Dorfbuchladen beliefert alle Kontinente

Pünktlich mit dem Erscheinen der Obama Memoiren „A promised Land“ hat die kleine Buchhandlung aus der Dorfstraße in Felde die englische und deutsche Ausgabe auf ihrer Webseite vorgestellt. „Mittags bekamen wir über unser Kontaktformular auf der Webseite eine Anfrage aus Australien“, erinnert sich Annegret Thiemann. Ob es eine englische Erstausgabe ist, die im Regal in Felde steht, wollte der Australier wissen. Wenn ja, würde er sie kaufen wollen und bat um einen Versand nach Griechenland. Signierte Bücher und Antiquariat: „Ich habe gleich geantwortet, wir waren uns einig und mein Mann hat das Buch zu Post gebracht“, sagt Thiemann. Bei dem Gedanken muss sie schmunzeln. „Eine Bestellung über mehrere Kontinente, das ist auch für uns neu.“ Als Buchhändler auf dem Dorf müsse man schon Nischen finden, um das nötige Geschäft zu generieren. Zusammen mit ihrem Mann Michael hat sie diese Nischen gefunden. „Durch unsere guten Kontakte zu den Verlegern bekommen wir auch Bücher mit Signaturen der Autoren“, sagt sie. Das Antiquariat mit sehr ausgesuchten Büchern lockt auch Kunden aus aller Welt. „Habe ich gelesen Momo, hat mir gut gefallen. Möchte ich nun haben erstes Ausgabe“, schrieb zum Beispiel ein japanischer Professor vor drei Jahren. Wenig später war die gewünschte Ausgabe aus dem Antiquariat unterwegs nach Japan. „Aus Kanada wurde ein Kommentar zur Weimarer Verfassung bestellt“, erzählt Michael Thiemann. Als wir auf die Karte schauten, wo der Ort sein soll, war da nur ein weißer Fleck. Neun Jahre ist das her, erinnert sich der 78-Jährige. Auch in die Antarktis geht jetzt ein Buch: „Auf sechs der sieben Kontinente haben wir schon geliefert“, berichtet Annegret Thiemann. Die Antarktis, als letzten Kontinent, machen wir jetzt auch voll. Für die „Bibliothek im Eis“ spenden sie der Neumayerstation das Buch „Die Tinte ist ein Zündstoff“ von Martha Kijowska. „Das ist eine Gaudi für uns, wenn es angekommen ist, können wir sagen, dass wir auf alle Kontinente der Welt geliefert haben.“ Der Spaß hat einen ernsten Hintergrund. „Wir machen durch die Bestellungen im Internet heute 50 Prozent unseres Umsatzes“, sagt die 72-Jährige, der Onlineriese Amazon mache keine Angst. Dass zu Edition-115 auch ein Antiquariat gehört, hat noch andere Wurzeln. Als die Bibliothekarin und der Buchhändler heirateten und die Hausstände vereinten, gab es jede Menge doppelter Bücher. „Da mussten wir mit dem Verkaufen beginnen“, erinnert sich Thiemann und fügt mit einem Schmunzeln hinzu: „Und auch mit dem Streiten, welche Bücher es wert sind, im Antiquariat aufgenommen zu werden.“

Von Felde in die Welt - Dorfbuchladen liefert auf alle Kontinente