Start-Ziel-Sieg für Johann Wadephul

Ruhig fängt der Wahlabend an im Rendsburger Kreishaus. Der große Saal wirkt leer, zwei Rechner sind eingeschaltet, auf der Leinwand flimmert das ZDF, mal schaut Landrat Rolf-Oliver Schwemer rein, mal Kreispräsident Lutz Clefsen. Maike Schwenk und Kai Volkmann von der Kreisverwaltung warten auf die ersten Ergebnisse, die sie auf eine zweite Leinwand übertragen. Um 18.12 Uhr ist es soweit: Friedrichsgraben hat ausgezählt, 38 Wähler insgesamt, 22 für Wadephul, zehn für Sönke Rix (SPD). So geht es weiter mit den kleinen Dörfern: Hörsten, Klein Wittensee, Brinjahe, Königshügel, Rade bei Hohenwestedt, Jahrsdorf, Beldorf – immer liegt Wadephul deutlich vorne. Nach 30 Dörfern zeichnet sich gegen 18.50 Uhr Erstaunliches ab. Detlef Matthiesen, Tierarzt in Osterby und Direktkandiat der Grünen, hat 6,4 Prozent der Erststimmen. In den nächsten Stunden steigt die Quote noch. Grüne Wähler splitten ihre Stimmen selten, sagt der Rendsburger Grünen-Ratsherr Norbert Klan, der inzwischen im Kreishaus eingetroffen ist. „Diese Tendenz hat man durchaus ähnlich gesehen in den letzten Jahren.“ Um 19.34 Uhr kommt Johann Wadephul, mit einer Handvoll Anhängern. „Die Homepage ist wirklich klasse“, lobt er die Kreismitarbeiter, die die Ergebnisse aus den Gemeinden ins Internet stellen. „Super Service.“ Gerade liegen 108 von 181 Ergebnissen vor, und der Politiker wendet sich gut gelaunt Journalisten zu: „Wollen wir so tun, als wenn ich gewonnen hätte.“ Nach den letzten Tagen überrasche ihn sein Ergebnis nicht: „Bei der Stimmung habe ich gespürt, dass es hervorragend läuft.“ Auch in Rendsburg und Büdelsdorf. Dennoch: In den beiden Städten liegt Sönke Rix deutlich vor dem Christdemokraten. Im Fernsehen zeichnet sich derweil als Momentaufnahme eine absolute Mehrheit der CDU im Bundestag ab. „Die müssen wir nutzen, wenn sie da ist. Und wenn nicht, müssen wir über Schwarz-Grün nachdenken“, sagt Wadephul. Bei einer Großen Koalition gäbe es eine „kleine Opposition, die geführt würde von Herrn Gysi, das ist weder notwendig noch sinnvoll“. Im ersten Stock der Markthalle, einer Kneipe in der Innenstadt, feiert indes die Rendsburger CDU bei warmen Platten mit Currywurst, Calamares, Hähnchenschenkeln und Fleischspießen. Gegen 20.20 Uhr taucht Wadephul auf, haut dem Ortsverbandsvorsitzenden Ralf Kaufmann auf die Schultern: „Vielen Dank für die Unterstützung, du hast ganz viel getan.“ Dann geht Wadephul durch die Tür in den kleinen Raum, in dem seine Parteifreunde warten, der Kandidat hebt die linke Hand zum Gruß, die Basis applaudiert. Später verabschiedet sich Wadephul. An diesem Montag will er um sieben Uhr im Zug nach Berlin sitzen. „Ich habe Bundesvorstandssitzung, die möchte ich nicht verpassen.“ Der gebürtige Husumer Wadephul ist seit vier Jahren im Bundestag, davor war er neun Jahre im Landtag. Seit 2006 ist er Chef der CDU in Rendsburg-Eckernförde. Wadephul war bei der Bundestagswahl wieder Spitzenkandidat der schleswig-holsteinischen CDU. Der 50 Jahre alte Politiker und Absolvent der Meldorfer Gelehrtenschule wohnt mit seiner Familie in Molfsee. Nach wie vor arbeitet der Jurist als Rechtsanwalt in einer Neumünsteraner Kanzlei.

Bundestagswahl - Start-Ziel-Sieg für Johann Wadephul