Direktor Frank Ulrich Bähr verlässt Städtisches Gymnasium in Bad Segeberg

Auch wenn Ende des Monats für ihn unwiderruflich Schluss sein wird: Nach nahender Pensionierung sieht es in seinem Büro mit dem übervollen Schreibtisch ganz und gar nicht aus. Letzter Arbeitstag am 29. Januar: Seinen offiziell letzten Arbeitstag hat der 64-jährige Fachlehrer für Deutsch und Englisch – im Februar wird er 65 – am 31. Januar. Weil das ein Sonntag ist, wird Frank Ulrich Bähr bereits zwei Tage vorher das letzte Mal die Tür hinter sich schließen – zumindest vorerst. Er habe sich in vielen Gesprächen davon überzeugen lassen, den richtigen Abschied nachzuholen, wenn die Corona-Pandemie es zulässt, erzählt er im Gespräch mit KN-Online. Dass die aktuellen Einschränkungen noch nicht einmal eine abgespeckte Variante im kleinen Kreis zuließen, bedaure er natürlich sehr. Abschiedsfeier soll nachgeholt werden: Für einen möglichen Nachholtermin mit vielen langjährigen Weggefährten wolle er aber dennoch einen zeitlichen Rahmen setzen. "So bis Ende des Schuljahres." Ansonsten sei einfach zu viel Zeit vergangen. "Schule ist unglaublich schnelllebig." Und irgendwann müsse der Wechsel zu seinem Nachfolger Thomas Schwerin, derzeit noch stellvertretender Leiter der Gemeinschaftsschule am Burgfeld, ja auch endgültig vollzogen sein. Den neuen Chef habe er im Übrigen einst noch als Referendar an seiner Schule gehabt, schmunzelt Bähr. Umfrage unter den Schülern: Das STG mit aktuell 807 Kindern und Jugendlichen so lange wie möglich durch diese schwierige Zeit zu steuern, stellt die wohl größte Herausforderung innerhalb der vergangenen knapp zwei Jahrzehnte dar – vermutlich größer als der politisch gewollte Wechsel von G9 zu G8 und wieder zurück. Die sich ständig ändernden Vorgaben aus dem Bildungsministerium machen das tägliche Management auch jetzt nicht einfacher. Aktuell wird an der Hamburger Straße nur der Abitur-Jahrgang (Q2) in Präsenz unterrichtet. Wie der Betrieb ab kommender Woche läuft, muss noch entschieden werden. "Einfließen sollen dabei die Ergebnisse einer noch laufenden Umfrage unter den betroffenen Schülern", erläutert Bähr. Lesen Sie auch: Schüler spenden Geld für Abiball Zwei Varianten ständen zur Diskussion: entweder alle Fächer in der Schule zu unterrichten, oder nur die Kern- und Profilfächer – den Rest also auf Distanz. Ein erstes Meinungsbild habe zuletzt etwa Fifty-Fifty gezeigt. "Weil dieser Jahrgang mit 66 Schülerinnen und Schülern eher klein ist, hätten wir überhaupt keine Probleme, ihn im Gebäude so zu verteilen, dass alle Hygienevorschriften penibel eingehalten werden." "Nichts ist besser als Präsenzunterricht": Bährs eigene Haltung in dieser Frage ist eindeutig: "Kein Unterricht ist besser als Präsenzunterricht." Das gelte, obwohl die Schule für das Homeschooling inzwischen sehr gut aufgestellt sei. Der Erfolg des Fernunterrichtes stehe und falle – abgesehen von der technischen Ausstattung – allerdings mit dem unmittelbaren Kontakt zwischen Lehrern und Schülern. "Mindestens einmal die Woche direkter Austausch, das ist die Lebensbedingung." Ob per Telefon oder Chat sei dabei zunächst zweitrangig. Fast an der Dahlmannschule gelandet: Noch fällt es schwer, sich Bad Segebergs jüngeres Gymnasium neben der Dahlmannschule ohne den immer so besonnen wirkenden Mann mit dem Vollbart vorzustellen. Dabei wäre der inzwischen dienstälteste Direktor in der Geschichte des STG damals fast bei der Konkurrenz am Markt gelandet. Vor seinem Wechsel habe er am damaligen Kreisgymnasium, heute Küsten-Gymnasium, in Neustadt (Holstein) unterrichtet, berichtet Bähr. Weil er mit seiner Frau Dita – ebenfalls Gymnasiallehrerin für Deutsch und Englisch, die er während des Referendariats kennengelernt hatte – schon seit 1986 in Bark lebt, habe er sich um eine Versetzung in Richtung Bad Segeberg bemüht. "Das hat geklappt. Der damalige Leiter der Dahlmannschule, Jochen Paustian, hat mich intern schon als Zugang angekündigt." Lesen Sie auch: Keine Klassenräume mehr Doch dann funkten im letzten Moment plötzlich zwei andere Herren dazwischen: Hans-Günter Sieh und Ulrich Oumar, der damalige Direktor des "Städtischen" und sein Stellvertreter. "Oumar hatte die Idee, Sieh griff zum Telefon." Ob der 46-Jährige sich denn auch die Leitung eines Gymnasiums vorstellen könne? "Als bloßer Zählkandidat wollte ich aber nicht antreten", erinnert sich Bähr. Doch als man ihm versichert habe, seine Chancen auf den Posten ständen sehr gut, habe er sich beworben. Der Rest ist Geschichte. Lesen Sie auch: Das ist das Städtische Gymnasium Seinem Verhältnis zum leicht düpierten Paustian habe das Ganze aber nicht geschadet, betont er. Trotz, wie sich herausstellte, recht unterschiedlicher Führungsphilosophien sei die Zusammenarbeit über die Jahre immer offen und vertrauensvoll gewesen. "Was wir abgesprochen hatten, das galt." Ein wichtiger Fortschritt: Trotz aller Konkurrenz zwischen STG und DMS wurde nicht mehr jeder wechselwillige Schüler einfach freudig angenommen. "Wir haben immer im Einzelfall geprüft, ob es wirklich nachvollziehbare und überzeugende Gründe gibt." Das sei nicht immer der Fall gewesen. Kommunikation ist das A und O: Kommunikation sei ohnehin das A und O auf dem Posten eines Schulleiters, ist der 64-Jährige überzeugt. Sich Bähr mit hochrotem Kopf bei einem Wutanfall vorzustellen? Unmöglich. "Das ist einfach nicht mein Naturell", sagt er selbst. Ein paar Situationen habe es in den gut 18 Jahren aber doch gegeben, "wo es hier im Büro richtig zur Sache ging". Es seien nun einmal nicht alle Konflikte einvernehmlich zu regeln. Dennoch könne er zurückblickend für sich sagen, mit seiner Entscheidung für den Job absolut richtig gelegen zu haben. "Ich bin jeden Tag mit ganz viel Zufriedenheit nach Hause gegangen." Mehr Zeit für die drei Töchter: Dort, auf dem weitläufigen Grundstück eines früheren Landwirtschaftsbetriebes, warteten nun reichlich Aufgaben auf ihn, erzählt er. In den letzten Jahren sei eben doch allerlei liegen geblieben. Die bald freie Zeit wolle er zudem nutzen, um zu lesen und zu reisen. Vor allem in Südeuropa reizten ihn einige Länder und Ziele. Vor allem freue er sich aber darauf, seine drei Töchter Alin (32), Leslie (30) und Lisann (28) zukünftig häufiger zu sehen, die in Kiel, Österreich und Frankfurt am Main lebten. Aber auch an die Stadt Bad Segeberg als Trägerin des Gymnasiums hat Frank Ulrich Bähr noch ein paar Wünsche – nicht für sich, für die Schule. "Wir brauchen mehrere neue Klassenräume, einen naturwissenschaftlichen Raum, am besten für Biologie, und – endlich – die seit Jahren versprochene Aula." Dieses vertraute "Wir" im Zusammenhang mit dem STG dürfte er sich auch ab Februar nicht so rasch abgewöhnen.