Das Testen mit Corona-Selbsttests an den Schulen in Segeberg hat begonnen

Der neue "Testraum" in der Dahlmannschule in Bad Segeberg ist bereit für die nächste Gruppe. Auf sechs Plätzen haben Freiwillige aus der Elternschaft neue Testkits platziert, dann steht Schulleiter Timm Emser an der Tür mit sechs Mädchen aus dem sechsten Jahrgang. 72.000 Selbsttests an Schulen im Kreis verteilt: Seit Montag können sich die Schüler in den ersten beiden Unterrichtsstunden unter Aufsicht selbst auf Corona testen. In allen Schulen des Kreises soll in dieser Woche das große Testen starten, 72.000 Testkits wurden dafür an die Schulen verteilt - auch wenn es zum Start eine Panne gegeben hat. Im Testraum der Dahlmannschule bekommt jede Schülerin der Gruppe am Eingang einen festen Platz zugewiesen – damit die Tests korrekt zugeordnet werden. Einzelne Testteile müssen erklärt werden: Leonie (11) setzt sich an Tisch drei. Vor ihr liegen der Teststreifen, ein Träger und mehrere weitere Teile. Sandra Küster steht vorn und sagt die einzelnen Schritte an. Von einem Röhrchen, gefüllt mit einer Flüssigkeit, sollen die Schülerinnen den Deckel abziehen "wie von einem Joghurtbecher". Das geöffnete Röhrchen wird nun vorsichtig in den Träger auf dem Tisch gestellt, damit nichts ausläuft. Dann wird das Tupferstäbchen aus der Packung geholt. "Nun geht es ans Eingemachte", kündigt Sandra Küster an. Der Nasenabstrich ist dran. Im Unterschied zum Abstrich für den PCR-Test im Labor, der sehr tief in der Nase genommen wird, müssen die Schüler ihren Tupfer nur zwei bis vier Zentimeter in die Nase stecken. Husten und tränende Augen beim Nasenabstrich: In jedes Nasenloch, jeweils zehn Sekunden lang und dabei den Tupfer an der Nasenwand drehen. "Das kann einen Husten- oder Niesreflex auslösen", bereitet Küster die Mädchen auf mögliche Reaktionen vor. Auch die Augen können tränen. "Den Kopf nach hinten legen", geben die Eltern den Kindern Tipps als diese den Tupfer in die Nase stecken. Die ersten Tränen beginnen zu fließen, auch Leonie wischt sich die Flüssigkeit von den Augen. "Denkt an Ferien – oder Harry Potter", ermuntern die Eltern. Zehn Sekunden können länger dauern als gedacht. Ein Mädchen muss husten. Und dann das Ganze nochmal im zweiten Nasenloch. So richtig angenehm ist es nicht. Leonie ist froh, als es vorbei ist: "Das tat doch weh in der Nase." Vom Stäbchen in die Lösung und auf den Teststreifen: Dann muss der Tupfer in die Testlösung getunkt werden. Die Kinder sollen das Stäbchen drehen und das Röhrchen zusammendrücken, damit möglichst viel Material vom Tupfer in die Flüssigkeit abgegeben wird. Dann kommt ein Deckel auf das Röhrchen. Über den Deckel kann die Flüssigkeit auf den Teststreifen getröpfelt werden. Vier Tropfen. "Am besten ihr legt den Test auf den Tisch", erklärt Küster. Dann werden die Streifen in nummerierten Schalen eingesammelt und die Kinder gehen zurück in ihre Klassen. Die Eltern sortieren die Teststreifen, dann steht Schulleiter Emser mit der nächsten Gruppe an der Tür. Die Prozedur beginnt von vorn. Eltern helfen beim Testen: "Damit die Schulen offen bleiben": 18 freiwillige Eltern haben sich an der Dahlmannschule gemeldet, um den täglichen Testbetrieb zu organisieren. "Das könnte die Schule sonst gar nicht leisten", begründet Maret Peter ihr Engagement. "Und wir wollen, dass die Schulen unbedingt offen bleiben", sagt Anita Becker. "Ich mache alles dafür." Auch ihr Mann hilft mit. Beide Kinder besuchen die Dahlmannschule. Leonie ist im Wechselunterricht. Ihr Bruder in der siebten Klasse war schon lange nicht mehr in der Schule. Die Situation sei für ihn sehr schwer, berichtet die Mutter. Deshalb seien die Tests sehr wichtig, wenn sich der Schulbetrieb normalisieren soll. Oberstufe kann ins Testzentrum am Bahnhof gehen: Gegen 9.30 Uhr sind alle Tests für den Tag fertig. Etwa die Hälfte der anwesenden Sechstklässler hat das freiwillige Angebot wahrgenommen. Die Schüler aus dem Q-Jahrgang in der Oberstufe können sich im Testzentrum am Bahnhof testen lassen. "Der Organisator war mal auf der Dahlmannschule und hat uns das Angebot gemacht", sagt Emser. Auch an diesem Tag waren die Selbsttests an der Schule alle negativ. Wie schon am Montag bei den Fünftklässlern. Falls doch mal ein Test positiv ausfällt, wird der oder die Betroffene von Emser aus der Klasse geholt. Schulseelsorgerin hilft bei positivem Selbsttest: "Ich habe mit den Schülern gesprochen, sie wissen, dass ein positiver Schnelltest nicht gleich Corona bedeutet", sagt der Schulleiter. Trotzdem tritt dann die Schulseelsorgerin auf den Plan oder die Sozialarbeiterin, die sich um das Kind kümmert, bis die Eltern da sind. Diese holen ihr Kind ab und sorgen dafür, dass ein Labortest abklärt, ob eine Infektion vorliegt oder der Test ein falsches Ergebnis geliefert hat. Emser sieht das Testen positiv. Ohne flächendeckende und regelmäßige Testung der Schüler werde es sicherlich schwer, zu einem normalen Schulbetrieb für alle zurückzukehren, glaubt er. Mit der Zeit werde sich das Testen sicherlich normalisieren, es muss weniger erklärt werden. Wenn mehr Schüler zurück sind, soll es auch einen zweiten Testraum geben. Bisher 282 positive Schnelltests im ganzen Kreis: Wie viele Selbsttests kreisweit angewendet wurden bisher an den Schulen, darüber hat der Kreis keine Übersicht. Auch werde keine Statistik über positive Selbsttests geführt, sagt Kreissprecherin Sabrina Müller. Lesen Sie auch: Das ist die Corona-Lage im Kreis Segeberg Wohl aber über positive Antigen-Schnelltests: Seit Pandemiebeginn wurden im Kreis Segeberg bis zum 19. März – also vor Beginn der Selbsttests an den Schulen – 282 positive Antigen-Schnelltests gemeldet. 203 davon wurden durch einen Labortest bestätigt. Das heißt, knapp 28 Prozent der Positiv-Ergebnisse waren falscher Alarm gewesen, in über 70 Prozent der Fälle wurden Infizierte entdeckt.