Dr. Manfred Stein übergibt Praxis in Kaltenkirchen an zwei Ärztinnen

Eigentlich wollte Dr. Manfred Stein trotz seiner 66 Jahre den Arztkittel noch nicht an den berühmten Nagel hängen. Doch leider hätten sich seit November die Ereignisse überschlagen, sodass er sich gezwungen sah, seine Praxis zum 1. April nach exakt 32 Jahren zu schließen. Seine Patienten müssen sich jedoch keine Sorgen machen. "Durch eine glückliche Fügung bin ich an zwei junge Ärztinnen herangeführt worden, die sich hier neu niederlassen und die Praxis übernehmen werden", freut sich Stein. Ärztliche Mitarbeiterin will aufhören: Am 1. April 1989 hatte der gebürtige Schwabe seine eigene Praxis in Kaltenkirchen eröffnet. Damals noch in der Treuburger Straße als Nachfolger von Dr. Stüben. Inzwischen hat Stein seine Räume verlegt. Diese befinden sich seit mittlerweile über 20 Jahren am Flottkamp 124, wo sich die Patienten die Klinke in die Hand geben. "Rund 20.000 führen wir in unserer Kartei, die in den über drei Jahrzehnten bei uns Hilfe gesucht haben", sagt der Allgemeinmediziner, der deshalb auch ärztliche Unterstützung braucht. Und hierin liegt der eigentliche Grund für das Praxisende. "Im November letzten Jahres hat mir meine ärztliche Mitarbeiterin Bettina Frosch mitgeteilt, dass sie aus privaten Gründen ab April aufhört", so Stein. Das habe er außerordentlich bedauert, "zumal wir in den vergangenen fünf Jahren ein tolles, zuverlässiges, vertrauensvolles und absolut kompetentes Gespann waren". Über viele Wege einen Nachfolger gesucht: Er habe dann über alle ihm zur Verfügung stehenden Kanäle wie die Kassenärztliche Vereinigung, Praxis- sowie Landarztbörse oder sogar Arztvermittlungsportale versucht, einen Ersatz für die scheidende Ärztin zu bekommen. "Das ist leider kläglich gescheitert", bedauert Stein und fährt fort: "Nicht ohne Grund haben in Kaltenkirchen die Praxen von Dr. Eva Lund und Dr. Carsten Wahn keine Nachfolger bekommen, sodass diese schlichtweg stillgelegt wurden." Dieses Schicksal habe er für seine Patienten und Mitarbeiterinnen unter allen Umständen vermeiden wollen. Weil Stein sich nicht in der Lage sah, ab April für zwei Ärzte voll zu arbeiten, was er ein halbes Jahr als Überbrückung machen musste, bevor Bettina Frosch anfing, habe er nach einem Kompromiss suchen müssen. Gewünscht habe er sich, so Stein, dass die Praxis von einem sogenannten Neugründer übernommen werde und er sich dort für eine gewisse Zeit anstellen lassen könne. Aber auch das habe sich nicht als realistisch erwiesen, "da die meisten Patienten dann weiterhin zum gewohnten Senior-Chef gehen möchten und die Neugründer ihre eigene Handschrift nicht verwirklichen können". Lesen Sie auch: Zwei neue Hausärzte für Kaltenkirchen Durch eine "glückliche Fügung", wie Stein sagt, sei er über sein Netzwerk mit zwei jungen Ärztinnen in Kontakt gekommen, die sich in Kaltenkirchen selbstständig machen wollten, weil hier freie Arztsitze zur Verfügung standen. Inzwischen sei mit ihnen auch vertraglich alles unter Dach und Fach. Wegen der Übergabemodalitäten bleibt die Praxis Ende März eine Woche geschlossen. Die beiden Neuen haben zusammen studiert: Bei den beiden Medizinerinnen, die das bisherige Angestelltenteam übernehmen werden, handelt es um Dr. Julia Sedlaczek (43) und Maike Gildhoff (42) aus Hamburg. Sedlaczek ist der Raum Kaltenkirchen nicht fremd, denn ihr Mann Markus betreibt in Kisdorf eine Zahnarztpraxis. Sie hat in Hamburg studiert, war in der Stadt im Angestelltenverhältnis als Hausärztin tätig und arbeitet zurzeit noch beim Hamburger Gesundheitsamt, wo sie für die Corona-Kontaktnachverfolgung zuständig ist. Maike Gildhoff kennt sie schon lange. Beide haben zusammen studiert, arbeiteten auch bereits in der Notaufnahme des Itzehoer Krankenhauses zusammen. Lesen Sie auch: Eine Stadt auf der Suche nach Ärzten 2012 erhielt Maike Gildhoff ihre Anerkennung als Fachärztin für Innere Medizin, zwei Jahre später auch die Anerkennung als Fachärztin für Kardiologie. Seit 2016 ist sie als hausärztliche Internistin in einer Norderstedter Praxis angestellt. Jetzt freuen sich die beiden Frauen auf ihre Selbstständigkeit. Dr. Stein will Sport treiben und reisen: "Ich habe noch keinen Plan, wie es für mich weitergeht", sagt hingegen Stein, der vor dreieinhalb Jahren mit seiner Frau Ina von Sievershütten nach Hamburg gezogen ist. "Ich werde aber ganz viel Sport treiben, Radfahren, Golfen und ins Fitnessstudio gehen." Und, wenn es Corona wieder erlaubt, gerne nach Neuseeland reisen. Natürlich werde er seine Patienten vermissen. So habe er in den über 30 Jahren bei vielen Familien vier Generationen betreut. "Das verbindet schon." Was ihn in all den Jahren hingegen sehr geärgert habe, sei die "Mangelverwaltung", wie Stein es nennt. So sei zum Beispiel zu wenig Grippe-Impfstoff vorhanden, "und das Gleiche erleben wir gerade auch mit dem Corona-Impfstoff". Deshalb sagt er auch: "Hier ist meiner Meinung nach von der Politik viel falsch gemacht worden."