Rendsburg: Linke fordern Onlineplattform unter Regie des Kreises

Wie kann die Politik kleine Läden und Händler der Region in der Coronakrise unterstützen? Die Linken im Kreistag Rendsburg-Eckernförde haben vorgeschlagen, dass sich die Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) um den Aufbau einer Onlineplattform für kleine und mittelständische Händler im Kreis kümmern soll. Diese Idee wurde im Regionalentwicklungsausschuss zwar abgeschmettert, das Problem aber bleibt: Online-Riesen machen den kleinen Händlern im Schatten der Coronakrise immer mehr Kunden streitig. Anstoß durch die öffentliche Hand: Sebastian Heck, Kreissprecher der Linken, sagt mit Blick auf Amazon: „Es ist nicht vermittelbar, dass in Borgstedt ein Konzern, dessen Geschäftsmodell auf Ausbeutung und Steuerflucht basiert, die staatliche Infrastruktur nutzt und zum Krisengewinner wird – während gleichzeitig lokale Traditionsläden ausbluten, welche Steuern zahlen und reguläre Arbeitsplätze schaffen.“ Helfen könne eine gemeinsame Sammelplattform für die bestehenden lokalen Onlineshops, die später zu einem gemeinsamen Verkaufsportal erweitert werden könne, so die Linken. Die öffentliche Hand müsse dazu den Anstoß über die kreiseigene WFG organisieren. "Mutmacher aus der Region": Dort verweist man auf bestehende Angebote, mit der sich die WFG bereits für die Unternehmen einsetzt. „Der Ansatz, dass sich die Bürger regional versorgen sollen, ist ja nicht grundsätzlich neu und natürlich zur Sicherung der regionalen Wirtschaft sehr zu begrüßen“, sagt WFG-Geschäftsführer Kai Lass. „Aktuell gibt es schon viele tolle Ideen im Kreisgebiet. Wir versuchen mit aktivem Marketing diese Ideen bekannter zu machen.“ Lass verweist auf das Projekt „Mutmacher aus der Region“, das über die Internetseite der WFG abrufbar ist. Lass befürchtet: „Aufgrund der Größe des Kreises und der Vielzahl schon bestehender regionaler Portale, könnte ein weiterer, neuer Marktplatz zu einer Art Kannibalisierung führen.“ Werbung bei Facebook und Instagram: Bei der Rendsburger Händlervereinigung „RD-Marketing“ verfolgt man, dass viele Händler ihre Produkte direkt auf Social-Media-Plattformen bewerben. „Wir haben in Rendsburg auch bereits einige gute Beispiele für den Vertrieb im Onlineshop und auch über Facebook und Instagram werden viele Artikel direkt beworben“, sagt Anja von Allwörden, stellvertretende Geschäftsführerin von RD-Marketing. „Dies dient dann besonders dazu, mit den Stammkunden in Kontakt zu bleiben.“ Für viele inhabergeführte Geschäfte und lokale Einzelhändler seien eigene Onlineshops sehr zeitaufwendig und personalintensiv. „Und leider fehlt es manchmal auch am organisierten Warenwirtschaftssystem, um einen Shop verlässlich zu betreiben.“ Tradition und Moderne: Der Rendsburger Kaufmann Dirk Albers, Inhaber des gleichnamigen Schreibwaren-Fachgeschäfts in der Königstraße, weiß, was der Aufbau eines Onlineshops bedeutet. Kurz vor Weihnachten ist er an den Start gegangen. Zuvor hatte er seine Produkte viele Jahre lang über die großen Handelsplattformen verkauft. Die Entscheidung für einen eigenen Internetauftritt sei die richtige gewesen. „Unser Geschäft gibt es seit 1848 und bisher hatte jede Generation ihre Herausforderung. Meine ist es jetzt, das Unternehmen für die Kunden digital aufzustellen“, sagt Dirk Albers. Rechtsberatung ist wichtig: Das Onlinegeschäft laufe gut. „Wir wachsen jeden Tag und wollen Ende des Jahres rund 20000 Artikel in unserem Onlineshop anbieten“, sagt Albers. Er weiß: „Man muss beides bieten. Ein lokal verortetes Ladengeschäft und einen Onlineshop. Die Kunden wollen wissen, wer dort handelt. Sie wollen einen physischen kompetenten Händler.“ Der Händler kennt aber auch die Tücken, die der Aufbau eines Onlinegeschäftes mit sich bringt. „Vor allem braucht man eine intensive Rechtsberatung. Es gibt tausende Anwälte, die nur darauf lauern, dass man etwas falsch macht, um eine Abmahnung schicken zu können“, so Albers. „Außerdem muss man wirklich schnell sein. Das ist ein 24/7-Geschäft. Die Kunden wollen ihre Ware und die Antwort auf ihre Fragen schnell.“ Norddeutsch kommt an: Wichtig sei auch das Marketing auf Kanälen wie Facebook und Instagram und auch ein klein wenig Lokalkolorit könne nicht schaden. Es hat sich gezeigt: Die meisten Kunden hat papieralbers.de mittlerweile quer durch Deutschland verteilt. „Dort werden wir als norddeutscher Fachhändler wahrgenommen – was sicherlich auch unserem blau-weiß-roten Logo und unserer norddeutschen Sprache geschuldet ist“, sagt der Kaufmann.