Rader Hochbrücke: Die Suche nach dem Schuldigen

Im Wirtschaftsausschuss des Landtages hatte Verkehrsminister Reinhard Meyer (SPD) eingeräumt, dass ein Statiker bereits 2009 „deutlichen Sanierungsbedarf“ an den Pfeilern der Hochbrücke attestiert hatte. Eine Ausschreibung hatte es zwar gegeben, allerdings ohne eine geeignete Baufirma zu finden. Anschließend ruhte das Verfahren – bis Anfang 2013. Als sich nun eine Firma an die Sanierungsarbeiten machte, wurde das Ausmaß der schweren Mängel offenkundig. Eine Erklärung, weshalb das Ausschreibungsverfahren drei Jahre lang ruhte, hat das Ministerium nicht. SPD-Verkehrsexperte Kai Vogel verlangt Aufklärung. Hätten die Bauarbeiten früher begonnen, wären die Schäden möglicherweise auch früher entdeckt worden. „Es ist durchaus möglich, dass es nicht solch gravierende Folgen für den Verkehr über die Rader Hochbrücke gegeben hätte“, spekuliert er. Klar sei, dass die Verantwortung für dieses Missmanagement in die Verantwortung der CDU falle, die sieben Jahre lang den Verkehrsminister gestellt habe. „Das scheint sie, und insbesondere ihr verkehrspolitischer Sprecher, heute lieber verdrängen zu wollen“, klagt Vogel. Der gescholtene Hans-Jörn Arp sieht die Verantwortung nicht beim damaligen Verkehrsminister. „Ich habe selbst Jost de Jager gefragt, der sich nicht an die Ausschreibung erinnert“, sagte Arp. Das Auftragsvolumen von 300000 Euro sei auch zu gering gewesen, um überhaupt im Ministerium vorgelegt werden zu müssen. „Sowas liegt in der Verantwortung des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr“, argumentiert Arp. Auch er verlangt Aufklärung und spricht von einem „dilettantischen Versäumnis“ der Behörde. „Ich bin stocksauer“, sagte Arp. Eine Untersuchung hat auch für Christopher Vogt (FDP) Priorität. „Minister Meyer hat im Ausschuss berichtet, dass der offenbar massive Baupfusch an der Brücke aus den 1970er-Jahren stammt und erst durch die Sanierungsarbeiten aufgedeckt werden konnte“, sagte der Verkehrsexperte. Vogt gehe zwar nicht davon aus, dass eine Teilsperrung der Brücke während der Reparaturphase vermeidbar gewesen wäre. „Sie hätte jedoch schon lange hinter uns liegen können“, sagt er. Hätte man die Sanierung damals schon angepackt, hätte man auch die Mängel frühzeitiger entdecken und beseitigen können. „Von daher stellt sich für uns schon die Frage, warum die Sanierung vonseiten des Ministeriums nicht bereits vor zwei, drei Jahren energischer vorangetrieben wurde“, argumentiert Vogt. Am mangelnden Geld lag es nicht, hatte zuvor auch Meyer im Wirtschaftsausschuss bekräftigt. „Da das Ausmaß der Mängel an diesem besonderen Bauwerk für die Verantwortlichen vor der Sanierung nicht abzusehen war, hat man offenbar keinen akuten Handlungsbedarf gesehen“, schlussfolgert Vogt. Das Verkehrsministerium will die Hintergründe des Ausschreibungsprozederes jetzt in Ruhe prüfen. Im Fokus stehe zunächst die rasche Sanierung der Kanalquerung, sagte Ministeriumssprecher Harald Haase.

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