Nicole und Oliver Güth machen sich Sorgen um den Familienbetrieb in Molfsee

1986 machte sich Senior Rolf Dieter Güth mit der Firma selbstständig, seit 2001 hat sie ihren Sitz im Kutschenhaus in Molfsee. Sohn Oliver und Tochter Nicole lenken dort die Geschicke - meistens mit sehr guter Laune. Doch am Mittwoch ist die Stimmung gedrückt. Nicole Güth druckt gerade einen „Corona-Kundenhinweis“ aus, den die Monteure mit auf ihre Touren mitnehmen sollen. „Unter anderem erklären wir, dass beispielsweise unsere Mitarbeiter die Kunden nicht mehr mit Handschlag begrüßen und unbedingt Abstand halten“, erklärt Nicole Güth. Im Hintergrund läuft stets ein Nachrichtensender: Im Hintergrund läuft im Fernseher ein Nachrichtensender, denn: „Es ändert sich laufend etwas in der Corona-Krise.“ In dem Schreiben werden die Kunden auch aufgefordert, sich beim Auftauchen entsprechender Symptome mit der Firma in Verbindung zu setzen. „So was hat es in dieser Form noch nicht gegeben“, schüttelt Oliver Güth den Kopf. Er zeigt auf einen Spender mit Desinfektionsmittel: „Das wird regelmäßig von uns allen genutzt. Natürlich haben wir auch unsere Fahrzeuge damit ausgerüstet.“ Kennen Sie schon die Post aus dem Newsroom? Den kostenfreien Newsletter der Kieler Nachrichten versenden wir Mo-Fr ab 17 Uhr. Hier können Sie sich für unser Mailing anmelden. Sie interessieren sich für Holstein Kiel? Dann melden Sie sich hier für den Newsletter " Holstein Kiel - Die Woche " kostenfrei an. Versand: jeden Freitag, 11.30 Uhr. Arbeit mit dem halben Team: Obwohl „alle“ in dem Zusammenhang übertrieben ist, denn: „Zwei Monteure haben wir schon nach Hause geschickt. Wir arbeiten mit dem halben Team.“ Aber auch die zwei, Timo Brenneiser und Michael Voß, haben kaum etwas zu tun. „Heute ist es bislang nur eine Reparatur“, zählt Oliver Güth auf. Kurz vor acht Uhr machen sich die Monteure auf den Weg in den Wollbergsredder. Dort wartet Familie Schwartz, der Motor des Küchen-Rolladens macht „merkwürdige“ Geräusche. Für Timo Brenneisen und Michael Voß heißt es, mit einem Cutter die Tapeten zu lösen und dann den Kasten, in dem die Technik sitzt, genau unter die Lupe zu nehmen. „Wir sind sehr froh, dass die Handwerker noch arbeiten, sonst würden wir jetzt im Dunkeln sitzen“, sagt Gerhard Schwartz. Nur noch ein Auftrag pro Tag: „Wahrscheinlich bleibt das der einzige Auftrag heute“, sagt Oliver Güth. Genau wie seine Schwester Nicole macht er sich Sorgen um den Familienbetrieb. „Normalerweise ist das Frühjahr unser Saisonstart. Jeder möchte Sonnenschutz und eine schöne Markise. Nun denken alle nur an das Virus.“ „Wir haben als Arbeitgeber auch eine Verantwortung unseren Angestellten gegenüber. Wie lange können wir alles bezahlen?“, fragt Nicole Güth und zählt auf: „Sozialversicherung, Leasingraten, Löhne? Wie geht es weiter?“ Normalerweise sind ab acht Uhr alle Monteure auf Tour, Oliver Güth hat die ersten Beratungen auf seinem Terminplan und Nicole arbeitet sich durch die Buchhaltung. „Das Telefon steht normalerweise nicht still“, sagt sie - doch heute ist es ruhig. Nicht einmal Dackeldame Paula bellt. Warum auch? Es sind ja keine Kunden im Haus. Auch Hilfskredite müssen zurückgezahlt werden: „Man macht sich Sorgen, aber nach außen muss man auch stark sein“, fügt Oliver Güth hinzu. Als die ersten Messeabsagen in den vergangenen Wochen kamen, wusste er bereits: „Es wird eng“. Er habe schon etwas „Bauchweh“. „Wir wissen nicht, was in sechs Wochen ist“, merkt er an. Auch die versprochene Hilfe von Land und Bund sieht er kritisch. „Bezahlt werden muss auch ein Kredit, wer wird Nutznießer sein? Wie sieht es mit jungen Start-ups aus?“, denkt Güth auch im Hinblick auf die vielen anderen Firmen, die noch nicht so lange im Geschäft sind oder bereits schließen mussten. Die nächsten Wochen werden hart, das steht fest. Dennoch hoffen Nicole und Oliver Güth, dass die Durststrecke überwunden wird und Dackel Paula wieder viele Kunden bei der Firma Güth Sonnen- und Wetterschutztechnik begrüßen kann. 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