Bäckerei Wagner in Henstedt-Ulzburg trotzt der Corona-Krise

Die Familienbäckerei Wagner in Henstedt-Ulzburg gibt es seit 1953, seit 1959 an dem Standort Neuer Weg 6 im Ortsteil Henstedt. Aber sowas, wie die jetzige Corona-Krise, hat Familie Wagner noch nie erlebt. Es seien merkwürdige Zeiten, gibt Jan Wagner zu. Seine Eltern Hans-Jochen und Christel sind Tag für Tag mit im Betrieb, das Team ist zu dritt in der Backstube und zu fünft im Verkauf. Noch seien sie von Corona-bedingten Ausfällen verschont worden, es gebe die Absprache: Wer sich nicht fühlt, der bleibt gleich Zuhause. So wie viele der Kunden, die jetzt im Homeoffice arbeiten oder vom Betrieb aus nach Hause geschickt wurden, weil der dicht machen musste. Kunden standen am Dienstag Schlange: "Am Dienstag haben die Kunden uns hier überrannt", berichtet Junior-Chef Wagner. Die Kunden standen morgens Schlange, um Brot und Brötchen zu holen. "Mittags waren wir leer gekauft, obwohl wir schon von vornherein mehr produziert haben." Das sei extrem gewesen. Dicht an dicht habe die Kundschaft gestanden. Nur fünf Kunden auf einmal: Mittwoch und Donnerstag sei es entspannter abgelaufen. Inzwischen lassen die Damen im Verkauf nur maximal fünf Kunden gleichzeitig in die Bäckerei. Der Stehtisch, den es zuvor gegeben habe, war rechtzeitig weggestellt worden. Nur noch Tresenverkauf ist zugelassen. Das sei, so Jan Wagner, für viele Bäckereien ein Problem. Bis zu einem Drittel der Einnahmen seien über das Café in einer Bäckerei eingenommen worden. Das sei Umsatz, der so mancher Filiale nun wegbreche. Bei Wagner sei das nicht in dem Umfang zu merken. Ältere Menschen kommen seltener ins Geschäft: Das Kaufverhalten der Kunden habe sich deutlich geändert. "Unsere Kunden kommen nicht mehr so oft. Die nehmen morgens gleich den Kuchen für den Nachmittag mit", hat Wagner festgestellt. Ältere Menschen würden seltener kommen und den Lieferservice von Wagner nutzen. Bereits seit 15 Jahren hat Familie Wagner am Wochenende den Brötchen-Lieferservice. Dieser wurde nun auf die Woche erweitert. "Man muss auch mal liefern, wenn es nicht so rentabel ist", findet der Bäckermeister aus Henstedt-Ulzburg. Keine Engpässe bei Mehl und Hefe: Dass Mehl und Hefe knapp werden, kann Jan Wagner nicht bestätigen. Der Großhändler habe zugesichert, dass es zu keinen Engpässen kommen wird. Zweimal in der Woche kommt frische Ware, sodass es ab morgens um 2 Uhr mit der Produktion losgehen kann. Jan Wagner ist der erste, der mitten in der Nacht das Licht in der Backstube anstellt. Der Ofen wird um 3 Uhr angemacht, die Kollegen kommen um 4 Uhr hinzu. Die Ladentür öffnet sich um 6 Uhr. Handwerker und - jedenfalls vor Corona - Eltern schulpflichtiger Kinder gehören zu den ersten Kunden bei Wagner. Alle Kunden, sagt Senior-Chefin Christel Wagner, seien nett und freundlich und würden dem Bäckerei-Team gute Gesundheit wünschen. Keine neuen Öffnungszeiten: An den Öffnungszeiten ihrer Bäckerei werde sich nichts ändern. Von montags bis freitags ist die Tür von 6 bis 12.30 Uhr und dann wieder von 14 bis 18 Uhr auf. Sonnabends von 6 bis 12 Uhr können Menschen sich mit Backwaren versorgen. Sonntags ist die Bäckerei in Henstedt-Ulzburg von 7 bis 11 Uhr geöffnet. Händewaschen gehörte schon immer zur Hygiene: Regelmäßig greifen Christel Wagner und ihre Kollegen im Verkauf zur Flasche mit dem Desinfektionsmittel. Sie wischen Türgriff und Ladentheke ab. "Händewaschen gehört bei uns sowieso dazu. Man hat jetzt manchmal das Gefühl, man schrubbt die Haut mit ab", sagt Christel Wagner und muss - trotz der Situation - lachen. Kennen Sie schon die Post aus dem Newsroom? Den kostenfreien Newsletter der Kieler Nachrichten versenden wir Mo-Fr ab 17 Uhr. Hier können Sie sich für unser Mailing anmelden. Sie interessieren sich für Holstein Kiel? Dann melden Sie sich hier für den Newsletter " Holstein Kiel - Die Woche " kostenfrei an. Versand: jeden Freitag, 11.30 Uhr. 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