Britta Carlson koordiniert den weiblichen DFB-Nachwuchs aus dem Homeoffice

Am 7. März assistiert Britta Carlson (42) Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, als die Frauenfußball-Nationalmannschaft im Halbfinale des Algarve-Cups Norwegen mit 4:0 besiegt. Das für den 10. März im portugiesischen Faro vorgesehene Endspiel wird nicht mehr ausgetragen. Die italienische Elf reist im Zeichen der aufziehenden Corona-Pandemie vorzeitig ab. Auch die gebürtige Kielerin Carlson muss ihre Pläne ändern: Seit dem 14. März arbeitet Deutschlands Co-Trainerin von zu Hause in Wiemersdorf aus. KN-Online hat mit ihr gesprochen. Lesen Sie auch: Altenholzerin Carlson fährt zur WM Britta, mehr als zwei Monate im Homeoffice sind eine lange Zeit. Klar fehlt der Fußball, aber das ist Jammern auf hohem Niveau! Uns geht es gut – wir sind gesund, haben einen Garten und können raus in die Natur. Sie sind beim DFB stark in die weibliche Nachwuchsförderung eingebunden. Ich bin Koordinatorin für alle Juniorinnen-Nationalmannschaften und in viele Prozesse involviert oder gestalte diese aktiv. Wir überarbeiten gerade mit unseren Trainerinnen sämtliche Prozesse rund um unsere Teams. Dabei steht die einzelne Spielerin und ihre individuelle Leistungsentwicklung im Zentrum. Das bedeutet? Lernziele, Belastungssteuerung, Diagnostik, Coaching und sämtliche Rahmenbedingungen werden neu strukturiert und in Zukunft noch enger aufeinander abgestimmt. Darüber hinaus sind wir zusammen mit dem männlichen Bereich in übergeordnete Themen eingebunden, unterstützen die Spielerinnen und Vereine durch verschiedenste Maßnahmen aktiv und fungieren für diese als wichtige Ansprechpartner. Klingt, als wären Sie sehr viel unterwegs. Vor Corona kamen jährlich durch die U-Teams, die Frauen-Nationalmannschaft, Scouting und diverse Termine rund 230 Reisetage zusammen. In meinem Büro in der DFB-Außenstelle Goldsteinstraße in Frankfurt am Main war ich durchschnittlich alle drei Wochen für einige Tage. Und jetzt plötzlich Hausfrau? Nein. Ich bin zwar mehr zu Hause, aber mein Homeoffice startet um 8.30 Uhr und endet meist nicht vor 19 oder 20 Uhr. Wie sieht das konkret aus? In Bezug auf das Frauen-Nationalteam ist es momentan ruhiger. Die Spielerinnen sind Berufssportlerinnen, trainieren so gut es geht unter strengen Auflagen in ihren Vereinen oder auch individuell. Wir versuchen da einfach, in ständigem Kontakt zu bleiben. Und im Jugendbereich? Dort ist die Arbeit umfangreich. Die Mädchen durften ja lange überhaupt nicht auf die Plätze. In Absprache mit den Vereinen unterstützen unsere Trainerinnen die Spielerinnen zusammen mit der DFB-Akademie beispielsweise mit Technik-, Athletik-, Yoga- und Neuroathletik-Live-Sessions. Oder wir bieten per Videoschalte Talkrunden mit Nationalspielerinnen. Darauf haben die Mädchen richtig Bock. Auch eine Betreuung über unsere Team-Psychologen ist möglich. Die Bundesliga der Frauen hängt in der Warteschleife. Ein Abbruch der Saison soll vermieden werden. Carlson: Wenn die Geisterspiele bei den Männern funktionieren, sehe ich auch für die Frauen die Chance, die sechs noch ausstehenden Spieltage, die beiden Nachholspiele sowie den DFB-Pokal ab Ende Mai auszutragen. Die Spielerinnen sind mental für den Restart bereit, aber sportartspezifisch braucht es zumindest eine kurze Vorbereitung. Wie empfindlich trifft die Corona-Krise den Frauenfußball finanziell? Ich kenne keine genauen Zahlen aus den Klubs. Die Zahlungen, die aus dem DFL-Solidarfond an die Erstliga-Vereine gehen, federn die Probleme sicherlich ab. Aber dem DFB selbst fehlen ebenfalls Einnahmen, zum Beispiel aus Länderspielen und dem Sponsoring. Britta Carlson wird am 3. März 1978 in Kiel geboren. Ihr erster Verein ist ab 1983 der TSV Altenholz. Über den SV Friedrichsort wechselt Carlson zum Schmalfelder SV, bei dem sie erste Bundesligaerfahrungen sammelt. Nach dem Abitur absolviert sie eine Ausbildung zur Bankkauffrau. Nach sechs Jahren beim Hamburger SV schließt sie sich 2004 Turbine Potsdam an. Mit den Brandenburgerinnen wird sie Deutsche Meisterin (2006), Pokalsiegerin (2005 und 2006) sowie UEFA-Cup Siegerin (2005). Ab März 2004 bestreitet Carlson 31 Länderspiele. 2005 gewinnt die Abwehr- und defensive Mittelfeldspielerin mit der deutschen Elf den EM-Titel. Ein Jahr später heiratet sie Nils Göttsche. 2008 wechselt Britta Carlson in den Trainerstab des VfL Wolfburg. Mit ihr als Co-Trainerin wird das Wolfsburger Team dreimal Deutscher Meister, viermal Pokalsieger und einmal Gewinner der Champions League. Von 2008 bis 2011 gehört sie zum kleinen Kreis der Botschafterinnen für die Frauen-WM in Deutschland. 2012 beendet sie als erste Schleswig-Holsteinerin erfolgreich die Ausbildung zur Fußball-Lehrerin (Uefa-Pro-Lizenz). Als Co-Trainerin gewinnt Carlson den EM-Titel mit den deutschen U17-Juniorinnen, dazu kommt Platz 4 bei der WM in Aserbaidschan. Seit Juni 2018 ergänzt Britta Carlson als Assistentin das Trainerteam der Frauen-Nationalmannschaft und koordiniert im DFB die weiblichen Nachwuchs-Auswahlmannschaften. In den Medien ist von 300000 Euro für jeden Frauen-Bundesligisten sowie die Männer-Drittligisten zu lesen. Das Geld stammt von den Champions League-Teilnehmern Bayern München, RB Leipzig, Borussia Dortmund und Bayer Leverkusen. Es ist eine tolle Sache, dass sich die Männer-Spitzenteams so solidarisch zeigen. Und auch, dass der DFB sich für die reguläre Beendigung der FLYERALARM Frauen-Bundesliga genauso einsetzt. Diese positiven Signale registrieren auch unsere Spielerinnen. Die EM der Frauen, die in England stattfindet, ist um ein Jahr auf den Sommer 2022 verschoben worden. Aber Mitte 2021 laufen die Verträge des Trainerinnen-Teams aus. Der DFB hat erkennen lassen, dass man zufrieden mit der derzeitigen Entwicklung ist. Es ist ja noch ein wenig Zeit. Ich empfinde es in der momentanen Situation schwierig, sich darüber Gedanken zu machen. Mir macht meine Arbeit auf jeden Fall viel Spaß! Sie sind jetzt 42 Jahre alt. Wo sehen sie sich im Fußball in fünf oder zehn Jahren? Ehrlich gesagt, ich habe keine Ahnung. Ich habe meine Karriere nie systematisch geplant. Es kommt, wie es kommt. Weitere Nachrichten aus dem Kreis Segeberg lesen Sie hier. Lesen Sie auch: Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Corona in Schleswig-Holstein: So viele Genesene und Erkrankte gibt es aktuell Vor Eröffnung: Hotels in SH vor dem Erwachen Ab 1. Juni wieder Schulunterricht für alle Kosmetikerinnen dürfen wieder öffnen Grenzkontrollen sollen gelockert werden - wie geht es an der Grenze zu Dänemark weiter? Lockerung des Kontaktverbots: Was ist erlaubt? Was bleibt verboten? Wie werden die schwersten Fälle therapiert? 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Britta Carlson - DFB-Nachwuchskoordination vom Homeoffice