Kleiner Edeka-Laden Wriedt & Zelle in Alt-Bordesholm schließt im April

In der Bordesholm-Gruppe bei Facebook machte die Nachricht von der angekündigten Schließung schnell die Runde. Quasi ein Aufschrei ist den Statements zu entnehmen. In der vergangenen Woche sind die Mitarbeiter informiert worden. Alters- und gesundheitliche Gründe, aber auch der wirtschaftliche Aspekt, unter anderem ist der Umsatz in der Corona-Pandemie weiter zurückgegangen, sind für die Betreiber ausschlaggebend gewesen. Auch in den Neumünsteraner Stadtteilen Tungendorf und Einfeld werden die kleinen Läden zu machen. "Der Ortsteil wird ärmer" : Für Christoph Fischer, der am Lindenplatz wohnt, ist die Schließungsnachricht in Bordesholm eine echte Hiobsbotschaft. „Damit wird Alt-Bordesholm eine Nummer ärmer.“ Und nicht nur wegen der in Tungendorf noch handgemachten Brötchen, von denen über 20 Sorten immer offeriert werden. Weit und breit handele es sich in diesem Gemeindeteil um die einzige Einkaufsgelegenheit, die noch zu Fuß zu erreichen ist, erklärte Fischer. Drei Generationen aus seiner Familie kauften bei „Schlott“ ein, wie er hinzufügt. Vor Corona kamen viele Heimbewohner: Bewohner aus dem wenige hundert Meter entfernten Altenpflegeheim Klosterstift holten sich dort Kleinigkeiten, vielen kommen dabei mit dem Rollator. Der Waldkindergarten oder der Nachwuchs aus dem Bürgerhaus ebenso, berichtete Angelika Szekat-Berger, die bereits seit 17 Jahren dort arbeitet. In dem Laden gibt es noch Süßigkeiten einzeln zu kaufen – wie man es von Kiosken so kennt. „Und die Kinder kennt man dann so nach und nach.“ Es sei schon ein Stich ins Herz gewesen, als man am Dienstag letzter Woche unterrichtet worden sei. Nachbarschaftsladen wohl unrealistisch: „Hier hat Einkaufen noch eine soziale Komponente“, so Fischer. Mit mehreren Bekannten hat er bereits darüber nachgedacht, einen Nachbarschaftsladen zu initiieren. Lesen Sie auch: Seismograph der Stimmung in Kronshagen „Der Plan scheint aber unrealistisch zu sein, denn bei einer Neuverpachtung wären Umbau- und Modernisierungsarbeiten in einem nicht unerheblichen Rahmen notwendig.“ Ideen seien aber willkommen. Großeinkäufe finden in Discountern statt: Fischer hat Bürgermeister Ronald Büssow (SPD) kontaktiert. Der Gemeindechef betonte: „Eine Initiative der Gemeinde in diesem Fall ist schwierig.“ Jemanden für diesen Bereich gewinnen zu können, sei deshalb schwer, weil die Haushalte ihre Großeinkäufe in den großen Discounter machen. „Von den Resten kann man schwer leben“, verdeutlichte er. Familie Schlott über drei Jahrzehnte aktiv: Der Verkauf im kleinen Edeka-Laden wird normal bis April zu den gewohnten Zeiten weiterlaufen. „Im letzten Monat ist dann ein Abverkauf vorgesehen“, teilte Angelika Szekat-Berger mit. Wie es ab Mai weitergeht, ist unklar. Eigentümerin Brigitte Schlott, die mit Ehemann Thomas das Haus 1964 gekauft und das Geschäft bis 1998 betrieben hatte – bis 2002 führte der Sohn Martin den Verkauf weiter – hat noch keine Nachmieter gefunden. Dass ein Einzelhandelsgeschäft wieder kommt, das hält sie für unrealistisch. Gebäude wurde 1905 gebaut : Das Wohn- und Geschäftshaus ist 1905 gebaut worden. 2005 ist die AG Heimatsammlung Bordesholm in ihrer Dokumentation „Bordesholm vor fünf Jahrzehnten“ auch auf dieses Geschäft eingegangen. Lesen Sie auch: Bäckerwagen rollt weiter in die Dörfer Nach ihren Recherchen ist das Gebäude von Adolf Nielsen gebaut und 1932 von Christian Hausen als Nachfolger übernommen worden. Das Kaufhaus existierte bis 1954. Viele Flüchtlingsfamilien hätten mit heimlicher Unterstützung aus diesem Laden nach dem Krieg überleben können, so die AG Heimatsammlung. Im Anschluss gab es mehrere Besitzer. 1964 ist es von Thomas Schlott gekauft worden.