Rendsburg: Nutzer müssen sich Wege am Nord-Ostsee-Kanal teilen

Europaweit werden sie als einmalige Panoramaroute für Fahrradtouristen beworben. Tausende Menschen aus der Region nutzen sie zur Erholung oder für den Weg zur Arbeit. Doch eigentlich dienen die sogenannten Betriebswege an den Ufern des Nord-Ostsee-Kanals der Bewirtschaftung der Wasserstraße. Kanalwirtschaft hat Vorrang: „Die maritime Verkehrstechnik und damit die Sicherheit der Schiffe auf dem Kanal haben für uns absoluten Vorrang“, sagt Matthias Visser, Sprecher der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung (WSV). Nur dafür bekomme die Behörde Personal und Geld. Die Techniker des WSV oder beauftragte Lohnunternehmer sind teils mit schweren Maschinen auf den Wegen unterwegs, um Beschilderungen für den Schiffsverkehr, Beleuchtung, Signalanlagen, Fähranleger zu warten oder um die Böschung von Bäumen freizuschneiden. Hinzu kommen Rettungseinsätze oder Kontrollfahrten. Tourismus auf dem Radar: Und doch hat das WSV erkannt, welche Bedeutung die Wege für den Tourismus bekommen haben. Schon in den 1980er-Jahren hat der Kreis Rendsburg-Eckernförde die Verkehrssicherungspflicht für die Wege in Teilen übernommen. In den 1990er-Jahren kamen erste Tourismus-Projekte mit EU-Geldern – wie ein Rastplatz am Fähranleger Schacht-Audorf oder der Parkplatz in Sehestedt – hinzu. Es folgten in den vergangenen Jahren allein im Raum Rendsburg der Bau von vier Wohnmobilparks direkt am Ufer, die nahezu ganzjährig belegt sind. Hinzu kommen etwa 5000 Angler, die mittlerweile im Kanal fischen. Die Zahl der Privatleute, die auf den Wirtschaftswegen unterwegs sind, steigt immer weiter an. Ein Weg hält 40 Jahre: Die fast 200 Kilometer langen Betriebswege nördlich und südlich des Kanals sind in vielen Bereichen in die Jahre gekommen. „So ein Weg, wenn er einen guten Unterbau hat, hält etwa 40 Jahre“, sagt Thomas Schwarz, zuständiger Ingenieur für die Sanierung der Wege. Betriebswege der neuesten Generation entstehen derzeit zwischen Rendsburg und der Fähre Breiholz auf der Südseite. Der erste etwa zehn Kilometer lange Bauabschnitt ist zu Jahresbeginn fertig geworden, auf fünf Kilometern zwischen der Lotsenstation und Breiholz laufen die Arbeiten noch etwa drei Monate. Neben den neuen Wegen, die beim großangelegten Ausbau der Oststrecke entstehen, steht als Nächstes die Sanierung der Nordseite zwischen Rendsburg und Breiholz an. Betonspuren statt Asphalt: Alle neuen Wege bestehen wieder aus zwei Betonspuren. „Immer wieder werden wir gefragt, warum wir nicht einfach einen breiten Asphaltweg anlegen, wie bei anderen Kanälen in Süddeutschland auch“, weiß Matthias Visser. Dafür gebe es mehrere Gründe. So liegen zwischen den Betonbahnen die Versorgungsleitungen für Beleuchtung, Kommunikation, Signaltechnik, Entwässerung sowie Leerrohre. „Da müssen unsere Leute im Zweifel sehr schnell drankommen“, sagt Visser. Zudem sei die Versiegelung der Natur geringer und Wurzeln schadeten den Betonstreifen auch weniger. Auch werden die alten Betonblöcke geschreddert und anschließend in die neuen Wege wieder eingebaut. An den Kosten liege die Entscheidung für zwei Spuren jedenfalls nicht, versichert Thomas Schwarz. Diese seien bei der Beton- oder der Asphalt-Variante in etwa gleich hoch. Ein Kompromiss für Radler, Rollstuhlfahrer oder Fahrräder mit Anhänger habe man dennoch gefunden: Die landseitige Fahrspur wird bei allen neuen Betriebswegen deutlich breiter angelegt. Mehr aus der Region erfahren Sie hier.