Drei Straßen in Henstedt-Ulzburg erhalten informative Zusatzschilder

Ebenso am Hein-Timm-Weg (Rhen) und dem Galgenweg in Ulzburg-Süd. Jährlich werden drei bis fünf Straßenbezeichnungen mit weiteren Informationen zum Namen ausgestattet. Archivar Volkmar Zelck hat nach eigenen Angaben eine Liste der Straße und Wege, die diese Erklärungen "verdient" haben. Emil Andreas Friedrich Krumpeter war Henstedter Amtsvorsteher: Der Krumpeterweg beispielsweise erinnert an Emil Andreas Friedrich Krumpeter, der 1860 in Fissau bei Eutin zur Welt kam. Wenige Jahre später erwarben seine Eltern den Hof Stegelkamp in der Götzberger Gemarkung. Der Vater Claus Frahm Krumpeter wurde der erste Amtsvorsteher im neugebildeten Amt Henstedt mit den Gemeinden Götzberg, Henstedt und Wakendorf II. Emil Krumpeter heiratete 1886 die Henstedter Großbauerntochter Rebekka Kröger. 1891 übernahm er die Götzberger Hofstelle. Spätestens 1897/98 wurde er in Henstedt ansässig und übernahm hier früh Ämter: Er war Mitglied in der Schulkommission und im Kirchenvorstand. Er war Mitgründer der neuen Henstedter Meiereigenossenschaft der Kleinbauern. Nach dem frühen Tod seiner ersten Ehefrau heiratete er Emilie Elisabeth, geborene Kiehn aus Fuhlsbüttel, deren Familie durch Landverkauf für das Hamburger Flughafengelände vermögend war. Um 1906 errichtete das Ehepaar Krumpeter neben der Henstedter Kirche ein villenähnliches Wohnhaus im Jugendstil. Dieses Haus wurde zum Amtssitz, denn 1911 wurde Emil Krumpeter zum Henstedter Amtsvorsteher gewählt. Ein reicher, aber unauffälliger Mann: Emil Krumpeter war eine schillernde Persönlichkeit. Das hat Archivar Zelck herausgefunden. "Er hatte viel Grundbesitz erworben und galt als der reichste Mann der Gegend. Dabei achtete er nicht auf sein Äußeres", sagt Volkmar Zelck. Krumpeter trug einen ungepflegten Bart, benutzte Bindfäden als Schuhsenkel, und als sein Markenzeichen galt ein alter Strohhut als Kopfbedeckung. "Es gibt verschiedene Anekdoten, dass er aufgrund seiner abgerissenen Erscheinung als Vagabund von ortsfremden Polizisten festgehalten wurde", sagt Zelck. Krumpeter sei oft mit einem fürchterlich quietschenden Karren durchs Dorf gelaufen. Er war als Anhänger der alten Monarchie ein Gegner der Revolution von 1918 und der neuen Republik; anscheinend nach dem Vorbild der "Orgesch" (eines republikfeindlichen Selbstschutzverbandes) stellte er eine Henstedter Bürgerwehr auf und ging während des Kapp-Putsches im März 1920 mit Waffengewalt am Ulzburger Bahnhof gegen die neugebildete sozialdemokratische Ulzburger Einwohnerwehr vor. Eine spätere Eingabe der SPD, Krumpeter seines Amtes zu entheben, war erfolglos. Ehepaar Krumpeter setzte sich für Siedler ein: Emil und Emilie Krumpeter galten als Wohltäter, die sich beispielsweise einer aus dem Osten ausgesiedelten Familie annahmen. Für die Kirchengemeinde gab Krumpeter zur Erweiterung des Friedhofs und zur Errichtung des Gefallenendenkmals Land ab. Ende der 1920er Jahre verpachtete er zu einem symbolischen Preis Grundstücke auf dem Rhen an wohnungslose Hamburger zur Errichtung von einfachen Wohnlauben. Weil er als Amtsvorsteher Baugenehmigungen für die Siedlerbauten ausstellte, kam es zu Auseinandersetzungen mit dem Henstedter Gemeindevorsteher sowie den Kreis- und Provinzialbehörden. Der Tod kam während einer Versammlung: 1929/1930 wurde Krumpeter von seinem Amt entbunden. Als viele Rhener Siedler nun keine Ansiedlungsgenehmigung mehr erhielten und ihnen die Räumung ihrer Wohnungen angedroht wurde, setzte Krumpeter sich weiter für Siedler ein, indem er formelle Kaufverträge abschloss und Wegekosten übernahm. Während einer Sitzung des Rhener Siedlervereins im Gasthaus "Zur Alsterquelle" bei Gastwirt Wischmann starb er im Januar 1932. Später wurde nach ihm als "Gründer des Rhen" eine Straße im Rhener Westen benannt. Auch in Ulzburg wurde eine Straße nach ihm beziehungsweise seiner Witwe benannt, da sie hier preisgünstig Grundstücke für kleine Wohnsiedlungsstellen abgegeben hatten. Emilie Krumpeter stellte während der NS-Zeit zudem das Beckersberg-Gelände der Gemeinde Ulzburg zur Verfügung. Emilie Krumpeter starb 1937. Als mit dem Zusammenschluss von Götzberg, Henstedt und Ulzburg zur Großgemeinde keine Straßennamen doppelt vorhanden sein konnten, wurde 1970 der Krumpeterweg in Ulzburg in "Gartenstraße" umbenannt. Hein Timm wurde 1908 geboren und entwickelte sich in den Nachkriegsjahren zum Hamburger "Volkssänger Nummer eins". Der beliebte Sänger, Komponist, Entertainer und Buchautor war einem breiten Rundfunk- und Fernsehpublikum durch seine Auftritte bei den Hafenkonzerten und in den NDR-Sendungen "Haifischbar" und "Aktuelle Schaubude" bekannt. Seit Beginn der 1960er Jahre wohnte er mit seiner Lebenspartnerin Gundi Hein auf dem Rhen. "Er war seiner Wohngemeinde sehr verbunden, wie seine unentgeltlichen Auftritte beim Wohltätigkeitsball des Hausfrauenbundes und beim Henstedt-Ulzburger Bürgerball zeigen", erklärt Henstedt-Ulzburgs Archivar Volkmar Zelck. 1983 erhielt der Wanderweg zur Alsterquelle im Ortsteil Rhen den Namen Hein-Timm-Weg. "Diese besondere Ehrung war für ihn mehr wert als seine zwei Goldenen Schallplatten oder die Medaille, die ihm 1980 vom Bundespräsidenten für seine Verdienste um die Volksmusik in Deutschland verliehen worden war", erinnern sich Zeitzeugen. 1985 starb er nach einem Bühnenauftritt in Norderstedt. Der Rhen war uninteressant für Bauern: Der Ortsteil Rhen gehörte früher zum Dorf Henstedt. Rhen war für die Landwirtschaft nicht besonders interessant, hat Volkmar Zelck herausgefunden. "Das war ein Heidegebiet, eine karge Fläche." Zur Weltwirtschaftskrise seien viele Hamburger aus der Stadt raus aufs Land gezogen und geflüchtet, dort gab es die Möglichkeit, im Garten Gemüse anzupflanzen. Auch der Zweite Weltkrieg mit dem zerstörten Hamburg und vielen Flüchtlingen aus dem Osten sorgte für einen Einwohnerzuwachs. Erst in den 1970er Jahren wurde der Rhen mehr und mehr zur besten Wohnlage des Ortes. Einwohnerverein Henstedt-Rhen hat 300 Mitglieder: "Ich liebe den Rhen", sagt Christel Stubbe. 1982 ist sie auf den Rhen gezogen. Inzwischen leitet sie den Einwohnerverein Henstedt-Rhen mit knapp 300 Mitgliedern. In dem Ortsteil sei alles vorhanden. Geschäfte, der Marktplatz mit Wochenmarkt, Kindergärten und Schule, Natur: "Es ist alles da, was man braucht", sagt die Seniorin. Sie freut sich besonders darüber, dass der Rhen im Laufe der Jahre wieder jünger geworden ist. Viele Familien finden in dem Ortsteil, der Norderstedt am nächsten liegt, ein neues Zuhause. "Ich bin mehr Rhenerin als Henstedt-Ulzburgerin", gibt Christel Stubbe schmunzelnd zu.