Reethaus in Bordesholm: Werner Rix war schneller als das Freilichtmuseum

Andreas Otto Mensing ist mit seiner Ehefrau vor gut einem Jahr in das Haus gezogen. Das Fachwerkgebäude war 15 Jahre lang unbewohnt, aus einem ramponierten Reetdach tropfte es in die Wohnräume. Trotzdem hat es der 64-jährige Architekt gekauft – und ist unermüdlich am renovieren und umbauen. Begeistert ist Mensing von dem uralten Gebälk, dass sich durch die gesamte Wohnhalle zieht. „Ich liebe Geschichte, ich lebe jetzt mit alten Eichenbalken, die schon viel gesehen haben“, erzählt der Vater von fünf Kindern mit strahlenden Augen. Brotfabrikant entdeckte das Haus in Groß Buchwald: Errichtet wurde das Haus mit dem dreifachen Bordesholmer Giebel aber nicht vor Ort in Bordesholm. Der ursprüngliche Besitzer war Werner Rix, dem das Gelände mit der gleichnamigen Brotfabrik im Ortszentrum gehörte. Die Fabrik inklusive Silo, Werkstätten und Gebäuden wurde vor 14 Jahren abgerissen, dort entstanden Wohngebäude und das neue Rathaus. Werner Rix liebte alte Häuser, erzählt sein Sohn Michael Rix. Der Brotfabrikant entdeckte das Fachwerkhaus in Groß Buchwald – und traf dort auf einen anderen Mitbewerber. Freilichtmuseum kam zu spät: Die alte Hofstelle hätte gerne auch das Freilichtmuseum in Molfsee übernommen. „Mein Vater war aber schneller und hatte dem Freilichtmuseum das Haus vor der Nase weggeschnappt“, erinnert sich Michael Rix. Stück für Stück wurde das Haus im Jahr 1976 auseinander genommen, nach Bordesholm transportiert und dort wieder aufgebaut. Ursprünglich wollte der begeisterte Jäger die Bauernkate am Mühbrooker Meer aufstellen. „Der Gemeinderat in Mühbrook hatte das aber abgelehnt“, so Rix. Nach dem Wiederaufbau wollte der Fabrikbesitzer das Haus aus steuerlichen Gründen unter Denkmalschutz stellen. Die Behörde lehnte jedoch ab – zum Glück auch für Andreas Otto Mensing. Der neue Besitzer hätte möglicherweise das Reetdach eins zu eins erneuern müssen. Weil die Fachfirmen ausgebucht waren, entschied sich der Architekt für rote Tonziegel. „Das passt zum Fachwerk, solche Dachziegel wurden auch schon vor 200 Jahren verwendet“, erläutert der Neu-Bordesholmer. Schwibbogen-Ofen nach historischem Vorbild: Mensing profitiert auch davon, dass der Vorbesitzer und das Freilichtmuseum nicht im Streit auseinander gegangen waren. Werner Rix und der damalige Museumsleiter Prof. Alfred Kamphausen blieben befreundet, von dort bekam Rix die Bauanleitung für einen historischen Schwibbogen-Ofen. Diese Öfen dienten vor Jahrhunderten als Heiz- und Kochstelle sowie zum Räuchern von Schinken oder Würsten. Jetzt knistern in dem zum offenen Kamin umfunktionierten Ofen Holzscheite. „Wenn das Holz brennt, kann man sich richtig vorstellen, wie früher Mensch und Vieh unter einem Dach gelebt haben“, sagt Mensing.