Ab 2021 wegen Corona mehr Schülerbusse im Kreis Segeberg

Mit dem Fahrplanwechsel am Sonntag, 13. Dezember, verbessert der Kreis Segeberg nicht nur sein Angebot bei Bus und Bahn. Ab Januar 2021 werden wohl auch neue Verstärkerbusse eingesetzt, um Gedränge von Schülern und so Ansteckungen mit dem Coronavirus zu vermeiden. Das Land stellt hierfür eigens Geld bereit, allein für den Kreis Segeberg für Januar bis März 417.000 Euro. Damit wird ein alter Wunsch von vielen Familien erfüllt. Für Elternvertreter kommt Umsetzung spät: "Es ist eine sehr gute Sache, dass endlich mehr Busse zu den Zeiten des Schulverkehrs eingesetzt werden können", sagt Ingo Dwinger (Sülfeld), Kreiselternbeiratsvorsitzender der Grundschulen und Förderzentren sowie Vize-Kreiselternbeiratsvorsitzender der Gemeinschaftsschulen. "Wäre dies drei Monate eher geschehen, hätten wir viel deutlicher davon profitiert." Lesen Sie auch: Millionen für mehr Schulbusse Dwinger rechnet allerdings damit, dass es spätestens zu Weihnachten einen Lockdown geben wird. "Er wird auch nicht so schnell zum Ende der Winterferien aufgehoben." B432-Strecken sehr belastet: Sinnvoll seien Verstärkerbusse vor allem auf Strecken in die großen Kommunen, in denen die weiterführenden und berufsbildenden Schulen sind, so Dwinger. Das ist zum Beispiel die B432. Dort wird etwa die viel genutzte Linie Bad Segeberg-Ochsenzoll gefahren. Die Kreispolitik will mitziehen, sieht die Wirkung der Verstärkerbusse aber begrenzt. Sie war vom Angebot des Landes überrascht worden. "Ich habe das aus der Presse erfahren", sagt Arne Hansen (Grüne), Vorsitzender des zuständigen Kreisumweltausschusses. Nachgedacht über Verstärkerbusse werde schon lange. Kreispolitik hatte bereits Prüfauftrag vergeben: Erst am 1. Dezember hatte der Kreishauptausschuss auf Antrag der WI-SE Fraktion die Kreisverwaltung beauftragt zu prüfen, welche Maßnahmen vom Kreis Segeberg getroffen werden können, um die Beförderung von Schülern zu entzerren und damit zum Schutz der Gesundheit und der Einhaltung von Schutzmaßnahmen beizutragen. Mögliche Konzepte sollten bis zur nächsten Sitzung des Umweltausschusses vorgelegt werden. Der tagt allerdings regulär erst Anfang März 2021 wieder. Gleichzeitig solle der Landrat die Schulen anschreiben und um Mitwirkung bitten. Schulzeiten staffeln? Vermutlich mit dem Hintergedanken: Zusätzliche Busfahrten wären vielleicht möglich, wozu dann auch die Schulanfangs- und -endzeiten stärker als bislang gestaffelt werden müssten. Was oft mit Lehrerverteilungsplänen der Schulen kollidiert. Ein weiteres Problem: "Es gibt Kapazitätsengpässe bei der Zahl der verfügbaren Busse und Fahrer", sagt Hansen. Frühere Gespräche in der Fachwelt hätten gezeigt, dass wohl nur eine Handvoll Busse zusätzlich einsetzbar wäre. Nur wenige freie Busse und Fahrer: In einem ähnlichen Ausmaß läuft es bereits oder ist es geplant in den Kreisen Pinneberg und Dithmarschen, berichtet Claudius Mozer von der SVG Südwestholstein ÖPNV-Verwaltungsgemeinschaft der Kreise Dithmarschen, Pinneberg und Segeberg. Er plant im Auftrag des Kreises Segeberg den öffentlichen Busverkehr. "Wir müssen zusammen mit dem Kreis und den Busfirmen echt Gas geben", wenn die Verstärkerbusse 2021 schnell eingesetzt werden sollen, sagt Mozer. Gut sei, dass zumindest die Finanzierung jetzt kein Problem mehr darstelle. Zu klären sei nun rasch: Welche Busse können die beauftragten Busfirmen einsetzen, wie viele Fahrer, und auf welchen Linien will der Kreis dies. Stoßzeiten an Vormittagen: Klar ist: Stoßzeiten sind vor allem morgens, wenn die Schüler zu den Schulen müssen, etwas weniger mittags und nachmittags, wenn es wieder nach Hause geht. Mozer geht davon aus, dass etwa Linien nach und von Bad Segeberg als Standort mit vielen Schulen dazu zählen könnten. "Wir werden die Verstärkerbusse dort einsetzen, wo sie am meisten helfen." Es könne sein, dass auf langen Linien vielleicht auch nur die stark belasteten Abschnitte zusätzlich befahren werden. Autokraft prüft bereits: "Wir haben natürlich nur eine eingeschränkte Verfügbarkeit von weiteren Bussen", sagt eine Sprecherin der Deutschen Bahn AG, zu der das Busunternehmen Autokraft gehört. "Nach eingehender Prüfung neuralgischer Punkte/Linien schauen wir dann mit dem Aufgabenträger, wie wir das Angebot bestmöglich an die Nachfrage anpassen." Grundsätzlich werde die Position unterstützt, die Anfangs- und Endzeiten der Schulen zu staffeln, um die Fahrgastnachfrage in der Hauptverkehrszeit besser über den Tag zu verteilen. Außerdem würden Fahrgäste gebeten, wenn sie zeitlich flexibel sind, im Fall eines voll besetzten Busses auf einen geringer ausgelasteten Folgebus zu warten. "Nur so kann der Einsatz von zusätzlichen Fahrzeugen den gewünschten Effekt entfalten." Letztlich doch zu wenige Busse: Ob die Kreispolitik über die Verstärkerlinien entscheiden muss, ist zu klären. Für denkbar halten es Fachleute, dass die Kreisverwaltung dies allein entscheiden könne – falls der Kreis kein Geld dazu zahlen muss und allein das Landesgeld alle Ausgaben deckt. Ausschussvorsitzender Arne Hansen machte klar, dass die Verstärkerlinien das Problem übervoller Busse, in denen das Coronavirus leichtes Spiel hat, nicht lösen. Hierfür wären weit mehr Busse nötig, hatten frühere Berechnungen ergeben. Viermal so viele Fahrzeuge nötig: Im Kreis Segeberg fahren rund 130 öffentliche Busse im Kreisgebiet. Würde deren Zahl verdoppelt, hätten zumindest alle Schüler einen Sitzplatz, denn bislang fahren viele stehend mit. Erst bei einer Vervierfachung hätte ein Schüler neben sich keinen Sitznachbarn mehr, also viel Abstand. Die Kreispolitik will die Verstärkeroffensive dennoch nach Kräften unterstützen, sagt Hansen. "Auch wenn sie wohl nur marginale Effekte" habe. Weniger Ticketeinnahmen: Auch bei einem anderen Busproblem hilft das Land dem Kreis Segeberg. Nach Angaben von Mozer fehlen 2020 rund 3,2 Millionen Euro aus Ticketeinnahmen. Das Geld werde das Land zahlen. Eigentlich müsste der Kreis dieses Loch stopfen.