2020 soll Ärztezentrum eröffnen

Schon mit Jeskes Vorgänger Hans-Jürgen Kütbach haben die Kommunalpolitiker in der Stadt nach einer Lösung des Ärztemangelproblems gesucht. Ein Ärztezentrum nach Büsumer Vorbild soll Abhilfe schaffen. Bürgermeisterin Jeske und der Leiter des Bürgeramtes, Jörg Kamensky, waren in die Stadt an der Nordsee gefahren, um sich dort zu informieren. Das dortige Ärztehaus war 2015 als erste kommunale Einrichtung dieser Art in der Bundesrepublik eröffnet worden und hatte mit sieben Ärzten den Betrieb begonnen und läuft mittlerweile mit großem Erfolg. Das Zentrum agiert in der Rechtsform einer gemeinnützigen GmbH. Zwei Möglichkeiten für Zwischenlösung: Damit der Betrieb eines Ärztezentrums zügig starten kann, braucht Bad Bramstedt nach einhelliger Meinung erst einmal eine Zwischenlösung. Dafür bieten sich die leerstehenden Räume in der ehemaligen Raiffeisenbank an. Nach der Fusion der Bad Bramstedter Bank mit der Volksbank Pinneberg-Elmshorn zur VR-Bank in Holstein ziehen 35 Mitarbeiter zum Sitz der neuen Bank nach Pinneberg um. Eine mögliche Alternative könnte auch ein leerstehendes Gebäude des Klinikums im Kurgebiet sein, wie Verena Jeske erläuterte. Später soll dann ein eigenständiges Ärztezentrum gebaut werden. Miete: 60.000 Euro: „Wir müssen in die Puschen kommen, denn wir müssen den Ärzten eine Perspektive bieten“, so die Bürgermeisterin. Der Ausschuss billigte erst einmal die für den Start notwendigen Geldausgaben im Haushalt 2020. So sind für den Umbau von gemieteten Räumen 60.000 Euro kalkuliert, die Anmietung von Räumen in einer Zwischenlösung ist mit 40.000 Euro berücksichtigt. Fachwissen ist notwendig: Für den Umbau wäre eine Praxisplanerin, eine Architektin der Ärztegenossenschaft Nord, federführend tätig. Auf Nachfrage erklärte Jeske, ihr sei signalisiert worden, dass ein Ärztezentrum im Herbst nächsten Jahres in Betrieb gehen könnte. „Wir müssen auch relativ schnell entscheiden, auch über die Rechtsform“, so die Bürgermeisterin. Im Dezember sollen die möglichen Standorte für eine Zwischenlösung angeschaut werden, kündigte sie an. Private abgeblitzt: Unruhe kam im Sozialausschuss auf, als Reimer Fülscher (CDU) einen Beschluss anmahnte: „Ich wüsste nicht, dass wir beschlossen haben, dass die Stadt als Investor auftritt.“ Er habe mit zwei Investoren gesprochen, deren Bauanfragen nicht beantwortet worden seien. Nach Darstellung des CDU-Stadtverordneten seien die Investoren bereit, auch für die Ärzte zu sorgen. Bürgermeisterin Jeske ließ Fülschers Einwand nicht gelten. Dazu sei im Sozialausschuss auch vorgetragen worden. Stadt Bad Bramstedt kann es billiger: Für die Bürgermeisterin bietet ein Neubau durch die Stadt gegenüber einem privaten Investor eine Reihe von Vorteilen. „Wir können den Bau eines Ärztezentrums aus der Städtebauförderung finanzieren, sodass die Stadt selbst nur ein Drittel der Kosten tragen muss.“ Außerdem bekomme die Stadt deutlich günstigere Kredite mit einer Laufzeit von 80 Jahren. Private hätte diese Möglichkeit nicht. Dadurch werde der Betrieb eines Ärztezentrums für die Stadt deutlich günstiger, als wenn sie ein privat gebautes Haus mieten müsste. Jeske hat auch schon zwei Standorte im Visier, auf denen ein Ärztezentrum gebaut werden könnte. Näheres sagte sie dazu nicht. Allerdings lägen diese Grundstücke ein Stück außerhalb des für die Städtebauförderung anerkannten Fördergebietes. Das ließe sich aber durch kleine Grenzkorrekturen ändern. CDU fordert Gleichbehandlung: CDU-Fraktionschef Stefan Brumm geht das alles zu schnell. Er wisse von zwei Interessenten, die ein solches Ärztezentrum bauen wollen. Die hätten ein Recht auf Gleichbehandlung. Zumindest einer davon verfüge über ein Grundstück, sodass das Projekt schnell realisiert werden könne. „Ob diese Alternativen besser sind, muss die Kommunalpolitik entscheiden. Aber wir sollten uns die Konzepte wenigstens einmal anhören“. Außerdem, so Brumm, bliebe der Haushalt der Stadt verschont, wenn Private das Haus bauen würden. Hier lesen Sie weitere Nachrichten aus dem Kreis Segeberg.

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