Arbeitsagentur: Handwerksberiebe sollen auch ältere Menschen ausbilden

Sie bildete einen nicht mehr ganz jungen Mann aus, der mit 28 die Lehre abschloss. Abschlussnote 1. Solche Quereinsteiger böten viel Potenzial, meint Nils Winter vom Arbeitgeber-Service der Bundesagentur für Arbeit in Kaltenkirchen. Er und sein Kollege André Hachmann waren am Montag mit einer Urkunde nach Wiemersdorf gekommen, um den Zehn-Mann-Betrieb als Vorbild zu preisen. „Es ist äußert schwierig geworden, Auszubildende für das klassische Handwerk zu finden“, sagte Winter. Hachmann ergänzte, die Situation sei zum großen Teil demografisch bedingt. „Es gibt einfach weniger Jugendliche als früher.“ Auch zögen viele nach der Schule in die Städte, auf dem Land fehlten dann sie dann. Winter meint, auch die Studienreform habe zum Lehrlingsmangel beigetragen. Anstatt eine Berufsausbildung strebten viele junge Leute das kurze Bachelor-Studium an. Christian Offen und sein Geschäftsführer Maurice Brüggmann können das bestätigen. „Zurzeit haben wir keinen Auszubildenden“, so Offen. Früher seien auch viele Kontakte über Praktika zustande gekommen. „Doch selbst Praktikanten gibt es kaum noch.“ Zumindest teilweise ließe sich das ausbleibende Interesse bei Schulabgängern dadurch kompensieren, dass auch Menschen mit ungewöhnlichen Biografien eingestellt werden, empfiehlt Winter den Arbeitgebern. Offen und Brüggmann haben damit gute Erfahrung gesammelt. Ende Januar schloss Frank Schwab seine Lehre mit einer Eins in Theorie und Praxis ab und das schon nach anderthalb Jahren Ausbildungszeit. „Jetzt ist er unser Vorarbeiter“, so Geschäftsführer Brüggmann. Schwab hatte ein Betriebswirtschaftsstudium abgebrochen und sich dann als Bauarbeiter bei Offen verdingt, ungelernt. „Ich hab’ ihm dann empfohlen, auch mal eine richtige Qualifikation durch eine Ausbildung zu erwerben. Das hat er gemacht, auch wenn es während der Lehre weniger Geld gab“, erzählt Christian Offen. „Es gibt viele solche Lebensläufe, Leute, die auch als Erwachsene noch nicht wissen, was sie werden sollen“, so Arbeitsvermittler Winter. Manche offene Lehrstelle könnte mit ihnen besetzt werden. „Wir helfen auch, wenn nötig, mit der Qualifizierung. Dafür gibt es besondere Förderprogramme.“

Wiemersdorf - Für eine Lehre ist es fast nie zu spät