Standesbeamtin in Bordesholm geht nach 40 Jahren in den Ruhestand

Am heutigen Mittwoch wird es im Rathaus nur eine kleine Zeremonie für Kristiane von Essen geben. Coronabedingt werden sich die Mitarbeiter der Amtsverwaltung in Kleingruppen von ihr verabschieden. Die gebürtige Bordesholmerin ist quasi ein Urgestein in der Amts- und Gemeindeverwaltung: Vor fast 50 Jahren startete sie ihre Ausbildung zur Verwaltungsangestellten im früheren Rathaus – damals noch in der sogenannten „Villa“, wie das historische und längst abgerissene Jugendstilgebäude an der Heintzestraße genannt wurde. Auch Tränen wurden im Standesamt Bordesholm vergossen: Im Jahr 1980 übernahm sie den Posten der Standesbeamtin. Ein bisschen wurde sie damals ins kalte Wasser geworfen, erzählt sie. „Ich dachte erst, das kriege ich nie hin, vor Leuten zu sprechen“, erinnert sich die heute 65-Jährige. Sie holte sich aber Rat von anderen Verwaltungen, bald entwickelte die Beamtin einen eigenen Stil und nahm sich Zeit für die Trauungen. Zeremonien im Viertelstundentakt gab es nicht, betont sie. Dafür vergoss sie so manche Träne, wenn sich Braut und Bräutigam das Ja-Wort gaben. „Ich habe diese Arbeit geliebt, jeden Freitag bin ich mit einem Lächeln ins Wochenende gegangen“, erzählt die Mutter zweier Kinder. Mehr als 1200 Trauungen hat Kristiane von Essen im Rathaus, aber auch in den gewidmeten Trauzimmern in Bissee, Brügge, Reesdorf oder auf dem Brautberg an der L49 geleitet. Dabei ging es auch generationenübergreifend zu: 30 Jahre nach ihrer Trauung eines Brautpaares gaben deren Kinder sich bei ihr das Ja-Wort. Trotz Corona mehr Trauungen: Gestaunt hatte Kristina von Essen bei der Durchsicht ihrer Trauungen im vergangenen Jahr: 96 Paare heirateten im Standesamt – und damit trotz Corona neun mehr als im Jahr 2019. „Dabei war das Rathaus im Frühjahr noch geschlossen gewesen.“ Unter den Brautleuten waren überdurchschnittlich viele Paare gewesen, die bereits viele Jahre ohne Trauschein zusammen gelebt hatten. „Die Entscheidung für eine Hochzeit wurde auch vor dem Hintergrund der unsicheren Coronalage getroffen“, sagte von Essen. Ab Donnerstag tritt sie ihren dreiwöchigen Resturlaub an, ab 1. Februar beginnt der offizielle Ruhestand. Dann wartet aber schon der nächste Job: Sie wird sich täglich von morgens bis nachmittags um ihre acht Monate alte Enkelin kümmern – ihre Tochter hat eine Planstelle als Lehrerin erhalten. „Ich werde wieder wie früher auf dem Boden rumkrabbeln, aber Enkelkinder sind einfach toll.“ Eine Nachfolgerin für sie gibt es im Rathaus auch: Carina Jeschke wird zukünftig die Trauungen im Standesamt vornehmen.