Der TSV Quellenhaupt Bornhöved hängt auf der Corona-Durststrecke fest

Eigentlich könnte Jan Philipp Krawczyk sein Dasein als Vorsitzender des TSV Quellenhaupt gerade so intensiv ausleben wie nie in seiner bisherigen Amtszeit. Im Neubaugebiet Himmelsblick hat er mit Ehefrau Annika gebaut – fast einen Steinwurf vom Seestadion und der durch den Q-Triathlon weithin bekannten Badestelle entfernt. Und auch die Sportstätten am Schulzentrum sind fußläufig locker erreichbar. Statt von Hamburg aus, wo er auch zuletzt gewohnt hatte, seinem Beruf als IT-Berater nachzugehen, arbeitet der 36-Jährige aus dem Homeoffice in Bornhöved. Da könnte man doch ganz nah dran sein am Vereinsleben. Zuletzt konnten nur einige Online-Einheiten geboten werden: Aber der Sportbetrieb ruht. Lediglich Pilates- und Workout-Stunden bei Christina Ritter sind zuletzt möglich gewesen – online. Wann wieder ein regulärer Sportbetrieb möglich ist, steht noch in den Sternen. Und ob die schrittweise Lockerung ab Montag, die zunächst den Individualsport im Blick hat, hilfreich sein wird, kann der Vereinschef nicht absehen. "Bis auf wenige Wochen im vergangenen Sommer war richtiger Vereinssport nicht möglich. Auch unsere zentralen Veranstaltungen wie der Q-Tri und Nightrun, sowie die Fußballturniere um den Honda- und den Gothmann-Cup konnten wir nicht durchführen." Letztere als FSG Saxonia, in der die Bornhöveder mit dem TSV Wankendorf und SV Schmalensee kooperieren. Es fehlt ganz deutlich an Gemeinschaft: All diese Ausfälle würden schmerzen. Mehr noch: "Es fehlt das, was den Sportverein ausmacht – Gemeinschaft. Und die ist neben dem Sport wichtigste Grundlage für das Vereinsleben", unterstreicht Krawczyk, der seit 2019 Vorsitzender im etwa 555 Mitglieder großen TSV ist. Über 100 mehr waren es noch vor einem Jahr gewesen. Die seien aber nicht unbedingt in den Mannschaftssportarten verloren gegangen: "Der Löwenanteil ging in der Altersgruppe 0 bis 13 verloren, über die Hälfte davon im Bereich Kinder- und Eltern-Kind-Turnen", habe der Vorstand ermittelt. Über 100 Mitglieder in der Pandemie verloren: Dort, wo Kinder sich wegen der Pandemie nicht beschäftigen konnten, seien sie von den Eltern abgemeldet worden, Familien seien in dem Zusammenhang ausgetreten. "Dagegen halten uns die Mitglieder in den Teamsportarten und insbesondere die Älteren echte Treue, zahlen ihre Beiträge und setzen wie wir darauf, dass diese besondere Situation einmal ein Ende hat", beschreibt Krawczyk. Er hofft aber auch, die junge Altersgruppe mit den Angehörigen zurückgewinnen zu können: "Über 100 Mitglieder verlieren heißt auch, einen nicht unerheblichen Teil Mitgliedsbeiträge nicht einsetzen zu können. Und die benötigen wir natürlich, um das Gesamtangebot aufrechterhalten und Betriebskosten zahlen zu können." Immerhin: Angesichts der wegen Corona nicht angefallenen Ausgaben sei das laufende Jahr finanziell in relativ trockenen Tüchern – "wir können durchhalten". Jubiläum wäre ein Anlass zur Eigenwerbung: Das 111-jährige Bestehen könnte ein Anlass sein, Zugewinne bei den Mitgliedern zu erzielen. Aber: "Dass wir im Mai im Seestadion wie ursprünglich geplant ein Spielefest aufziehen können, um damit für uns zu werben und zum Ausdruck zu bringen, was Sport im Verein ausmacht, bezweifle ich im Augenblick ganz stark", sagt Krawczyk. Immerhin wolle man die Vereinschronik, die zuletzt zum 100-jährigen Bestehen erschienen war, in aktualisierter Fassung herausgeben. Ein Nachtlauf Anfang Mai – bevorzugt von den Kindern und Jugendlichen der Sventana-Schule frequentiert – und selbst die Durchführung des Triathlons im August, bei dem viele Helfer zur Gruppe Ü70 zählen, stehen hart auf der Kippe. Viele Pläne warten auf baldige Umsetzung: Vor sich her schiebt der TSV Quellenhaupt die Einweihung seiner "Qultbude" im Seestadion, die mit viel Herzblut in Eigenleistung entstanden ist und sich ins Ensemble rund um das Fußballviereck einfügt, dem ein neues Umkleidegebäude hinzugefügt werden soll. Der neu gegründete Fußball-Stammtisch hat noch nicht oft fachsimpeln können und im Sportlerheim neben der Amtssporthalle "warten" frisch montierte Dartscheiben darauf, dass die brandneue Sparte des Vereins den Betrieb aufnehmen kann. "Das beschreibt die aktuelle Situation recht deutlich", sagt Jan Philipp Krawczyk: "Es wird Zeit, dass endlich die ersten Pfeile fliegen."