Neujahrs-Interview mit Ingo Sander: "Es bleibt spannend in Kronshagen"

Herr Sander, Ende 2019 sagten Sie, 2020 wird ein „spannendes Jahr“ für Kronshagen. Damals ahnte noch niemand, dass es vor allem von der Corona-Pandemie geprägt sein würde. Wenn wir nur auf dieses Thema blicken: Was war für Sie als Verwaltungschef die größte Herausforderung im Umgang mit Corona? Für mich ist es seit dem Beginn der Krise eine echte Herausforderung, den aktuellen Stand der Regelungen in einer geeigneten Form an die Bürgerinnen und Bürger weiterzugeben. Das erleben wir ganz aktuell bei allen berechtigten Fragen zur Corona-Impfung. Da viele ältere Menschen nicht „online“ sind, war für mich klar, dass eine reine Digitalstrategie nicht weiterhilft. Wir haben deshalb gemeinsam mit dem Seniorenbeirat auch über die KN, das Kronshagen Magazin und Briefzustellung versucht, insbesondere die Seniorinnen und Senioren zu informieren. Auf eine solche Pandemie mit massiven Gesundheitsgefahren und Existenzbedrohungen waren wir natürlich alle nicht vorbereitet. Letztlich muss man auch in einer solchen Lage ruhig und mit Augenmaß agieren. Uns ist über unser gut funktionierendes Kronshagener Netzwerk aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Vereinen und Verbänden, Schulen und Kitas, Kirchen, Bundeswehr, Feuerwehr und Polizei ein schneller und guter Informationsaustausch gelungen. Auch gab es einen regelmäßigen und konstruktiven Austausch auf Kreisebene. Unter dem Strich sind die Entscheidungen, die wir vor Ort getroffen haben, konsequent und richtig gewesen. Nun geht es darum, nach vorn zu schauen und die Pandemie im kommenden Jahr zu überwinden. Das wird zunächst weiterhin Disziplin und Geduld erfordern, wir können aber zuversichtlich sein. 2021 wird sich zunächst wenig verändern. Das Bürgerhaus als zentraler Veranstaltungsort in der Gemeinde bleibt zum Beispiel zunächst bis Ende Januar geschlossen. Wann rechnen Sie wieder mit einer Öffnung? Wann ist wieder die Zeit für Vorträge, Proben und andere kulturelle Veranstaltungen? Ich würde mir eine zügige Öffnung wünschen. Vorträge, Volkshochschule, Theater und Musik würden uns allen sehr gut tun. Tatsächlich werden wir das Bürgerhaus aber erst dann wieder öffnen, wenn es angemessen und vernünftig ist. Dazu werden wir, wie im vergangenen Jahr, die Entwicklung der Pandemie abwarten müssen. Mit Blick auf die aktuellen Zahlen und die Aussagen aus der Landespolitik, gehe ich davon aus, dass wir uns noch gedulden müssen. Ein Höhepunkt des Jahres soll vom 29. April bis zum 9. Mai eigentlich die 750-Jahr-Feier der Gemeinde werden. Wie sieht es mit den Planungen und einer Entscheidung aus, ob das realistisch ist? Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung des Bürgervorstehers hat seit fast zwei Jahren das Jubiläum mit einem bunten Festprogramm und vielen Veranstaltungen geplant. Und dann kam Corona. Die AG hat weitergearbeitet und versucht, coronakonform zu planen. Der Bürgervorsteher wird nun zeitnah eine Entscheidung über eine mögliche Verschiebung der Feierlichkeiten herbeiführen und bekannt geben, damit alle Beteiligten Planungssicherheit haben. Persönlich wünsche ich mir für die Kronshagenerinnen und Kronshagener, dass dieses besondere Jubiläum angemessen gefeiert werden kann. Lesen Sie auch: Ladenzeile ist nun Baustellengebiet Eine Feier-Woche ist für Sportvereine oder Geschäfte auch immer eine Möglichkeit, sich zu präsentieren – besonders in den aktuell schwierigen Zeiten. Wären bei einer Verlegung kleinere Aktionen denkbar, um die angesprochenen Akteure in dieser Krise zu unterstützen? Viele Gewerbetreibende und auch die Vereine und Verbände leiden sehr unter der Pandemie. Sollte es zu einer Verschiebung der Festwoche kommen, sind bestimmte Ideen oder Aktionen auch 2021 denkbar, wenn es die Corona-Entwicklung zulässt. Ich freue mich immer über gute Ideen, die helfen. Lesen Sie auch: Silvester 2020 in Schleswig-Holstein: Böller explodierte in der Hand, Brände, uvm. Ansturm auf Corona-Impfung in Schleswig-Holstein: Erste Termine schon ausgebucht Wie Corona den Schulalltag in Schleswig-Holstein verändert Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Beim Stichwort Sport kommt man automatisch auf die Erweiterung des Sportzentrums am Suchsdorfer Weg. Für einen Sporthallenanbau gab es keine Förderzusage. Ein Antrag für Sanierung und Vergrößerung der Umkleiden läuft. Wann rechnen Sie mit einer Entscheidung und wird 2021 in jedem Fall etwas vor Ort passieren? Aus meiner Sicht wäre eine Erweiterung der Hallenkapazitäten sehr wünschenswert. Dabei denke ich neben dem Vereinssport insbesondere an Kita, die Offene Ganztagsschule und unsere drei Schulen. Bezogen auf die Zahl der Nutzer sind unsere Hallenkapazitäten vergleichsweise gering. Allerdings würden bei einer Erweiterung, neben den Investitionskosten auch erhebliche Folgekosten für Instandhaltung, Reinigung und Energie folgen. Insofern wird ein tragfähiges Finanzkonzept die Voraussetzung für eine mögliche Erweiterung der Kapazitäten sein. Lesen Sie auch: Kronshagen plant Umbau vom Umkleiden Die Umkleide- und Sanitärbereiche der Gymnasialhalle sind knapp fünfzig Jahre alt, sanierungsbedürftig und vergleichsweise klein. Wir haben uns für ein Förderprogramm beworben, das für eine Komplettsanierung und -erweiterung eine Förderung von bis zu 45 Prozent der Gesamtkosten in Aussicht stellt. Wir rechnen im ersten Quartal 2021 mit einer Entscheidung der Förderstelle. Außerdem wurde entschieden, dass der alte Grandplatz am Sportzentrum wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden soll. 2021 wollen wir entscheiden, wie der Grandplatz nachgeputzt werden kann. Dazu planen wir einen entsprechenden Beteiligungsprozess, sofern die Pandemie es zulässt. Welche politischen Themen, Stichwort Kita-Reform, Verkehrskonzept oder Schulsanierung, sehen Sie noch oben auf der Agenda für 2021? Es bleibt spannend in Kronshagen. Das kommende Jahr wird zunächst durch die Pandemie bestimmt sein, deshalb ist es mein Hauptziel für 2021, die Corona-Krise in Kronshagen möglichst gut zu überwinden. Wir haben 2020 bewiesen, dass wir auch derartigen Krisen in großer Geschlossenheit begegnen können. Diesen Kurs werde ich fortsetzen. Daneben werden die politischen Themen weiter bearbeitet. Das Thema Klimaschutz wird dabei einen besonderen Schwerpunkt bilden. Die Gemeindevertretung ist trotz der schwierigen Haushaltslage meinem Vorschlag gefolgt, eine zusätzliche Stelle „Klimaschutz“ in der Verwaltung zu installieren. Dadurch haben wir eine geeignete Schnittstelle zur Klimaschutzagentur des Kreises, der wir ebenfalls angehören. Es freut mich sehr, dass wir bei diesem wichtigen Zukunftsthema zukünftig so gut aufgestellt sein werden. Das Verkehrskonzept befindet sich bereits in der Umsetzung. Im kommenden Jahr stehen mindestens die Verbesserung der Radverkehrssituation in der Claus-Sinjen-Straße und in der Dorfstraße auf der Agenda. Kita und Schule sind traditionelle Schwerpunkte. Ich erwarte auch im kommenden Jahr, dass wir die Kita-Landschaft zur Zufriedenheit der Eltern weiterentwickeln werden und für alle Kinder Plätze schaffen können. Die Eltern interessieren sich letztlich nicht für die politischen Diskussionen rund um die Kita-Reform, sondern für die faktische Situation vor Ort. Und die ist bei uns ausgesprochen vielschichtig und gut. Gleiches gilt für unsere Schulen. Wir erwarten 2021 die Entscheidung über eine mögliche Sanierung des Gymnasiums und den Abschluss der Grundschulbaumaßnahmen. Ende des Jahres ist die Fertigstellung des ehemaligen Brüder-Grimm-Schulgebäudes nach einer Komplettsanierung geplant. Es ist eine Einweihung geplant, damit die Kronshagenerinnen und Kronshagener dieses tolle Gebäude besichtigen können. Für den Ortskern hat sich ein Investor gefunden, der auf der Nordseite gerne im September mit der Wohnbebauung beginnen will. Ist das realistisch? Und wie geht es zeitlich auf der Südseite rund um die Ladenzeile weiter? Die Entwicklung im Ortskern ist erfreulich. Auf der Südseite sind die Tiefbaumaßnahmen aktuell vor den Planungen. Sie werden mit den Arbeiten in der Grünfläche im kommenden Jahr abgeschlossen werden. Dabei wird natürlich Rücksicht auf den Baumbestand genommen. Für die Bebauung am Rathaus hatten wir eine Konzept- und keine Höchstpreisvergabe durchgeführt, bei der ein Bebauungskonzept der Baugenossenschaft Mittelholstein zunächst eine Jury und danach die Gemeindevertretung überzeugt hat. Seit der einstimmigen Entscheidung der Gemeindevertretung arbeitet die Verwaltung intensiv mit der Baugenossenschaft Mittelholstein an der Umsetzung der Planungen. Hierzu wird zunächst Baurecht im Ortskern geschaffen. Wenn das B-Plan-Verfahren zügig beendet wird, könnten die Baumaßnahmen bereits im Juni mit der Verlegung der Tiefgaragenzufahrt auf die Nordseite des Rathauses beginnen. Direkt im Anschluss ist die Wohnbebauung geplant, für die insgesamt circa zwei Jahre Bauzeit vorgesehen sind. Danach dürfen wir uns über 46 genossenschaftliche, teils geförderte Mietwohnungen und 15 Eigentumswohnungen freuen. Außerdem sind kleine Gewerbeeinheiten und eine gastronomische Einrichtung am Marktplatz geplant, die das Angebot in der Ladenzeile ergänzen werden. Was wünschen Sie sich als Bürgermeister für das kommende Jahr? Ich bin dankbar dafür, wie wir in Kronshagen an einem Strang ziehen und wünsche mir dieses Miteinander auch im kommenden Jahr und in Zukunft. Das gilt insbesondere für die gegenseitige Rücksichtnahme, Hilfe und Unterstützung der letzten Monate. Am wichtigsten ist es mir aber, dass die Kronshagenerinnen und Kronshagener gesund durch diese Corona-Krise kommen, und dass unsere Gewerbetreibenden lokal unterstützt werden, indem wir alle weiterhin vor Ort einkaufen.