Betreuung und Pflege bis zum Schluss in Kaltenkirchen beim Travebogen

Die Stiftung Travebogen mit Hauptsitz in Lübeck wurde 2009 gegründet und fing ganz klein mit sechs Mitarbeitern an. Heute sind es gut 80 Mitarbeiter, die in vier Regionen tätig sind. Dagmar Lichtblau und Katrin Braß koordinieren die Arbeit in der Region West, die von Henstedt-Ulzburg bis Bad Bramstedt reicht. Hier ist der Travebogen seit 2015 aktiv. Erst vor ein paar Wochen sind sie von der Holstenstraße in die Hamburger Straße 75b umgezogen. Von dort aus organisieren sie derzeit die Pflege von 20 Patienten. 20 Patienten hat der Travebogen im Westen: Noch bis Juli dieses Jahres hatte der Travebogen hauptsächlich mit Kooperationspartnern gearbeitet. Ärzte, Pflegekräfte – alle arbeiteten auf Honorarbasis für die Stiftung. Doch jetzt ist alles anders. "Wir haben eigene Ärzte und Pfleger eingestellt. Die Palliativmediziner sind für uns den ganzen Tag nur in Sachen SAPV unterwegs", erklärt Regionalkoordinatorin Dagmar Lichtblau. Das sei effektiver. Vorher hatten sieben niedergelassene Hausärzte auf Kooperationsbasis mit Travebogen zusammengearbeitet. "Im Juli fingen wir also wieder bei null an und haben bis heute schon 20 Patienten, um die wir uns kümmern", sagt Katrin Braß, stellvertretende Koordinatorin. SAVP zahlt die Krankenkasse: "SAPV ist für Menschen, die sich weit fortgeschritten am Lebensende befinden", erklärt Dagmar Lichtblau: "Wenn der Hausarzt SAPV verordnet, sind wir an der Reihe." Dabei ersetzt SAPV aber nicht den Hausarzt, es ist eine Extraleistung. Wichtig zu wissen sei, dass das Recht auf SAPV gesetzlich verankert ist und nichts kostet. Die Behandlungen werden von den Krankenkassen gezahlt. "Eine von uns beiden übernimmt den ersten Termin. Da schauen wir, wie der Patient aufgestellt ist, ob er allein lebt oder noch jung ist", erklärt Lichtblau. In einigen Fällen reiche ein einziger Termin, aber meistens beginnt dann eine längere Pflegezeit. Acht Wochen wird die SAPV von den Kassen bewilligt, mit Option auf Verlängerung. "Von einem Tag bis zu einem Jahr ist alles drin", so Braß: "Wenn wir das Gefühl haben, zu stören, ziehen wir uns zurück." 24 Stunden Rufdienstbereitschaft: Der Patient steht im Focus, aber natürlich auch die Angehörigen. Beim Travebogen ist auch eine Mitarbeiterin für den Psycho-Sozialen Dienst angestellt, die sich um Dinge wie Patientenverordnungen kümmert. Pfleger und Ärzte übernehmen dann den medizinischen Aspekt. Mindestens dreimal in der Woche gibt es einen Hausbesuch. Wenn der Bedarf da ist, auch täglich. Zudem gibt es eine 24-Stunden-Rufdienstbereitschaft. Keine Heilung, aber Linderung "80 bis 85 Prozent unserer SAPV-Patienten haben onkologische Erkrankungen, gefolgt von Lungen- und Herzkrankheiten", sagt Lichtblau. Die Palliativmedizin sorgt mit Medikamenten, Schmerzpumpen oder Sauerstoffbehandlungen dafür, dass die Symptome gelindert werden. "Heilung ist nicht unser Ziel, sondern Linderung. Der Patient soll bis zu seinem Tod ein erträgliches und so lange wie möglich selbstbestimmtes Leben führen können, ohne große Leiden", sagt Braß. Und das natürlich zu Hause. Die palliative Betreuung ist aber auch in Pflegeheimen und im Hospiz möglich. Erst Neugeborene, dann Sterbende: Dagmar Lichtblau ist eigentlich Kinderkrankenschwester. 25 Jahre lang hat sie auf der Wochenstation in Hamburg-Barmbek gearbeitet. "Irgendwann war das nicht mehr meine Welt. Ich brauchte eine neue Herausforderung", erzählt die 61-Jährige. Also wechselte sie auf die Palliativstation des Krankenhauses und arbeitete dort sieben Jahre lang. Danach ging es in die ambulante Pflege. Für palliative Betreuung sind Zusatzausbildungen erforderlich. Die bietet auch der Travebogen an. Sinnvolle Arbeit: Auch Katrin Braß ist Krankenschwester. Die 48-Jährige arbeitet seit 2000 im Palliativbereich. "Diese Arbeit verändert den Blick auf das eigene Leben, weil wir täglich mit der Endlichkeit des Lebens beschäftigt sind. Ich weiß das Leben und die Gesundheit dadurch mehr zu schätzen", sagt sie. "Es ist eine sehr sinnstiftende Arbeit", sagt Dagmar Lichtblau. "Wenn der Patient und die Familie am Ende gut betreut werden und der Mensch dann gut von der Welt gehen kann, ist das ein Geschenk, auch für uns." Anders als sonst im medizinischen Bereich ist es bei der SAPV sogar gewünscht, viel Zeit mit dem Patienten zu verbringen. Braß: "Wir gehen am Ende des Tages zufrieden nach Hause." Der Travebogen freut sich übrigens über jede Pflegekraft oder jeden Arzt, der im Palliativnetz arbeiten möchte. Fachkräftemangel herrsche im diesem Bereich allerdings nicht. Nähere Informationen gibt es unter www.travebogen.de oder telefonisch unter 0451/16085951. Mehr aus der Region lesen Sie hier