Bürgerentscheid über Bestattungswald in Sievershütten verschoben

Die Gemeindevertreter in Sievershütten haben sich zusammen mit den drei Vertretern der Bürgerinitiative, David Krohn, Constantin Ludwichowski und Thomas Kreller darauf geeinigt, dass zunächst ein Bodengutachten erstellt werden soll. Ein öffentlich bestellter Gutachter soll ermitteln, ob der Zuschlag, ein Waldstück am Rand von Sievershütten, für einen Bestattungswald überhaupt infrage kommt. Gutachten hilft allen Seiten: In der Sitzung der Gemeindevertretung am Mittwochabend im Dorfhaus Zur Mühle stand einzig der Bürgerentscheid auf der Tagesordnung. Anfang Juli hatte der Kreis Segeberg der Gemeinde mitgeteilt, dass das Bürgerbegehren gegen den Bestattungswald erfolgreich war und ein Bürgerentscheid durchgeführt werden müsse. Per Gesetz gilt dafür eine Frist von drei Monaten. "Wir haben viele Gespräche geführt", sagte Bürgermeister Stefan Weber. Zusammen mit der Bürgerinitiative sei man sich einig gewesen, dass ein Bodengutachten allen Seiten helfen würde. Belastet die Totenasche das Grundwasser? Constantin Ludwichowski erläuterte im Namen seiner Mitstreiter das Anliegen der Bürgerinitiative. Sie mache sich unter anderem Sorgen um die Grundwasserqualität. Es müsse ermittelt werden, ob die Totenasche samt der Urnen das unterirdische Wasser belasten würden. "Die Totenasche wird durch den Verbrennungsvorgang mit Chrom belastet", sagte Ludwichowski. Anders als auf einen normalen Friedhof, wo die Asche der Verstorbenen in Metallurnen bestattet werde und somit keine Bestandteile ins Erdreich und ins Grundwasser gelangen könnten, würden in einem Bestattungswald nur Urnen in die Erde gelassen, die sich nach einer Weile zersetzten. Die Asche komme so mit der Umgebung in Kontakt. "Das führt zu einer höheren Belastung des Grundwassers", erklärte der Initiator des Bürgerentscheides. Problem: Mehr Verkehre: Eine weitere Frage sei, was auf die Gemeinde finanziell zukommen könnte, denn sie müsse die Sicherheit auf dem Waldgelände gewährleisten. Ein für die Bürgerinitiative sehr wichtiger Punkt ist der der Verkehre, die durch einen Bestattungswald aufkommen würden. Besucher und Trauergemeinden müssten zum Wald hinkommen und dort parken. "Wir haben nicht grundsätzlich etwas gegen einen Bestattungswald", betonte Constantin Ludwichowski im Namen der Bürgerinitiative. Aber diese Fragen müssten geklärt werden, forderte er. Ein Bodengutachten müsste klären, in welchem Bereich des Waldes überhaupt ein Bestattungswald eingerichtet werden könne. Wichtig sei die Bodenbeschaffenheit und eine mögliche Vorbelastung durch Schwermetalle. Gutachten bis zum 15. September vorlegen: Mit einem schnellen Bürgerentscheid - so die Organisatoren - sei keinem gedient. Dem stimmten die Kommunalpolitiker zu. "Wir müssen terminlich nicht aufs Gas drücken", sagte Constantin Ludwichowski. Bürgermeister Stefan Weber betonte, dass ein Bürgerentscheid nur auf Basis guter Fakten stattfinden sollte. Und ein Gutachten brauche Zeit. Darum die Absprache mit der Initiative: Waldbesitzer Hans-Burkhard Fallmeier aus Hartenholm muss zusammen mit der Gemeinde einen offiziell anerkannten Gutachter mit einer Überprüfung des Waldes beauftragen. Die Kosten übernimmt der Waldeigentümer. Die Bürgerinitiative bezahlt einen eigenen Gutachter, der die Untersuchung begleitet. Das Gutachten muss bis zum 15. September vorgelegt werden. Sollte das Gutachten einen Bestattungswald im Bereich des Zuschlages nicht empfehlen, wird die Gemeindevertretung sich der Initiative anschließen und das Projekt Bestattungswald begraben. Ein Bürgerentscheid muss dann nicht mehr stattfinden. Ebenso, wenn bis zum Stichtag kein Gutachten vorgelegt wird. Frist auf ein halbes Jahr verlängert: Fällt die Ausarbeitung pro Bestattungswald aus, dann wird es zum Bürgerentscheid kommen. Die Frist, bis wann der Bürgerentscheid stattfinden muss, wurde von drei Monaten auf sechs Monate verlängert. Der zunächst geplante Termin für die Abstimmung am 4. Oktober wurde ad acta gelegt. Politik wirbt um Vertrauen: Auch wenn beide Seiten - Bürgerinitiative und Kommunalpolitik - versuchten, eine sachliche und ruhige Diskussion hinzukriegen, wurde den Zuhörern schnell deutlich, dass die Auseinandersetzungen in den vergangenen Monaten einige Gräben im Ort aufgerissen haben. Der stellvertretende Bürgermeister Jürgen Sievers warb um Vertrauen. "Wir wollen nicht auf Teufel komm' raus etwas umsetzen", betonte er in Richtung Bürgerinitiative. Man lege auf eine Diskussion mit den Bürgern seit jeher großen Wert. Mehr Nachrichten aus dem Kreis Segeberg lesen Sie hier.