Tafel in Bordesholm ist trotz Corona-Pandemie für Bedürftige da

Die Tafel in Bordesholm ist 2008 als Zweigstelle der Plöner Einrichtung auf dem Areal der Christuskirche, Bahnhofstraße, eröffnet worden – auf Initiative der damaligen Pastorin Anke Stolte-Edel. Nachdem sich die Plöner 2009 zurückgezogen hatten, wurde das Projekt vom Kirchengemeindeverband fortgesetzt. In den Folgejahren waren immer mehr Menschen auf Hilfe angewiesen – die Räume wurden zu klein. Amt baute 2016 Halle für Tafel um: Das Amt Bordesholm baute 2016 eine Halle eines ehemalige Betriebs im Lüttparten für die Tafel um – ursprünglich war das Areal als Notunterkunft für Flüchtlinge vorgesehen gewesen. Zum Hygienekonzept gehört, dass momentan fünf Besucher gleichzeitig in die Halle dürfen. Die Mitarbeiter sind durch Scheiben am Tresen geschützt. In zwei Wochen wird ein Luftreiniger installiert. Zuletzt wurden 275 Personen versorgt: 167 Erwachsene und 108 Kinder aus 95 Haushalten. Seit 2009 leitet Beate Kälbert die Tafel. Gibt es derzeit Engpässe bei der Tafel? Beate Kälbert: Es gab im März kurzfristig Engpässe, gut die Hälfte aus dem 38-köpfigen Team der überwiegend älteren Helfer hat sich zurückgezogen – sie pausieren, weil sie Angst vor einer Ansteckung haben. Junge Menschen haben uns geholfen, überwiegend waren es Studenten. Bemerkenswert war: Die haben sich proaktiv per E-Mail gemeldet und ihre Mitarbeit angeboten. Der Bürgerbus hat in Einzelfällen Lebensmittel ausgeliefert. Momentan läuft es personell gut. Zwei Gruppen mit jeweils neun Mitarbeitern kümmern sich um den Betrieb. Die, die jetzt dabei sind, gehören zur Risikogruppe – und stellen sich der Gefahr. Für einige ist Tafelarbeit das Einzige, was ihnen angesichts vieler Schließungen geblieben ist. Haben Hamsterkäufe negative Auswirkungen gehabt? Absolut. Ende März mussten wir zwei Wochen schließen, weil wir keine Ware hatten. Die Fahrer sind die Läden abgefahren und mit leeren Autos zurückgekommen. Es stand nichts zur Verfügung. Lesen Sie auch: Bordesholmer Tafel stoppt Ausgabe Die Menschen waren damals ungeübt mit der Situation. Sie haben alles, was ging, gekauft, um sich zu bevorraten. Obst und Gemüse gab es für uns als Spende gar nicht. Im April öffneten wir wieder. Zunächst haben wir Taschen mit Lebensmittel, die wir von Spendengeldern gekauft hatten, verteilt. Ende April normalisierte sich die Situation wieder. Momentan spitzt sich die Lage aber wieder zu. Fehlen Produkte, auch im Hinblick auf Weihnachten? Im Lockdown spüren wir seit zwei Wochen, dass unser Spendenaufkommen sinkt. Die Menschen bevorraten sich für das Jahresende. Es ist schon im Normalfall gaga, wie sich manche Menschen bevorraten. Mehr Obst und Gemüse könnten wir gebrauchen. Molkereiprodukte bekommen wir, aber es könnte mehr sein. Mit Dingen für die Vorweihnachtszeit sind wir gut bestückt. Die Frauenvereinigung spendiert Adventskalender. Ein privater Spender versorgt uns mit Eiern fürs Kuchen- und Keksebacken. Die Reventlouschule in Kiel hat Nikolaustüten gepackt. Am 23. Dezember werden die Geschenke von den „Wunschbäumen“ verteilt. Führte die Corona-Krise zu mehr Tafel-Besuchern? Nein, es sind nicht mehr Nutzer geworden. Ich befürchte aber, dass sich ganz viele Betroffene noch nicht zu uns trauen. Ich weiß von einigen aus dem Niedriglohnbereich, die in Kurzarbeit mussten. Und mit dem Geld können sie eigentlich nicht über die Runden kommen. Ich kann nur appellieren, unsere Hilfe in Anspruch zu nehmen. Menschen, die Betroffene kennen, sollten diese über uns informieren. Corona-Regeln für Dezember: Teil-Lockdown bleibt, Schleswig-Holstein hält an 10-Personen-Regel fest Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein An diesen Schulen und Kitas gibt es Corona-Fälle Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Wie viele Flüchtlinge versorgen Sie? Die genaue Zahl habe ich nicht, es sind aber mehr als die Hälfte. Uns helfen als Übersetzer die Menschen, die schon länger in Deutschland sind und etwas Deutsch sprechen. Die Pandemie-Maßnahmen stoßen auf Verständnis, selbst bei Flüchtlingen aus Kriegsgebieten. Die meisten Familien haben Kinder und Angst. Mit der Abstandsregel tun sich viele Großfamilien schwer. Auf unserem Gelände müssen sie sich daran halten. Viele Informationen laufen über unsere Kanäle. Geht die soziale Nähe durch den Abstand verloren? Viele haben wirtschaftliche Ängste, dass auch die Tafel schließen muss. Für Ältere ist der Tafelbesuch einmal pro Woche die einzige Kommunikation. Aber auch das Miteinander hat sich sehr verändert. Unter Masken sieht man den Kummer nicht mehr. Früher konnten wird mit den Besuchern ins Gespräch kommen. In etlichen Fällen haben wir so herausgehört, dass die Situation nicht nur mit Lebensmittelnot zu tun hatte und konnten vermitteln. Die Tafel war Kummerkasten. Die Leute haben erzählt, wenn sie ihre Nudeln oder andere Lebensmittel eingepackt haben. Corona sorgt dafür, dass alles schnell gehen muss. Wir sind gezwungen, auf das Sozialarbeitende zu verzichten, um „Verkehrspolizisten“ zu spielen, die auf Abstand oder andere Hygieneregeln achten. Das machen wir auch, aber nicht gern – es macht das ärmer. Wenn sie einer Fee begegnen würden, welchen Wunsch hätten Sie? Wünschenswert wäre, dass es grundsätzlich keine Tafeln mehr geben muss. Den Wunsch kann aber nur eine Fee erfüllen und die gibt es leider nicht. Bemerkenswert ist gewesen, wie uns Sponsoren über die schwierige Zeit geholfen haben. Ich brauchte nicht zu betteln, die kamen sofort auf uns zu. Zu Weihnachten werde ich mich bei allen bedanken – mit einem Schoko-Engel.