Die Holstentherme Kaltenkirchen halten an teurem Bauprojekt fest

Ein chronologischer Rückblick: Am 14. März vergangenen Jahres musste das Erlebnisbad mitsamt Saunalandschaft und Fitnessclub zum ersten Mal schließen. Während der Fitnessclub Ende April unter Auflagen wieder öffnen durfte, blieben Spaßbad und Saunen zu. Mit einem Monat Verspätung konnte zumindest das Freibad in Betrieb genommen werden. Im September kämpfte die Therme um die Wiedereröffnung der Saunalandschaft, was in ganz Deutschland längst wieder erlaubt war, nur in Schleswig-Holstein nicht. Ein Brandbrief an die Landespolitik und die Einbeziehung der Presse brachten Erfolg: Am 1. Oktober durfte das ganze Erlebnisbad öffnen. Doch das Glück währte nicht lang: Der zweite Lockdown (light) sorgte gleich Anfang November wieder für die Schließung des gesamten Hauses. Vor April dieses Jahres rechnet dort niemand mit einer erneuten Wiedereröffnung. Zwei Millionen Minus in 2020: Das Entsetzen war groß. "Ein Dreivierteljahr war das Erlebnisbad geschlossen. Und jeden geschlossenen Monat verlieren wir zwischen 200.000 und 250.000 Euro", sagt Hinkeldey. Das Jahr 2020 schließt die Therme mit einem Minus von zwei Millionen Euro ab. "Vorher hatten wir eine schwarze Null." Lesen Sie auch: Inzidenz über 200: Die große Angst vor der Corona-Mutation in Eckernförde Telefon-Anmeldung zur Corona-Impfung ab Februar nur noch für Senioren Aktuelle Zahlen und Grafiken: So entwickelt sich das Coronavirus Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Bei 60 Prozent weniger Gästen kein Wunder. Staatliche Hilfen seien bis auf eine Einmalzahlung von 50.000 Euro im Dezember noch nicht gezahlt worden. Anträge seien gestellt, so Hinkeldey: "Aber wir wissen noch nicht, ob wir als öffentliche Einrichtung überhaupt berechtigt sind, Hilfen zu erhalten. Da ändern sich die Informationen immer wieder." Städtische Betriebe gleichen Verlust aus: Da die Holstentherme der Städtischen Betriebe GmbH gehört, müssen keine Kredite aufgenommen werden. "Wir haben einen Verlust-Ausgleichsvertrag mit den Städtischen Betrieben. Das heißt, wir geben den Gewinn ab, im Umkehrschluss wird aber auch das Minus ausgeglichen", erklärt der Geschäftsführer. "Und das ist jetzt zum ersten Mal der Fall." Sollte es keine staatlichen Hilfen geben, müssten aber die Städtischen Betriebe künftig Kredite aufnehmen. Kurzarbeit und kein Ehrengast: Alle festangestellten Mitarbeiter befinden sich in Kurzarbeit, die Verträge der Aushilfen sind stillgelegt. Einige Abteilungsleiter halten mit 20 Prozent der Arbeitszeit Verwaltungsprozesse und Tätigkeiten am Laufen, berichtet Hinkeldey: "Es ist schwer, wenn man lange Zeit nichts zu tun hat, keine Aufgaben hat, wenn man morgens aufsteht." Um die Mitarbeiter so gut es geht zu motivieren, gebe es immer mal wieder Videokonferenzen. "Wir hatten eine digitale Weihnachtsfeier mit Zauberer und Künstlern. Das war toll, wiegt die Kurzarbeit aber natürlich nicht auf." Im letzten Jahr hätte die Therme sogar den zehnmillionsten Gast erwartet. 7,8 Millionen für Paradies-Insel: Trotz der ganzen Lockdown-Nebenwirkungen will die Holstentherme an dem geplanten großen Erweiterungsbau festhalten. 7,8 Millionen Euro sollen in einen neuen Erlebnisbad-Bereich namens "Paradies-Insel" investiert werden. "Wir sind schon in den Detailplanungen. Mitte des Jahres trifft der Aufsichtsrat der Städtischen Betriebe die endgültige Entscheidung zum Bau", so Hinkeldey. "Es kann dann 2022 schon losgehen." Ein Jahr Bauzeit ist geplant. Danach soll dann das bereits bestehende Erlebnisbad umfassend saniert werden. "Mitte, Ende 2023 ist die Therme dann um 100 Prozent Erlebnisfläche erweitert." Projekte zur Verbesserung der Holstentherme: Aufgrund der Schließung und der gleichbleibenden Kosten hat die Holstentherme zum 1. Januar dieses Jahres die Tarife um 10 Prozent angepasst. Das gehe einher mit vielen Verbesserungen im Angebot für die Gäste. Denn auch andere Projekte laufen bereits oder sind in der Vorbereitung: Im Sommer werden die Umkleide- und Sozialräume der Mitarbeiter vergrößert. In der Saunawelt wird der Außenpool-Umgang saniert und angehoben. "Das ist uns nur möglich, weil wir geschlossen haben. Unser Ziel ist ein ebenerdiger Pool", erklärt Hinkeldey. Außerdem erhält die neue Mexiko-Sauna eine Dachterrasse. In diesem Jahr will die Therme außerdem eine "Schwimmkurs-Offensive" starten. "Es gibt durch die Schließungen sicherlich einen großen Schwimmkurs-Stau. Deshalb wollen wir bei Bedarf bis zu 100 Prozent mehr Schwimmkurse anbieten in diesem Jahr", so der Geschäftsführer. Lesen Sie auch: Wirtschaft in Schleswig-Holstein verliert die Geduld Stefan Hinkeldey hofft, dass das Fitnesscenter schon in den kommenden Wochen wieder öffnen wird. Solange geschlossen ist, werden keine Clubbeiträge erhoben. Hinkeldey: "Dann hoffen wir, dass ab April oder Mai auch wieder das Erlebnisbad Gäste empfangen darf."