Diehr, Schmidt, Deck und Klupp treten zur Bürgermeisterwahl an

Die Henstedt-Ulzburger haben dann die Qual der Wahl zwischen den beiden nominierten Bewerber Holger Diehr aus Rendsburg (CDU, unterstützt von BFB und FDP) und Ulrike Schmidt aus Eutin (unterstützt von SPD) sowie den freien Bewerbern Valentin Deck und Sascha Klupp, die mit ihren Familien in Henstedt-Ulzburg leben. Genau 23120 Männer und Frauen ab 16 Jahre dürfen am kommenden Sonntag entscheiden, wer Chef im Henstedt-Ulzburger Rathaus wird. Eingerichtet werden 17 Wahllokale in 16 Wahlbezirken, wie Gemeindesprecher Malte Pohlmann mitteilte. Gut 1980 Briefwahlunterlagen sind an Stimmberechtigte rausgeschickt worden. Wie viele davon schon zurückgekommen sind, ist nicht klar. Erst am Sonntag werde gezählt, so Pohlmann. Die Ergebnisse laufen Sonntag ab 18 Uhr im Rathaus ein. Interessierte sind dort willkommen. Ulrike Schmidt will weiter an Haustüren klingeln: „Die Hausbesuche sind für mich das Wichtigste, der direkte Kontakt zu den Menschen“, sagt Ulrike Schmidt. Und deshalb werde sie auch in den letzten Tagen vor dem Entscheidungstag an Haustüren stehen, klingeln und das Gespräch suchen. Der Wahlkampf – seitdem sie Ende Oktober von der SPD vorgestellt wurde – habe Kraft gekostet, das gibt Schmidt zu. Noch nie in ihrem Leben habe sie zwar kurz, aber sehr fest und gut geschlafen. Kein Parteibuch, alleine unterwegs: In den vergangenen Wochen habe sie sehr viele Informationen erhalten über Henstedt-Ulzburg und Menschen kennengelernt. „Man spürt bei den Bürgern die Liebe zu ihrer Gemeinde“, hat Schmidt festgestellt. Der Ort und deren Entwicklung liege ihnen am Herzen. Obwohl sie von der örtlichen SPD nominiert worden ist, besitzt Ulrike Schmidt kein Parteibuch und hat immer großen Wert darauf gelegt, nicht mit einer großen SPD-Schar im Anhang bei Terminen aufzutauchen. Spende von Unternehmer abgelehnt: Den Wahlkampf habe sie selbst finanziert, wobei sie eine genaue Summe nicht nennt. Es habe Einzelpersonen gegeben, die Geldspenden gegeben hätten, einem Unternehmer, der sie finanziell unterstützen wollte, habe sie abgesagt. Sie wolle neutral bleiben, erklärt Ulrike Schmidt, die als Verwaltungsleiterin bei der OSZE tätig war. Sie hofft, dass sich im ersten Wahlgang ein Kandidat durchsetzt, erwartet aber bei vier Bewerbern eine Stichwahl. Holger Diehr beklagt Anfeindungen: Holger Diehr, CDU-Mitglied und unterstützt auch von BFB und FDP, wurde von Anfeindungen in den sozialen Medien überrascht. Er habe viel Kritik an seiner Person lesen müssen. Eine Stimmungsmache gegen ihn im Netz habe er so noch nicht erlebt. Der Vandalismus gegen seine Plakate – gerade die drei Großplakate – ärgere ihn sehr. „Das war ja auch viel Aufwand und viele haben beim Aufstellen mitgeholfen“, meint Diehr. Unternehmen gab Spenden an CDU, BFB und FDP: Der ehemalige Bürgermeister in Fockbek hat nach eigenen Angaben mehrere tausend Euro in den Wahlkampf gesteckt. „Das tut schon weh“, gibt Diehr zu. Die drei Fraktionen, die ihn nominiert haben, haben nach seinen Angaben von einem Unternehmer des Ortes jeweils 500 Euro an Spenden speziell für den Wahlkampf erhalten. „Ich freue mich über jeden Spender, ganz ehrlich“, sagt der ehemalige Polizist. Die Überraschung hätte 2014 nicht größer sein können. Auf Anhieb hatte der parteilose Einzelbewerber Stefan Bauer aus Henstedt vor sechs Jahren die Wahl um den Bürgermeisterposten gewonnen. Er setzte sich schon im ersten Wahlgang gegen die Mitbewerberinnen Doris Baum (nominiert von SPD und WHU) und Susanne Bendfeldt (CDU, unterstützt von BFB) durch und schaffte die Sensation. Am 16. März um 19.20 Uhr verkündete der damalige Gemeindewahlleiter Joachim Gadigk das Endergebnis. Bauer holte mit 51,3 Prozent die absolute Mehrheit. Der Polizist ließ Doris Baum mit 33 Prozent und Susanne Bendfeldt mit 15,7 Prozent weit hinter sich. Die Wahlbeteiligung hatte bei 43,2 Prozent gelegen. Schon früh hatte sich beim Auszählen die Überraschung abgezeichnet. In traditionellen CDU-Hochburgen wie Götzberg siegte Stefan Bauer. Letztlich holte er in allen bis auf einen Wahlbezirk die meisten Stimmen und konnte mit seinem Wahlkampfteam feiern. Am 1. Juni 2014 trat Stefan Bauer sein Amt an – und hatte es seitdem oft nicht leicht mit der Politik. Etliche Krisengespräche, gegenseitige Vorwürfe hinter geschlossenen Türen, aber auch in der Öffentlichkeit zeichneten seine Amtszeit aus. Im Sommer 2019 verkündete Bauer, erneut antreten zu wollen. Das Blatt sollte sich allerdings noch mal wenden: Ende vergangenen Jahres verlangte der Rathauschef von den Fraktionen ein klares Bekenntnis zu seiner Person. Der offene Brief sorgte für viel Wirbel. Zu dem Zeitpunkt hatte die SPD bereits Ulrike Schmidt in das Rennen geschickt. Es gab zwar Gespräche mit einzelnen Gemeindevertretern, aber weder CDU, WHU, Bündnis 90/Die Grünen noch BFB und FDP standen Bauer zur Seite. Seine Konsequenz folgte. Stefan Bauer teilte mit, nicht für eine zweite Amtszeit anzutreten und überließ den jetzigen vier Bewerbern das Feld. Abschlussparty im Hause Dornquast: Auch Diehr will heute und Freitag noch Haustürwahlkampf machen. Am Freitagabend ist Abschlussparty bei Familie Dornquast. Sonnabend geht es noch mal mit einem Stand auf den Wochenmarkt und dann sei Schluss. Holger Diehr hofft, gleich am Sonntag die absolute Mehrheit der Stimmen zu bekommen, rechnet aber mit einer Stichwahl drei Wochen später. Der "Bürgermeister der Herzen": Valentin Deck, der wegen seiner freundlichen und höflichen Art schon mal als „Bürgermeister der Herzen“ bezeichnet wurde, hat vor dem Wahlsonntag keine weiteren Termine. „Wenn ich die Zehn-Prozent-Hürde schaffe, dann bin ich stolz auf mich“, sagt der Mitarbeiter des archäologischen Landesamtes selbstbewusst. Er spricht von einem fairen Wahlkampf, der zwar anstrengend gewesen sei, bei dem er aber viel über seinen Heimatort erfahren habe. „Ich habe gehört, was den Henstedt-Ulzburgern auf der Seele liegt“, sagt Deck, der dankbar für die Erfahrung eines Bürgermeisterwahlkampfes ist. Um die 600 Euro hat er nach eigenen Angaben für die Promotion seiner Person ausgegeben. Augenoptiker musste auch noch Geschäft führen: „Ich habe alles aus eigener Kraft gemacht“, betont Sascha Klupp, Augenoptiker mit eigenem Geschäft auf dem Rhen. Er war der einzige Bewerber, der „nebenbei“ noch einen Job zu erledigen hatte. „Wenn man alleine davor steht, dann ist das eine ganz schöne Hausaufgabe“, gibt Klupp zu. Auch finanziell: Etwa 1000 Euro habe ihn der Wahlkampf gekostet. Froh wäre er – das gibt Klupp offen zu – wenn er 10 Prozent holen könnte. Er sieht es als Vorteil an, keine Partei hinter sich zu haben, die ihn unterstützt. Ortsverbundenheit, das zähle. Mehr Nachrichten aus dem Kreis Segeberg lesen Sie hier.

Henstedt-Ulzburg - Endspurt im Bürgermeisterwahlkampf