Ab Januar fünf Ärzte unter einem Dach im MVZ Bad Bramstedt

Dr. Christoph Teschner hat seine eigene Praxis im Butendoor bereits geschlossen. Sein Empfangstresen steht nun im zweiten Obergeschoss des Bankgebäudes. In den nächsten Tagen werden weitere Möbel und technische Geräte folgen, die er und auch seine Kolleginnen Dr. Gisela Schumacher und Dr. Lucia Martinez-Müller aus ihren eigenen Praxen zur Verfügung stellen. Auch diese beiden Bad Bramstedter Ärztinnen geben ihre Selbstständigkeit auf, um ab Januar im MVZ als Angestellte zu wirken. Schumacher wird die Leitung übernehmen. Als junge Ärztin kommt die Bad Bramstedterin Anna Karolina Staffier hinzu und im dritten Obergeschoss wird Dr. Bernd Wauschkuhn am 18. Januar eine eigene Praxis für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie eröffnen. Stadteigene Gesellschaft: Sieben Arzthelferinnen wird das MVZ beschäftigen. Sie wechseln mit ihren bisherigen Arbeitgebern aus den Bad Bramstedter Hausarztpraxen ins Versorgungszentrum, das als gemeinnützige GmbH betrieben wird und dessen einziger Gesellschafter die Stadt Bad Bramstedt ist. "Ich bin froh, dass wir zu dieser Lösung gekommen sind", sagte Bürgermeisterin Verena Jeske. "So können wir die hausärztliche Versorgung in Bad Bramstedt sicherstellen." Das Management wird, wie auch schon in der Planungsphase, die Ärztegenossenschaft Nord mit Sitz in Bad Segeberg übernehmen, die auch mit Marie-Kristin Wendt die Geschäftsführerin stellt. Auch sie zeigte sich dankbar dafür, dass bewährte Hausärzte aus Bad Bramstedt ins neue MVZ wechseln. Wichtig ist das auch deshalb, weil sie ihre kassenärztlichen Zulassungen mitbringen, die Bad Bramstedt auch dann erhalten bleiben, wenn die Mediziner in den Ruhestand gehen. Sie könnten dann durch neue Ärzte ersetzt werden, erklärte Wendt. Viele Auflagen für Arztpraxen: Die Bad Bramstedter Architektin Angela Schnack stellte der Umbau der früheren Büroräume zu Praxisräumen vor große Herausforderungen, zumal das MVZ am Bleeck nur eine vorübergehende Bleibe gefunden hat. In vier Jahren soll ein Neubau am Lohstücker Weg bezogen werden, so Jeskes Planung. "Wir konnten nicht einfach alle Wände und Böden aufreißen, um Wasserleitungen zu verlegen", erklärte Schnack. Das müsse später nach Kündigung des Mietvertrages alles wieder zurückgebaut werden. An die künftigen Patienten des MVZ Bad Bramstedt hat Geschäftsführerin Marie-Kristin Wendt eine dringende Bitte: "Nicht alle am 4. Januar kommen!" Dann gebe es Probleme mit der Einhaltung der Corona-Regeln. Wer einen Arzttermin benötige, kann sich unter Tel. 04192/87 63 30 anmelden. Für mögliche Covid-19-Erkrankte werden zwei separate Räume eingerichtet, wodurch Kontakt zu anderen MVZ-Besuchern vermieden wird. Geöffnet ist das MVZ montags bis freitags von 8 bis 12 Uhr und von 16 bis 18 Uhr. Mittwochsnachmittags ist keine Sprechzeit. Die Patienten können sich aussuchen, von welchem Arzt sie behandelt werden möchten. Im Urlaubs- oder Krankheitsfall vertreten sich die Mediziner gegenseitig. So ersann sie ein aufwendiges System aus Pumpen und Leitungen, die unter den Deckenverkleidungen verlaufen. Schließlich muss jedes Sprechzimmer und Labor mit einem Waschbecken versehen werden, was natürlich in den Bankbüros nicht erforderlich war. Wasserhähne spülen automatisch: Ähnlich kompliziert war die Anpassung der gesamten Elektrik in dem 13 Jahre alten Gebäude. Steckdosen im Fußboden, wie in Büros üblich, sind in Arztpraxen nicht zulässig. "Wir haben aber genaue Pläne, wo die Leitungen laufen, um die Steckdosen später wieder reaktivieren zu können", so Schnack. Überhaupt sind die Hygienevorschriften für Arztpraxen immens. Beide Stockwerke mussten mit Linoleum ausgelegt, die Fugen mit Silikon versiegelt werden, damit sich keine Bakterien ansammeln können. Die Wasserhähne reagieren kontaktlos und spülen automatisch in regelmäßigen Abständen die Leitungen. Und nicht zuletzt gibt es genaue Bestimmungen zum Schallschutz, damit niemand draußen hören kann, was im Arztzimmer gesprochen wird. Türen und Trennwände mussten entsprechend aufwendig gestaltet werden. Lesen Sie auch: Bad Bramstedt startet 2021 ohne Haushalt 15 Handwerksfirmen waren am Umbau beteiligt, die meisten aus der Region. "Allen beteiligten Firmen muss ich ein Riesenlob aussprechen", sagte die Architektin. Trotz voller Auftragsbücher hätten sie das MVZ vorgezogen. "Sonst wären wir noch längst nicht so weit." Die Kosten blieben sogar mit rund 250.000 Euro sogar 50.0000 Euro unter der Schätzung, "auch Dank der pfiffigen Handwerker", so die Architektin.