Open-Air-Galerie: Der Kunststoff im Kunststoff

Auf einer Wiese an der Lindenallee, direkt neben Ulliwood, zeigt Dücker Kunstwerke, die als Reaktion auf die Corona-Krise entstanden. Die weltweite Ausnahmesituation setzte offenbar kreative Kräfte frei. Für Radtouristen ist die Kunstwiese eine kleine Attraktion, die sie absteigen lässt. „Wenn ich an einem Kunstwerk arbeite, ist das totale Entspannung. Ich empfinde Freiheit“, sagt Ulrich Dücker. Er verbinde vorhandene Elemente und setze sie in neue Beziehung zueinander. Für das Kunst-Upcycling sei alles geeignet. Aus den Griffen einer rostigen Schubkarre wachsen an Tannenbäume erinnernde gedrehte Borsten in Grün. Ein Bild für die Lähmung der Gesellschaft: Wie überdimensionale Windspiele hängen Holz- und Stahlteile in den Bäumen, alte Mähfahnen werden zu rostig gezackten Antennen. Ausgangspunkt für das Werk „Auseinandersetzung“ waren zwei brüchige blaue Gartenstühle. Ulrich Dücker entdeckte im Kunststoff den Kunststoff, stellte beide wie Gesprächspartner gegenüber und umzäunte das Ensemble eng mit einem Rechteck aus blauen Stahlgittern: „Sie sind in Auseinandersetzung und gleichzeitig Gefangene. Sie haben keine Möglichkeit, der Konfrontation zu entgehen.“ So zeigt das Werk die unausweichlichen Enge der eigenen vier Wände in Zeiten des Kontaktverbots erinnert. Ein sichelförmig gebogenes Holzstück verwandelte Ulrich Dücker mit Band als Sehne und einem Holzstab in einen gigantischen Bogen. Das Werkzeug des Jägers ist schussbereit, sofort einsetzbar, ruht aber am Knick – wie ein Bild für die Lähmung der produktiven Gesellschaft durch die Corona-Beschränkungen. Ulrich Dücker interessieren Verwandlungsprozesse: Eier auf dünnen Drahtspiralen zieren den Kopf einer übermannshohen Hasensilhouette aus Holz. Jede Bö bringt den Kopfschmuck zitternd in Bewegung. Hühnergötter – Steine mit einem Loch – klackern an Stricken zwischen den Beinen der Skulptur. Ein Osterhase wie in Startposition, von den Ausgangsbeschränkungen gestoppt. Auf einem Dreibeinstativ hängt eine in der Mitte ausgehöhlte 200-Kilogramm-Baumscheibe wie eine Zielscheibe für den Bogen. „Ein Experiment“, sagt Ulrich Dücker, der im Hauptberuf Tischler ist. Ihn interessiere der Verwandlungsprozess, den Wind und Regen auslösten. „Wenn sie herunterfällt, werde ich daraus etwas Neues entwickeln.“ Eine Kiste Apfelsaft als Pacht: Die Open-Air-Galerie ist auf Endlichkeit angelegt. Die Wiese ist Pachtgrund. Schon die Pachtwährung ist originell: Für eine Kiste Apfelsaft gab Landwirt Berthel Godt das Stück an der Lindenallee her. Vergrößert er den benachbarten Wald, so die Vereinbarung, muss die Kunst der Neuanpflanzung weichen. Neu ist die Freilichtausstellung für Dücker nicht: „Wir haben schon mal hinter dem Haus einen öffentlichen Kunstpfad angelegt. Die Meinungen dazu waren geteilt.“ Mehr aus der Region Rendsburg lesen Sie hier.

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