Viele Läden in Bordesholm bieten Lieferservice während des Lockdowns an

Sonnabend um 12 Uhr: Katrin Göldner, Inhaberin der Galerie in der Holstenstraße/Ecke Bahnhofstraße, platziert eine neue Info in ihrem Schaufenster. Auf Pappe, schön eingerahmt, steht zu lesen: "Einrahmungswerkstatt - Beratung hinter Glas per Handy, sicher und individuell." Dass sei eine Idee, während des Lockdowns Kunden anzusprechen. "Man kann die Wand anheulen oder etwas machen." Sie gehört zur zweiten Gruppe. Der Drops für Weihnachten sei aber gelutscht. "Da viele Kunden mit einem zweiten Lockdown im Winter bereits gerechnet hatten, sind Einkäufe vorgezogen worden", berichtete sie. Aber vielleicht lasse sich der ein oder andere Kunde bis zum 10. Januar gewinnen. "Normalität kommt erst mit Impfungen": Angesichts der Infektionszahlen geht die Galeristin nicht davon aus, dass der Lockdown im Januar zu Ende sein wird. "Ich hoffe es auch, aber eine Normalität wird erst mit den Impfungen kommen", so Katrin Göldner weiter. Die aus der Krise resultierenden Notwendigkeiten sieht sie aber auch als Chance, ihre Dienstleistungen und Ladenartikel noch stärker online zu vermarkten. Geschenke und andere Artikel können über den Onlineshop bestellt werden. Innerhalb von Bordesholm wird geliefert. "Virtuelle Führungen durch ihre Ausstellungen gibt es schon, eventuell gibt es bald auch Malkurse im Netz." Kunden holen Bücher persönlich ab: Die Lockdown-Verordnung lässt aber auch Kundenverkehr zu: Im Buchladen nebenan herrscht Betrieb. "Ein Kunden darf hinein, wenn ein Kaufvertrag besteht, sprich eine telefonische, schriftliche Bestellung oder online vorliegt. Die Bestellung darf auch persönlich abgeholt werden. Nicht erlaubt ist die individuelle Beratung im Geschäft", so Inhaber Christoph Ahlmann-Eltze. Dass laufe per Telefon, und das habe am Sonnabendmorgen nicht stillgestanden. "Mord im Kieswerk" ausverkauft: Kundin Marion Wecken, die am Sonnabend ein Buch abholte, betonte: "So kann man inhabergeführte Läden im Ort unterstützen." Viele Bestellungen kommen tatsächlich noch in Papierform. Extra dafür ist ein neuer gelber Briefkasten an der Eingangstür moniert worden. "Natürlich liefern wir, hauptsächlich per Rad, die Bücher auch aus." Renner zu Weihnachten: unter anderem das Obama-Buch, in englisch und deutsch. Die beiden Bordesholm-Krimis seien sehr gut gelaufen, "Mord im Kieswerk" sei ausverkauft, so Ahlmann-Eltze. Lesen Sie auch: Click and Collect: Wo das Einkaufen trotz Lockdown möglich ist Teeladen zählt als "Feinkostgeschäft": Einen Lieferservice für Wolle offeriert auch das Geschäft nebenan in der Bahnhofstraße. In der Einkaufsstraße selbst herrschte reges Treiben, Rossmann, die Drogerie Ihlius, die Apotheke, aber auch die beiden Bäcker haben auf - es ist sicherlich aber nicht so viel los, wie an einem normalen Einkaufstag. Die Tür bei Megabike steht offen - ein Radverkauf ist nicht gestattet. Bestellte Zweiräder können abgeholt werden, Ersatzteile werden aber auch verkauft. Im Fenster des Teeladens sind hübsch dekorierte Tassen und Geschenke zu sehen. Der Laden darf öffnen. "Wir gelten als Feinkostgeschäft mit 80 Prozent Lebensmittel", hieß es. Baumarkt bietet "Liefer- oder Abholservice": Das Textilgechäft Orange 2 wirbt auch mit einem telefonischen Bestellservice. Bei den Geschäften Kiel ist es ruhiger als sonst. Im Gegensatz zum ersten Lockdown im Frühjahr dürfen Baumärkte momentan aber nicht öffnen. Vor dem Profimarkt werden Tannenbäume verkauft. An einem Stand vor dem Eingang zur Ladenpassage können sich die Kunden, die Ware telefonisch bestellt haben, bei dem Auszubildenden Moritz Brandt melden. Elke Lammers hat gerade zehn Tannenbaumkerzenhalter erhalten und im Geschäft an der Kasse bezahlt. "Ist ein guter Service", meint sie. Auch der Alu-Nagel für 99 Cent ist gefragt: "Durch das Angebot versuchen wir als Nah- und Sofortversorger, einen Service zu bieten und ein bisschen Liquidität einzunehmen", so Inhaber Thomas Kiel. Es liefe aber schleppend an, bei vielen sei das Angebot noch nicht angekommen. "Wir liefern auch nach Hause". Und man bearbeite jeden Wunsch. Lesen Sie auch: Der Handel ist weiter erreichbar Auch ein einzelner Alu-Nagel für 99 Cent, an den ein Vogelhaus aufgehängt werden soll, werde herausgesucht, berichtet Ehefrau Gabi. Verärgert sind die Kiels schon darüber, dass Sonderpostenmärkte wie Jawoll oder Krümet öffnen dürfen und Baumärkte geschlossen bleiben müssen. "Unter unseren 30000 Artikeln sind viele aus dem täglichen Bedarf. Tierfutter, Brennstoffe, Streusalz und mehr", hieß es. Noch nie so viele Pools verkauft: Die Krise hätte viele negativen Folgen. "Wir betreiben seit 17 Jahren zusätzlich zum Geschäft glücklicherweise einen Onlinehandel. Aber viele Kollegen kommen durch den zweiten Lockdown in Not", so Kiel. Wirtschaftlich gesehen fahre man auf Sicht. Die 15 Mitarbeiter in Bordesholm seien momentan nicht in Kurzarbeit. "Wir schauen, wie der Bestellservice läuft und ziehen die Inventur vor." Thomas Kiel ließ aber einen positiven Effekt der Krise nicht unerwähnt. Im Sommer, als die Menschen nicht reisen konnten, seien noch nie so viele Pools und Dinge für Haus und Garten verkauft worden. "Die Menschen haben sich ihr Heim schick gemacht."