Schüler vom Gymnasium Kronshagen tendieren zur Absage von Abiprüfungen

Seit dem 16. März sind in Schleswig-Holstein alle Schulen geschlossen. Es ist eine der zahlreichen Maßnahmen der Landesregierung, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen. Nach derzeitigem Stand sollen die Türen der Bildungseinrichtungen bis zum 19. April, dem Ende der Osterferien, geschlossen bleiben. Doch wie es danach weitergehen soll, weiß niemand. Auch die angehenden Abiturienten am Gymnasium Kronshagen müssen mit dieser Unsicherheit umgehen. Der Schulstopp hat sie mitten in ihrer Lern- und Klausurenphase erwischt. Am Dienstag schlug Bildungsministerin Karin Prien (CDU) die Absage der Abiturprüfungen vor. Dafür gab es auch Kritik. Kronshagener Schüler fanden diese Forderung am Mittwoch aber überwiegend richtig. Keine fairen Bedingungen für alle Schüler: "Ich befürworte eine mögliche Absage des Abiturs sehr, da aktuell sehr viele Schüler benachteiligt sind", sagt Tonio Lipkow (18). Er persönlich habe keine Probleme beim Lernen und Erhalten der Aufgaben. "Ich weiß aber von vielen Schülern, die entweder nur einen Computer in der Familie haben oder bei denen wegen der Corona-Quarantäne viel Streit und Stress zu Hause herrscht", ergänzt der 18-Jährige. Der Vorschlag von Ministerin Prien wäre fairer für alle. "Allerdings müsste dieser sehr zeitnah beschlossen werden", sagt er. Eine zweiwöchige Diskussion würde vielen Schülern weiter die Motivation rauben, effektiv zu lernen. Für Marlene Diercks (17) wäre eine Absage "eine gute und wichtige Entscheidung". "In Italien passieren grausame Dinge, die Welt steht fast still, und wir sollen versuchen zu lernen?!" Ausbleibender Termin erschwert das Lernen: "Das Lernen ist momentan relativ schwierig, da man nie genau weiß, wann die Prüfungen jetzt wirklich stattfinden", sagt Tabea Johanne Koschinski (18). Zudem fehle die Möglichkeit, sich in Lerngruppen über den Stoff auszutauschen. "Eine Absage würde den Problemen entgegenwirken." Das Hauptproblem sehe er darin, dass es aus nachvollziehbaren Gründen nie zu einem garantierten Termin kommen werde, sagt Hannes Hebestreit. "Ich persönlich brauche aber einen Termin, auf den ich hinlerne", ergänzt er. Zudem sei es trotz Online-Tools einfacher, sich mit Lehrern auf das Abitur vorzubereiten. Absage eine "sichere Variante", um Ausbreitung von Corona zu verhindern: "Wir sollten aufhören, an der Durchführung der Prüfungen festzuhalten", sagt Lasse Larsen (17). Egal ob jung oder alt, es sei eine schwierige Situation für alle Menschen. Man müsse auch die Infektionsgefahr während der Prüfungen bedenken. "Es wäre reiner Egoismus zu behaupten, man brauche die Prüfungen, um ein besseres Abitur zu schreiben. Denn man gefährdet nicht nur sich, sondern auch die eigene Familie", sagt der 17-Jährige. Peter Schütze hält eine Absage der Abiturprüfungen für die "vermutlich sicherste Entscheidung, damit eine Ausbreitung des Virus verhindert wird". Manche Schüler profitierten eventuell von einem "Durchschnittsabitur", während andere auf die Abschlussprüfungen noch angewiesen wären, meint er. Sie könne verstehen, dass Mitschüler gehofft hatten, ihre Note durch die Abiturklausuren zu verbessern, sagt Nike Krabbenhöft (17). "Ich wäre mit einer Absage aber richtig glücklich. Das würde mich sehr erleichtern. Es besteht die ganze Zeit eine Unsicherheit, und beim Lernen ist man irgendwie auch raus", sagt sie. Kennen Sie schon die Post aus dem Newsroom? Den kostenfreien Newsletter der Kieler Nachrichten versenden wir Mo-Fr ab 17 Uhr. Hier können Sie sich für unser Mailing anmelden. Sie interessieren sich für Holstein Kiel? Dann melden Sie sich hier für den Newsletter " Holstein Kiel - Die Woche " kostenfrei an. Versand: jeden Freitag, 11.30 Uhr. Schnelle Entscheidung muss her: Die Unsicherheit ist auch für Leah Mucker ein zentraler Punkt. "Für uns Abiturienten ist die Situation sehr verwirrend und verunsichernd. Seit die Schulen geschlossen wurden, haben wir keinerlei Informationen über den weiteren Verlauf unseres Abiturs bekommen", sagt sie. Das erschwere die Vorbereitungen. Zudem seien viele Schüler aufgrund des Coronavirus eingeschüchtert. "Für mich ist die Frage, ob normale Abiturprüfungen unter diesen Bedingungen gerecht sind." Wäre der Abschluss vergleichbar mit anderen Jahrgängen? Nadine Lerche (17) ist geteilter Meinung. Sie hätte am Donnerstag ihre erste Abiturklausur geschrieben. Natürlich wäre es "verantwortungsvoller", keine Prüfungen zu schreiben. "Jedoch habe ich auch keine Lust darauf, mir mein Leben lang nachsagen zu lassen, dass ich kein richtiges Abi hätte", sagt sie. Hauptsächlich gehe es ihr aber darum, endlich Klarheit zu haben. Auch für Luise Höchstödter (17) ist eine Abwägung schwierig. Beide Varianten hätten Vor- und Nachteile. "Aber ich frage mich, ob die Abschlüsse später mit denen der anderen Jahrgänge gleich gewertet werden würden. Für den einen oder anderen hätte ich möglicherweise 'einfacher' das Abitur erhalten", sagt sie. 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Kronshagener Abiturienten - Corona: Klare Tendenz zur Prüfungsabsage