Antrag für neuen Plan für A20 bei Segeberg wurde beim Land gestellt

Die A20 führt auf ihrem Abschnitt 3 von Wittenborn nach Weede am südlichen Stadtrand Bad Segebergs vorbei. Für das zweite Quartal 2022 rechnet die Deges mit dem Planfeststellungsbeschluss, der Baugenehmigung. Die Bagger würden aber nicht gleich anrollen. Da im benachbarten Abschnitt 4 (Wittenborn-A7/Bad Bramstedt) "die Planungen noch nicht abgeschlossen und wir bei Abschnitt 3 im Verfahren sind, wäre eine Nennung eines konkreten Baustarts spekulativ", sagt Christian Merl, Pressesprecher der Bund-Länder-Planungsgesellschaft Deges. A20: Auch Abschnitt 4 muss überplant werden: Denn auch Abschnitt 4 muss die Deges überplanen. 2018 hatte das Bundesverwaltungsgericht dort ebenfalls Fehler festgestellt, etwa im Wasserrecht und Artenschutz. Mit einer Baugenehmigung rechnet die Deges frühestens 2023. Abschnitt 3 und 4 sind nicht voneinander zu trennen. Beide Stränge müssen sich an einem Punkt treffen. Bislang liegt der Gelenkpunkt bei Wittenborn/B206. Doch das Bundesverwaltungsgericht hatte 2013 verlangt, für den Abschnitt 3 bei Bad Segeberg auch weiter südliche Alternativtrassen genauer zu prüfen. Die Folge: Die A20 könnte dann in Abschnitt 3 womöglich nicht bei Wittenborn enden, sondern einige Kilometer weiter südlich bei Bark/Todesfelde. Doch die Deges bleibt bei der Plantrasse. Fledermaus-Flugbahnen sollen bei A20 und A21 geschützt werden: Dieser Abschnitt bereitet den Planern die meisten Probleme. Nicht nur wegen hohen Stockstoffeintrags aus den Autoabgasen. Sondern auch, weil das Travetal gequert werden muss, Haselmäuse dort leben und 30.000 Fledermäuse das unter Schutz stehende Kalkberghöhlen-Quartier in Bad Segeberg anfliegen. Deren Flugbahnen liegen quer zur A20-Trasse bei Bad Segeberg. Lesen Sie auch: So könnten Fledermäuse über A20 fliegen Auch auf Druck der Naturschutzverbände hat die Deges nachgebessert. Als Querungshilfen sind fünf Faunabrücken und eine Unterführung geplant, Leitpflanzungen und Orientierungsstrukturen für Fledermäuse, Schutzwände und Zäune als Abschirmungen für Fledermäuse und neue Lebensräume für die Haselmaus "als Voraussetzung für eine Vergrämung oder Umsiedlung aus dem Baufeld", so Merl. Die Maßnahmen seien für die A20 und die A21 (Kiel-Bargteheide) vorgesehen. Westlich von Bad Segeberg sollen sich A20 und A21 kreuzen. Fehler heilen bei A20-Planung: Auch für Abschnitt 4 wird nachgearbeitet. Schleiereulen und Fledermäuse seien nun "nach neuesten Methodenstandards" genauer erfasst, sagt die Deges. Außerdem werde ein neuer Fachbeitrag zur Wasserrahmenrichtlinie erstellt. Später soll auch für Abschnitt 4 bei der Planfeststellungsbehörde des Landes ein Antrag auf Fehlerheilung gestellt werden. Ingo Ludwichowski, Pressesprecher des Naturschutzbundes Nabu, will sich noch kein Urteil über die Planänderung für Abschnitt 3 (Südumgehung) anmaßen. "Wir müssen uns die Unterlagen ansehen, dann entscheiden." Das werde erst nach einem Planfeststellungsbeschluss der Fall sein. Naturschutzverbände bewerten unterschiedlich: Offenbar keine Sollbruchstelle scheint die Wahl der Trasse zu sein. "Prinzipiell mag es Lösungen geben", dass die Plantrasse akzeptiert werden könnte, sagt Ludwichowski. Das hänge von den geplanten Maßnahmen ab. Anders sieht das der Naturschutzverband BUND. "Die Plantrasse kommt nach bisherigen Erkenntnissen nicht infrage", sagt Arne Hansen, einst Bürgermeister der klagenden Gemeinde Klein Gladebrügge, derzeit Vorsitzender des Kreisumweltausschusses und der Grünen-Fraktion. BUND: Schlimmste Betonpolitik: Der BUND kürte die A20 kürzlich zum Teil des "Desasters im Dutzend: Zwölf Autobahnen, die kein Mensch braucht." Die A20 dürfe auf keinen Fall gebaut werden, heißt es in dem Papier. Die A20 zwischen Bad Segeberg und unter der Elbe bis Westerstede bei Bremen sei "ein Paradebeispiel für unverantwortliche Betonpolitik Deutschlands". Der Weiterbau der gesamten A20 werde mindestens sieben Milliarden Euro teuer. Die Kosten seien höher als der Nutzen. Abschnitt bis zur A7 nicht bis 2017 fertig Verkehrsminister optimistisch: A20 bis 2024 weitgehend fertig A20-Trasse wird frühestens 2029 fertig Für die prognostizierten 19.000 Kraftfahrzeuge am Tag reiche eine gut ausgebaute Bundesstraße aus. Selbst nach dem Umweltbericht des Bundesverkehrswegeplans 2030 "ist die A20 das umweltschädlichste Straßenbauprojekt", heißt es in der Studie. Rund 80 Prozent der Strecke liefe durch Moore und Marschböden, die klimaschädliches Kohlendioxid speichern würden. Klagen gegen neue A20-Pläne möglich: Genehmigen die Landesbehörden die neuen A20-Pläne, könnten diese wieder beklagt werden. Allerdings bringt das riesige Projekt die Naturschutzverbände an ihre Kapazitätsgrenzen. Deshalb setzen manche Naturschützer mittlerweile mehr auf die politische Ebene. Die Bundestagswahl im September, eine mögliche Regierungsbeteiligung der Grünen und die bald anstehende Überprüfung des Bundesverkehrswegeplans könnten Chancen bieten, hoffen sie. Auftrieb hatte ihnen die Grünen-Bundesspitze um Ex-Umweltminister Robert Habeck kürzlich gegeben. Sie hatte für den Neubau von Autobahnen und Bundesstraßen ein Moratorium gefordert. Habeck: Brauchen Perspektivenwechsel: "Grundsätzlich brauchen wir einen Perspektivenwechsel beim Bundesverkehrswegeplan", sagt Habeck KN-online. "Eine Analyse der Verkehre muss im Lichte von Klimaschutzvorgaben, Naturschutz, verändertem Mobilitätsverhalten und Kosten erfolgen." Deshalb sollte der Bundesverkehrswegeplan überprüft und grundlegend überarbeitet werden. Habeck für die aktuellen A20-Planungen aber eine Einschränkung: "Bis das erfolgt ist, ist die Landesregierung an die bestehenden bundespolitischen Vorgaben gebunden und muss sie umsetzen." Habeck: Lösung für Bad Segeberg finden: Komplett abrücken vom Weiterbau der A20 will Habeck offenbar nicht. "Die Situation in Bad Segeberg ist seit Jahren unhaltbar, gerade für die Menschen in der Stadt. Hierfür braucht es eine rechtssichere, effiziente und naturschutzkonforme Lösung, damit die A20 nicht vor Bad Segeberg endet und der ganze Durchgangsverkehr immer voll durch die Stadt läuft." Im Kreistag zumindest findet die A20 viele Befürworter. Der Wirtschaftsausschuss betonte kürzlich "die Bedeutung der A20 für die wirtschaftliche und verkehrliche Entwicklung des Kreises Segeberg." Pläne werden öffentlich ausgelegt: Wann genau die neuen Planungen für den A20-Abschnitt 3 bei Bad Segeberg öffentlich ausgelegt werden, ist noch offen. "Der entsprechende Antrag liegt noch nicht vollständig vor", sagt Harald Haase, Pressesprecher des Landesverkehrsministeriums, im Namen des Amtes für Planfeststellung Verkehr (APV). "Vor allem aufgrund des erhöhten Aufwands bei der Erstellung des Artenschutzberichts (Fledermaus-Kontakte) kann es zu kleineren Verzögerungen kommen." Für einen Monat ausgelegt würden die Pläne in dem Gebiet, in dem sich das Vorhaben voraussichtlich auswirken werde. "Daran schließt sich die gesetzlich geregelte Einwendungsfrist von vier Wochen an." Klagen seien möglich. 400 Millionen Euro für 30 Kilometer A20: Die Bundesregierung hatte Ende 2019 die Baukosten genannt. Demnach schlägt der Abschnitt 3 bei Bad Segeberg (9,9 Kilometer) mit 193,4 Millionen Euro zu Buche. Abschnitt 4 zwischen Wittenborn und Bad Bramstedt (20,6 Kilometer) sei für 173,7 Millionen Euro zu haben, beides zusammen also für 367,1 Millionen Euro. Das sind 23,2 Millionen Euro mehr als nach dem ursprünglich verfassten Bundesverkehrswegeplan 2030. Die Planungskosten gaben Umweltverbände Ende 2020 in einer Studie zur A20 mit 34,9 Millionen Euro an. Die Gesamtkosten für die A20 zwischen Weede und Bad Bramstedt lägen damit bei 402 Millionen Euro, für rund 30 Kilometer Strecke.