Demokratieprojekt Sülfeld: Grundgesetz-Artikel zieren Stromkästen

Das Grundgesetz und die gelebte Demokratie sind eng verbunden. Damit hatten sich Schülerinnen und Schüler der Gemeinschaftsschule im Alsterland mit den Standorten in Nahe und Sülfeld in diesem Jahr schon zum zweiten Mal in mehrtägigen Projektarbeiten auseinandergesetzt. Anfang des Jahres war zum Thema "Demokratie stärken – Rechtsextremismus bekämpfen" eine Ausstellung gezeigt worden. Jetzt präsentierten die Zehntklässler an beiden Schulstandorten künstlerisch in Szene gesetzte Stromkästen, auf denen das Grundgesetz zum Thema gemacht wurde. Initiative kam aus der Schulsozialarbeit: Alina Pagel, Schulsozialarbeiterin in Sülfeld, hatte das Projekt initiiert: "Die Schüler haben mich auf die Idee gebracht, das Grundgesetz künstlerisch umzusetzen. Unter dem Motto 'Verfassungsecken' durften die 36 Jugendlichen aus den zwei 10. Klassen in Nahe und in Sülfeld an insgesamt 14 Stromverteilerkästen ihre Gedanken in verschiedenen Maltechniken verewigen. Lesen Sie auch: Deutsche Meisterin im Westernreiten aus Sülfeld Der Energielieferer Eon hatte die Kästen dafür zur Verfügung gestellt. "Je 800 Euro haben die beiden Gemeinden für dieses Projekt beigesteuert", berichtete Pagel, die in Sülfeld auch das Jugendhaus leitet. Aus dem Landesprogramm "Schule trifft Kultur, Kultur trifft Schule" konnte Antje Wilkenning 850 Euro beisteuern. Sie ist im Kreis Segeberg als Fachberaterin für kulturelle Bildung an Schulen tätig. Grundgesetz war Thema im Weltkundeunterricht: Die Jugendlichen wurden im Weltkundeunterricht in das Thema "Grundgesetz" eingeführt. "Hierbei ging es darum, das Grundgesetz kennenzulernen, es kritisch zu hinterfragen, seinen Sinn zu erkennen und mit aktuellen Themen in Verbindung zu bringen", beschreibt Kathrin Stolten-Krüger, Klassenlehrerin der 10d in Sülfeld, die Aufgabenstellung für die Schüler, die von der Illustratorin Julia Kaergel an den sechs Projekttagen betreut wurden. "Die meisten Schüler hatten nur in den fünften und sechsten Klassen Kunstunterricht. Da musste ich viel Basiswissen vermitteln", erklärte Kaergel. Fit in Demokratie - Aufholbedarf in Kunst: Die Jugendlichen sollten den Inhalt ihres Grundgesetz-Artikels in ein plakatives Bildmotiv wandeln. Sie fertigten dazu eine Skizze an, machten eine Ortsbegehung und inspizierten die Verteilerkästen. Daraufhin erstellten die Schüler ein 3D-Modell ihres jeweiligen Kastens, um die Umsetzbarkeit ihrer Skizze zu prüfen. Zuletzt wurden die Verfassungsecken dann mit wetterfester Farbe auf die Stromkästen gebracht. "Da habe ich schon gemerkt, dass einige noch nie einen Pinsel in Händen hielten", sagte Kaergel. Lesen Sie auch: Der Whatsapp-Pastor aus Sülfeld Bei einem Rundgang durch das Dorfzentrum von Sülfeld fanden die Einwohner durchaus Gefallen an den Werken. "Wir haben uns für den Artikel 9 des Grundgesetzes entschieden. Vereinigungsfreiheit sowie die Koalitionsfreiheit hat bei uns eine große Bedeutung, denn wir sind in den verschiedensten Vereinen. Dazu zählen der Sportverein, die Jugendfeuerwehr, der Golfclub, die Schach-Gemeinschaft oder die Mofa-Mafia", erklärte der 16-jährige Reiner Fenneberg den Einwohnern sein Werk. Kinderrechte auch in den Fokus genommen: Patrick Kinge und Fynn Spethmann sehen ihre Verfassungsecke auf dem Stromkasten am Aufgang zur Kirche als abstrakte Kunst. "Beim Umsetzen des Artikels 8 ist uns der Pinsel etwas entglitten. Mithilfe von Julia Kaergel konnten wir das Werk retten", berichtete Fynn Spethmann. Freie Berufswahl, Meinungsfreiheit, Gleichheit vor dem Gesetz oder das Postgeheimnis wurden ebenso künstlerisch in Nahe und Sülfeld auf die Stromkästen gepinselt. Sogar die UN-Kinderrechtscharta mit dem Recht auf Erholung, Freizeit und Spiel hatten einige Zehntklässler zum Thema erkoren. "Die Schüler haben es einfach toll gefunden, dass sie im Unterricht ihren Ideen freien Raum lassen konnten", lobte Alina Pagel die Schüler. "Die Werke sind wirklich beachtenswert", ergänzte Julia Kaergel. Weitere Nachrichten aus dem Kreis Segeberg lesen Sie hier.