frühling ist nicht abgesagt. Die Liebe ist nicht abgesagt.“ Das alles ist jetzt angesagt und zugesagt. 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März 2020: Musiker Brendan Lewes auf der KN-Bühne Sonnabend, 27. März 2020: Poetry-Slamer Florian Hacke auf der KN-Bühne Sonntag, 28. März 2020: Kinderliedermacher Matthias Meyer-Göllner auf der KN-Bühne Dienstag, 31. März 2020: Schauspieler Lasse Wagner auf der KN-Bühne Mittwoch, 1. April 2020: Sänger Reiner Bublitz auf der KN-Bühne Donnerstag, 2. April: Komödiantin Rafaela Schwarzer auf der KN-Bühne Freitag, 3. April: Musikerinnen Sophia und Bettina Günst auf der KN-Bühne Sonnabend, 4. April: Poetry Slamer Björn Högsdal auf der KN-Bühne Sonntag, 5. April: Intendant und Schaupsieler Tadeusz Galia auf der KN-Bühne Dienstag, 7. April: Musiker Peter Widereck auf der KN-Bühne Mittwoch, 8. April: Bauchredner Benjamin Tomkins auf der KN-Bühne Donnerstag, 9. April: Pianist Jens Schliecker auf der KN-Bühne Freitag, 10. April: Bühnenkünstlerin Kati Luzie Stüdemann auf der KN-Bühne Sonnabend, 11. April: Schauspielerin und Sängerin Viola Schnittger auf der KN-Bühne Sonntag, 12. April: Ozeanpianist Markus Jan Weber auf der KN-Bühne Dienstag, 14. April: Musical-Sängerin Claudia Piehl auf der KN-Bühne Mittwoch, 15. April: Clown Heiko Mielke auf der KN-Bühne Donnerstag, 16. April: Musiker Frederik Kleinschmidt auf der KN-Bühne Freitag, 17. April: Martine Lestrat erzählt von den Tücken der deutschen Sprache Sonnabend, 18. April: Fenja Schneider singt Piaf-Chansons Sonntag, 19. April: Schauspieler Horst Stenzel auf der KN-Bühne Dienstag, 21. April: Poetry-Slammerin Mona Harry auf der KN-Bühne Mittwoch, 22. April: Maya Mo und Sascha August auf der KN-Bühne Donnerstag, 23. April: Britta Poggensee bringt Platt auf die KN-Bühne Freitag, 24. April: Folkmusik - Lene Krämer auf der KN-Bühne Sonnabend, 25. April: KN-Bühne mit Björn Katzur und Möwen Immer informiert: Lesen Sie alle Nachrichten aus Rendsburg.

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