Anwohner-Widerstand gegen Umbenennung von Straßen in Bad Segeberg wächst

Die Vorsitzende der Seniorenunion machte während der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses im Bürgersaal des Rathauses zu dem Vorhaben einige kritische Anmerkungen und warf Fragen zum Verfahren auf. Vier Straßen ins Auge gefasst: Ins Auge gefasst haben die Parteien – an der Spitze Bürgervorsteherin Monika Saggau (CDU) – schon seit Längerem den Gustav-Frenssen-Weg, aber auch die Hindenburgstraße, die Dr.-Helmut-Lemke-Straße und die Waldemar-von-Mohl-Straße. Erneut angeschoben hatte die Diskussion zuletzt noch einmal die SPD-Fraktion, die die Namen von aus ihrer Sicht historisch belasteten Personen gern aus dem Stadtbild tilgen möchte. Kritik an der Bürgervorsteherin: Vor allem eine Aussage Saggaus gegenüber der Segeberger Zeitung stößt Ursula Michalak nun sauer auf: Die Entscheidung über eine Neubenennung, zumindest des Gustav-Frenssen-Weges in der Südstadt, sei im Grunde längst gefallen. "Wann und wo hat wer die Entscheidung getroffen?", fragt die Seniorenvertreterin. "Welche Gremien sind beratend gefragt worden? Warum werden die Bürgerinnen und Bürger nicht erst mitgenommen, sondern ihnen die Entscheidung mitgeteilt und dann erklärt? Ist das gelebte Demokratie?" Noch keine formelle Entscheidung: Die Vorsitzende des Sozialausschusses, Kirsten Tödt (SPD), stellte klar, dass es noch keine formale Entscheidung gebe, der Ältestenrat der Stadtvertretung darüber auch nicht entscheiden dürfe. Es werde zu diesem Thema aber eine Einwohnerversammlung anberaumt werden. Dass die bislang noch nicht stattfand, hatte Monika Saggau kürzlich mit den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie begründet. Auch die Bürgervorsteherin möchte die jeweiligen Anlieger in dem Prozess mitnehmen. Unterschriftensammlung: Aus der Dr.-Helmut-Lemke-Straße liege dem Bad Segeberger Seniorenbeirat bereits die Kopie einer Unterschriftensammlung gegen eine Änderung des Straßennamens vor, berichtete Ursula Michalak. Gerichtet sei sie zuerst an die Vertreter der Stadt Bad Segeberg. Öffentlich äußern möchten sich die Betroffenen bislang nicht. Offenbar ist die Angst groß, dann sofort in die politisch rechte Ecke gestellt zu werden. Anwohner mit einbeziehen: Sollte es trotz der Widerstände vor Ort zu einer Umbenennung kommen, müssten die Anwohner in jedem Fall an der Suche nach einem neuen Namen beteiligt werden, fordert Michalak. So hatte die Wählergemeinschaft BBS bereits den Namen des Autoren und Pädagogen Joachim Mähl als Ersatz für Gustav Frenssen ins Spiel gebracht. Auch Gustav Böhm ist in der Verlosung. Lesen Sie auch: "Die Nazi-Straße muss weg" Ein Schreiber habe im Namen seiner betagten Mutter auf den Zeitaufwand und die Kosten hingewiesen, schildert Ursula Michalak. Schließlich müsste die neue Adresse an etlichen Stellen geändert oder bekannt gemacht werden. "Meine Mutter hat keinen Internetanschluss für E-Mail-Verkehr. Außerdem ist sie auch nicht mehr in der Lage, sich um diesen Schriftverkehr zu kümmern." Man hoffe, dass die Entscheidung zur Namensänderung noch nicht endgültig sei. Bei ihrem erneuten Vorstoß hatten die Bad Segeberger Sozialdemokraten allerdings schon deutlich gemacht, dass die Stadt den Bürgern bei den Folgen einer Umbenennung in jedem Fall zur Seite stehen müsse. Lesen Sie auch: Gustav-Frenssen-Weg Kaltenkirchen - Hinweisschild zu Nazi-Verehrer soll genügen Weitere Nachrichten aus dem Kreis Segeberg lesen Sie hier.